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Die Rache der Jagerin

Die Rache der Jagerin

Titel: Die Rache der Jagerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelly Medling
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diejenigen, die wir für unsere engsten Freunde halten.«
    »Wir beide sind verschlossene Menschen, Evy. Die meisten würden unsere Leiden ohnehin nicht verstehen.«
    »Stimmt, aber manche würden es versuchen, wenn man ihnen Gelegenheit dazu gäbe.« Ich legte meinen Kopf auf seine Schulter, und wir hielten uns eine Weile. Ich lauschte seinem Puls und dem leisen Strömen seines Atems. Ließ die Minuten in verständnisvollem Schweigen verstreichen, bis mich die Neugier doch übermannte. »Es hat drei Jahre gedauert, bis das System, das wir heute haben, geschaffen wurde?«
    »So ungefähr, ja.« Er ließ die Fingerspitzen an meinem Arm auf- und abwandern, so dass es kitzelte. »Stecke sechs eigenwillige und reizbare Leute, von denen keiner nachgeben kann oder Befehle entgegennehmen will, zusammen in einen Raum. Dazu kam das Problem, dass der Polizei unsere Streiche auffielen und dass wir also einen gewissen Schutz davor brauchten. Jemanden, der die jeweiligen Berichte verschwinden lassen konnte oder der bei einigen Aktivitäten ein Auge zudrückte.«
    »Die Hohen Tiere.«
    »Genau. Wir brauchten Leute im Inneren des Systems.«
    »Wyatt, sind von den ursprünglichen sechs welche …?«
    »Nein. Zwei von ihnen sind tot, und zwei weitere arbeiten im Ausbildungslager.«
    Ich rief mir die vier Ausbilder ins Gedächtnis, die uns im Lager gequält hatten. Sie waren allesamt ungefähr in Wyatts Alter, vielleicht bis zu zehn Jahren älter. Jeder von ihnen konnte einer der ursprünglichen Jäger sein, doch ich konnte mich nicht dazu durchringen, noch mehr in Wyatts Erinnerung zu wühlen. »Rufus und du seid der Rest«, ergänzte ich.
    »Ja. Ich weiß nicht, wie sie die Polizisten rekrutiert hat, die uns helfen, aber sie hat es getan, und ihre Identitäten sind eines der am besten gehüteten Geheimnisse der Triaden.«
    »Sie?«
    »Amalie hat das für uns organisiert.«
    Ein Ruck ging mir durch sämtliche Glieder. Amalie kannte die Hohen Tiere. Ich kam mir wie eine Vollidiotin vor, weil ich nicht früher daran gedacht hatte. Schon als die Triaden nur angedacht gewesen waren, hatte sie die Hände mit im Spiel gehabt. Würde sie sich tatsächlich dafür einspannen lassen, sie von der Spitze her wieder auseinanderzunehmen?
    »Denk gar nicht erst dran, Evy. Wenn Amalie geahnt hätte, was du mit Phin für einen Deal aushandelst, hätte sie …«
    »Was? Ihre Superwichtkräfte eingesetzt, um mich zu töten?«
    »Wahrscheinlich hätte sie ihren immensen Einfluss und ihre Macht benutzt, um dich am Erfolg zu hindern. Sie ist von der Sache der Triaden vollkommen überzeugt. Um Himmels willen, sie hat geholfen, uns zu erschaffen.«
    »Weil sie nicht wollte, dass die Menschen von anderen Kreaturen überrannt werden?«
    »Ja. Wenn wir die Kontrolle über diese Stadt verlieren, ist die Erste Kluft stärker gefährdet. Wir haben ja gesehen, was Tovin angerichtet hat. Wenn wir nicht da gewesen wären, um ihn aufzuhalten, würde es in der Stadt jetzt von Dämonen wimmeln.«
    »Das weiß ich, okay?«
    Er drückte mein Knie. »Phineas meinte, er würde auf Rufus verzichten, wenn wir ihm helfen. Das machen wir nun auch. Was hat es also noch für einen Zweck, die Hohen Tiere zu entlarven? Ging es nicht darum, Rufus zu retten?«
    Mich ärgerte, dass er recht hatte. Die Hohen Tiere zu entlarven war nur ein Mittel zum Zweck gewesen. Nun, da der Zweck erfüllt war, war dieses Mittel irrelevant geworden. Aber wenn ich einmal eine Idee im Kopf hatte, fiel es mir schwer, sie ruhen zu lassen. Solange Befehle wie derjenige, Sunset Terrace und mich zu neutralisieren, ergingen – Befehle, die ohne begründeten Verdacht oder ausreichende Beweise ausgesprochen wurden –, musste das System dringend überholt werden.
    Phin wollte, dass bei den Triaden auch Therianer arbeiteten. Die anderen Völker wollten mehr Einfluss und Selbstbestimmung, ohne ständig in der Angst leben zu müssen, von den Menschen eins aufs Haupt zu bekommen. Diese Forderung war keineswegs unverschämt. Vielleicht hätte dies den Konflikt mit Call und seiner Miliz verhindert. Und allen eine Menge Herzschmerz erspart.
    »Glaubst du noch immer an dieses System?«, fragte ich.
    »Meinst du das System, das zweimal versucht hat, dich umzubringen, das einen ganzen Werclan ausgelöscht hat und die Schuld für jedes Opfer eines Jägers dem Handler aufbürdet?« Er seufzte. »Ja, daran glaube ich. Sicher, es hat seine Fehler, aber unsere Absichten sind gut. Und wir haben keine Alternative.«
    »Und

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