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Die Rache der Jagerin

Die Rache der Jagerin

Titel: Die Rache der Jagerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelly Medling
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gesehen hatte. Bis jetzt, und ich war mir nicht sicher, was ich mit meiner sich wandelnden Sichtweise anfangen sollte.
    Ich entschuldigte mich nicht, und Phin sagte nichts weiter dazu. Er ging um den Schalter herum und klopfte mit den Knöcheln gegen die Tür. Es erklang ein gedämpftes: »Herein.«
    Jenners Büro war genauso wenig beeindruckend wie das Wartezimmer. Ein schlichter Eichentisch neben einem einzigen Bücherschrank, der mit Gesetzeswerken beladen war. Vor den beiden Gitterfenstern hingen langweilige beigefarbene Vorhänge, an der Wand eine eingerahmte Diplomurkunde. Rechts neben der Tür verschwand die Wand hinter einer Phalanx aus Aktenschränken, und ich zweifelte nicht daran, dass sie alle gut gefüllt waren – sicher nicht ausschließlich mit alten Fällen.
    Michael Jenner saß in einem braunen Bürosessel aus Leder. Er hatte die Hemdsärmel hochgekrempelt, die Krawatte gelöst und hielt die Finger vor den Mund, als würde er über seinen nächsten Schachzug nachgrübeln.
    Ich schloss die Tür hinter mir. Phin machte keine Anstalten, sich auf einen der beiden Holzstühle vor dem Tisch zu setzen, und ich blieb ebenfalls stehen.
    »Miss Stone«, sagte Jenner. »Phineas hat mir berichtet, dass Sie Informationen von der Zusammenkunft benötigen.«
    »Sie kommen gleich zum Punkt«, gab ich zurück.
    »Stört Sie das?«
    »Im Gegenteil, ich finde es erfrischend.«
    »Haben Sie einen Beweis dafür, dass die übrigen Clans in Gefahr schweben?«
    »Einen Beweis?« Hilfesuchend sah ich mich zu Phin um, der mich pflichteifrig ignorierte. Ach ja, Jenner war schließlich Anwalt. »Ich habe nur indirekte Hinweise und ein Bauchgefühl, Euer Ehren.«
    »Die Sache mit dem Zweifachwandeln ist ein streng gehütetes Geheimnis«, bemerkte Jenner mit einem vorwurfsvollen Blick zu Phin. »Wie kommen Sie darauf, dass ich die Sicherheit der Clans nur wegen Ihres Bauchgefühls aufs Spiel setze?«
    »Wer immer das Gemetzel an den Coni und Stri angeordnet hat, könnte bereits wissen, wer die anderen Zweifachwandler sind«, entgegnete ich.
    Jenner kniff die Augen zu Schlitzen zusammen. »Vielleicht warten Sie aber auch nur darauf, diese Information an die Triaden weiterzugeben, damit diese ihr Werk vollenden können.«
    Phin umfasste meine Hüfte, bevor ich drei schnelle Schritte nach vorn machen konnte. Zorn loderte in mir auf und brachte meine Wangen zum Glühen. Phin verstärkte seinen Griff und zog mich zu sich heran. Ich wehrte mich kaum, denn ich hatte nicht vorgehabt, Jenner ernsthaft zu verletzen. Ich wollte ihm lediglich ein blaues Auge verpassen, das zu seinem noblen Anzug gepasst hätte.
    »Evy, lass das«, sagte Phin leise.
    »Wie können Sie es wagen?«, knurrte ich Jenner an, und rote Flecken tanzten vor meinen Augen. »Wie können Sie es verdammt noch mal wagen, Sie beschissenes Arschloch? Lass mich los!« Der Befehl am Ende drang so schrill aus meiner Kehle, dass ich meine eigene Stimme nicht mehr erkannte. Phin lockerte seinen Griff, und ich riss mich von ihm los und stürmte zum anderen Ende des kleinen Zimmers.
    Jenner hatte sich nicht gerührt, selbst seine Finger hielt er noch immer vor dem Mund.
    »Wenn Sie mir noch einmal so was unterstellen«, zischte ich und ballte die Fäuste, damit meine Hände nicht zitterten, »dann wird nicht mehr genug von Ihnen übrig sein, um eine Autopsie durchzuführen.«
    Er hob eine seiner schlanken, formvollendeten Augenbrauen. »Ihr Temperament wird Sie noch in Schwierigkeiten bringen, junge Dame.«
    »Es hat mich schon unzählige Male in Schwierigkeiten gebracht.« Ich holte tief Luft, hielt sie kurz an und stieß sie durch die Nase aus. Einen reinigenden Atemzug hatte Wyatt das einmal genannt. Doch er half nicht. »Sehen Sie, Mr. Jenner, ich bin Ihnen einen feuchten Dreck schuldig und den übrigen Clans ebenso. Phineas und seinen Leuten hingegen habe ich mein Leben zu verdanken, und ich werde verdammt noch mal alles tun, um sie vor den Triaden zu beschützen, vor Vampiren, Kobolden und selbst vor Ihnen.«
    »Von mir haben sie nichts zu befürchten«, antwortete Jenner missmutig.
    »Das behaupten Sie. Woher zur Hölle soll ich wissen, ob das stimmt? Ich hatte insgesamt erst dreißig Minuten lang das Vergnügen mit Ihnen, und soll ich ehrlich sein? Ich bin alles andere als beeindruckt.«
    »Ihr armseliger Versuch in Konfrontationstherapie ist bewundernswert, aber völlig fehl am Platz, Miss Stone.«
    Tat ich das tatsächlich?
    »Auch wenn Sie ihr nicht glauben, berufen Sie

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