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Die Rache der Jagerin

Die Rache der Jagerin

Titel: Die Rache der Jagerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelly Medling
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Auffälliges an ihm, außer dass er die Statur eines olympischen Schwimmers hat.«
    »Du hast ihn nie zuvor gesehen?«, fragte ich.
    »Nein, ich glaube nicht.«
    »Du glaubst nicht? Oder du bist dir sicher?«, bohrte Wyatt.
    Phin kniff die Augen zusammen. »Ich weiß, dass ich ihn nie zuvor gesehen habe. So wie sie sich unterhalten haben, scheinen Call und Snow eine gemeinsame Geschichte zu haben. Sie wirken wie alte Freunde und gehen vertraulich miteinander um.«
    »Von daher wäre es vielleicht hilfreich, Snows Vergangenheit zu durchleuchten, wenn man etwas über Calls Identität erfahren möchte«, meinte ich und schaute Wyatt dabei bedeutungsvoll an.
    Ohne auf mich einzugehen, sagte dieser zu Phin: »Ich nehme an, du hast kein Foto gemacht?«
    Phin schüttelte den Kopf. »Das hätte ich nicht hingekriegt, ohne dass es aufgefallen wäre. Aber ich habe andere Neuigkeiten. Er will sich mit dir treffen.«
    Kurz dachte ich, Phin hätte einfach nur vergessen, mich dabei anzuschauen. Doch sein Blick blieb unverwandt auf Wyatt gerichtet, dessen Augenbrauen beinahe mit dem Haaransatz verschmolzen. »Mit mir?«, fragte er, während ich gleichzeitig ein »Warum?« ausstieß.
    »Er hat mir nicht gesagt, warum«, antwortete Phin. »Ich habe gar nicht durchblicken lassen, dass ich dich kenne oder weiß, wo du dich aufhältst. Das hat er einfach so angenommen. Er meinte, ich solle dich heute Abend mitbringen.«
    »Nur Wyatt?«, fragte ich.
    »Ob du es glaubst oder nicht, Evy, nicht jeder weiß, dass du am Leben bist – nach deinem ersten Tod nicht und nach dem zweiten schon gar nicht.«
    »Das bedeutet, dass Call mich womöglich kennt«, sagte Wyatt.
    Er zog es tatsächlich in Erwägung, doch ich stemmte die Hände in die Hüfte. »Oder Snow kennt dich, Call spielt dabei mit, und einer von beiden will dir eine Kugel in den Kopf jagen. Du darfst nicht …«
    »Nicht?« Er stand auf und ballte die Fäuste. »Er ist der Bösewicht, Evy, und er will mir Auge in Auge gegenübertreten. Wie oft bekommt man eine solche Gelegenheit?«
    »Wie schon gesagt, normalerweise tötet der Bösewicht den unbedarften Helden. Du läufst ihm direkt in die Falle, Wyatt.«
    In seine Augen trat ein gefährliches Flackern. »Wenn Call sich mit dir treffen wollte, wärest du längst auf dem Weg zu ihm und hättest all meine Bedenken in den Wind geschlagen.«
    »Ich …«
    Was? Damit hatte er mich festgenagelt, und das war mir so klar wie ihm. Jedes Argument, das ich ihm entgegenhalten konnte, würde er abschmettern, denn ich hatte keine guten Einwände. Ich war nur eigennützig und ertrug es nicht, nicht im Zentrum des Geschehens mitzumischen.
    »Falls euch das weiterhilft«, meldete sich Phin, »ich hatte nicht den Eindruck, als wollte Call ihn umbringen. Er schien eher an einem Gespräch interessiert zu sein.«
    »Hat er angedeutet, um was es dabei gehen soll?«, erkundigte Wyatt sich.
    »Er hat fast gar nichts gesagt, sondern das Reden zum größten Teil Snow überlassen. Es ging viel um das Übliche. Darum, dass die Völker sich selbst überwachen und diejenigen verfolgen sollten, die sich irgendwelcher Verbrechen gegen sie schuldig gemacht haben.« In seinen Worten lag keine direkte Anklage, doch Wyatt zuckte trotzdem zusammen.
    »Wyatt«, wandte ich mich an ihn. »Warum hat mir der Älteste der Kitsune wohl geraten, dich nach Snows offener Rechnung mit den Triaden zu fragen? Warum ausgerechnet dich? Was hast du dem Clan der Kitsune angetan?«
    Frostig und undurchdringlich wie ein Eisblock stand meine Frage im Raum. Wyatt erstarrte vollständig, und sein Gesicht war ausdruckslos. Nach all den verschiedenen Emotionen, die ich innerhalb so kurzer Zeit darin gesehen hatte, erstaunte mich die Leere in seinen Zügen. Alles deutete nunmehr auf eine bestimmte Sache hin, die er verheimlichen wollte.
    »Du«, sagte Phin schockiert und starrte Wyatt mit großen Augen an. »Du hast Rain umgebracht.«
    Wyatt wurde bleich und machte den Eindruck, als müsste er sich gleich übergeben. Ich streckte die Hand nach ihm aus, doch er flüchtete in die andere Ecke des Zimmers. Dort blieb er stehen. Nach einer Weile fuhr er herum. Seine Hände zitterten, er schäumte vor Wut, und sein ganzer Zorn war auf Phin gerichtet. »Ja, ich habe sie getötet. Ich habe den Neutralisierungsbefehl selbst ausgeführt, damit niemand anders davon erfuhr. Vor allem nicht meine Jäger.«
    »Wer ist Rain?«, fragte ich.
    »Eine Werfüchsin, eine Kitsune, wie auch immer du sie bezeichnen

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