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Die Rache der Jagerin

Die Rache der Jagerin

Titel: Die Rache der Jagerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelly Medling
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Beängstigendes … Waren Keller nicht immer beängstigend? Ich schauderte bei dem bloßen Gedanken an sie, dunkel und feucht und leer. Aber dieser war nicht leer gewesen. Da war etwas gewesen … ich konnte mich nicht erinnern, was. Ein Mann hinter einem Ofen?
    Ein kräftiges Klopfen an meine Tür ließ mich zusammenfahren.
    »Chloe!«, kreischte Annette. »Wieso hat dein Wecker nicht geklingelt? Ich bin Haushälterin hier, nicht dein Kindermädchen. Wenn du dich wieder verspätest, ruf ich deinen Vater an.«
    Auf der Skala gängiger Drohungen war das nichts, das mir Alpträume verursacht hätte. Selbst wenn Annette meinen Dad in Berlin wirklich erwischen sollte, würde er so tun, als hörte er zu, den Blick auf sein Blackberry gerichtet, die Aufmerksamkeit voll und ganz von etwas Wichtigerem in Anspruch genommen – der Wettervorhersage zum Beispiel. Er würde etwas à la »Ich kümmere mich drum, sobald ich zurück bin« murmeln und mich vergessen haben, sobald er die Auflegtaste drückte.
    Ich schaltete das Radio ein, drehte die Lautstärke hoch und kroch aus dem Bett.

    Eine halbe Stunde später war ich im Bad und machte mich für die Schule fertig.
    Ich zog mein Haar seitlich mit Spangen nach hinten, warf einen Blick in den Spiegel und schauderte. Mit dieser Frisur sah ich aus wie zwölf. Und das war nichts, bei dem ich noch zusätzliche Unterstützung gebraucht hätte. Ich war gerade fünfzehn geworden, und im Restaurant brachten mir die Kellner immer noch die Kinderkarte. Ich konnte es ihnen nicht mal übelnehmen. Ich war eins dreiundfünfzig groß, und Kurven sah man nur, wenn ich enge Jeans und ein noch engeres T-Shirt trug.
    Tante Lauren schwor Stein und Bein, dass ich in die Höhe – und in die Breite – gehen würde, wenn ich endlich meine Periode bekam. Ich neigte inzwischen zu der Ansicht, dass dies weniger ein Fall von »wenn« als von »falls« war. Die meisten meiner Freundinnen hatten sie mit zwölf, wenn nicht mit elf Jahren bekommen. Ich versuchte, nicht allzu viel darüber nachzudenken, aber natürlich tat ich es. Ich machte mir Sorgen, dass irgendetwas mit mir nicht stimmte. Wenn meine Freundinnen über ihre Tage redeten, kam ich mir wie eine Mutantin vor und betete, sie würden nicht herausfinden, dass ich sie immer noch nicht hatte. Tante Lauren sagte, mit mir sei alles in Ordnung. Und da sie Ärztin war, nahm ich an, dass sie es wissen musste. Zu schaffen machte es mir trotzdem. Sehr sogar.
    »Chloe!« Die Tür zitterte unter Annettes massiver Faust.
    »Ich sitze auf dem Klo!«, brüllte ich zurück. »Gibt’s hier vielleicht noch ein bisschen Privatsphäre?«
    Ich versuchte es mit einer einzelnen Spange am Hinterkopf, die die seitlichen Strähnen oben hielt. Gar nicht so übel. Als ich den Kopf drehte, um die Angelegenheit von der Seite zu betrachten, rutschte die Spange aus meinem feinen Haar.
    Ich hätte es nie abschneiden dürfen. Aber ich hatte meine langen glatten Kleinmädchenhaare gründlich satt gehabt. Stattdessen hatte ich mich für eine schulterlange, fedrig geschnittene Frisur entschieden. An dem Fotomodell hatte es fantastisch ausgesehen. An mir? Na ja.
    Ich beäugte die ungeöffnete Tube mit Tönungscreme auf der Ablage. Kari schwor, rote Strähnchen würden in meinem rötlich blonden Haar umwerfend aussehen. Ich konnte mir den Gedanken nicht verkneifen, dass ich eher wie eine von diesen gestreiften Zuckerstangen aussehen würde. Andererseits, wenn ich damit älter wirken würde …
    »Ich gehe jetzt ans Telefon, Chloe«, brüllte Annette.
    Ich nahm die Tube mit Tönungscreme, stopfte sie in meinen Rucksack und riss die Tür auf.

    Ich rannte die Treppe nach unten – wie immer. Die Häuser, in denen wir wohnten, mochten wechseln, aber meine Gewohnheiten taten es nicht. An meinem ersten Kindergartentag hatte meine Mutter mich an der Hand genommen und sich, als wir oben am Treppenabsatz standen, meinen Sailor-Moon-Rucksack über den freien Arm gehängt.
    »Bist du so weit, Chloe?«, hatte sie gefragt. »Eins, zwei, drei!«
    Und wir waren losgestürzt, die Treppe hinunter bis ganz nach unten, keuchend und kichernd. Der Fußboden hatte unter unseren unsicheren Füßen geschwankt, und all meine Ängste, die ich wegen meines ersten Kindergartentags hatte, waren verflogen gewesen.
    Danach waren wir jeden Morgen zusammen die Treppe hinuntergerannt, während meiner gesamten Kindergartenzeit und in der ersten Hälfte des ersten Schuljahrs und danach … na ja, danach gab es

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