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Die Rache der Jagerin

Die Rache der Jagerin

Titel: Die Rache der Jagerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelly Medling
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etwas nach und suchte nach Worten. »Evy, ich weiß, dass du das gerade nicht hören willst …«
    »Dass ich meine Gefühle in mich hineinfressen soll, weil meine Wut mir Kraft gibt?«
    Er machte den Mund auf.
    Rasch setzte ich mich auf und zuckte mit einer Schulter. »Heute früh hat Kismet mir bereits eine ähnliche Predigt gehalten. Hast du sonst noch ein paar Glückskeksweisheiten für mich?«
    »Nein«, antwortete er und schüttelte den Kopf. »Das war mein bester Spruch. Etwas anderes kann ich dir nicht bieten, und so ungern ich es sage, aber Alex’ beschissene Beziehung zu seinem Vater muss warten. Wir müssen uns um die Lebenden kümmern. Einer von ihnen liegt ein paar Zimmer weiter und zählt auf uns, dass wir sein Leben retten.«
    »Das weiß ich, Wyatt.« Ich stand auf und ging in die andere Ecke des Zimmers, vielleicht, um etwas Abstand zu gewinnen und die Sache mit anderen Augen sehen zu können. »Ich muss mit Jenner reden, weil ich an die Zusammenkunft der Clans herankommen will. Ich muss das Haus in Park Place beobachten und herausfinden, wer Dregs anheuert, die einen Hass auf Menschen schieben. Morgen früh brauche ich als Erstes das Passwort von den Gremlins. Gleichzeitig muss ich die letzten drei noch lebenden Coni so lange beschützen, bis eine von ihnen das Kind geboren hat. Und bei all dem muss ich den Fragen eines wütenden Vaters ausweichen, darf Kismet nicht verraten, was ich vorhabe, und bekomme keine Hilfe von dir.«
    Die Hände in die Hüften gestemmt, funkelte ich ihn an. »Hast du vielleicht noch irgendetwas hinzuzufügen?«
    Wyatt stellte das Kopfteil des Bettes höher, um sich etwas aufzurichten. Dabei zuckten seine Mundwinkel, da ihm die Bewegung Schmerzen verursachte. »Ist das zu viel verlangt? Willst du kündigen?«
    »Leck mich, Truman.«
    »Das habe ich mir gedacht.«
    Ich stieß mit der flachen Fußsohle gegen die Wand – als ob mir das helfen würde –, woraufhin eine Schockwelle mein Bein vom Fußgelenk bis zum Schenkel durchlief. Er wusste genau, welche Knöpfe er bei mir drücken musste. Und so sehr es mich ärgerte, es zugeben zu müssen: Er hatte nicht unrecht. Ich hatte nur wenig Zeit, um vieles zu erledigen, und ich hatte kaum jemanden an meiner Seite, der mir dabei half.
    Immerhin war mein Leben nach dem Tod noch ganz so wie das davor.
    »Was hat dir die Wand getan?«, fragte Wyatt.
    Ich verdrehte die Augen. »Darf ich mich etwa nicht mehr abreagieren?«
    »Abreagieren, ja. Aber brich dir dabei nicht den Fuß, okay?«
    »Der wächst schnell wieder zusammen.«
    »Du nervst gewaltig.«
    »Du etwa nicht?«
    »Ich bin verletzt. Ich habe eine Entschuldigung.«
    »Die hast du bisher nie gebraucht.«
    »Haha.« Er blies hörbar Luft durch die Nase. »Ich wäre gern bei dir da draußen, Evy. Das weißt du.«
    Ich näherte mich dem Bett so weit, dass ich seine ausgestreckte Hand ergreifen und drücken konnte. »Ich weiß. Aber das passiert eben, wenn man so dumme Sachen macht und mir das Leben rettet.«
    »Wenn man in deiner Nähe ist, kommt man meistens nicht heil davon.«
    »Das liebst du doch.«
    Jetzt hatte ich ihm eine Falle gestellt, und kaum waren sie ausgesprochen, bereute ich die Worte bereits. Ich wollte nicht, dass er es mir gegenüber noch einmal beteuerte – zumindest nicht, solange ich es nicht erwidern konnte. Unsere Blicke trafen sich. Ich sah in seinen Augen und in der Art, wie sich seine Lippen öffneten, dass er es mir sagen wollte.
    Da unterbrach uns ein lautes Klopfen und lenkte unsere Aufmerksamkeit auf die Tür. Phin war halb eingetreten und umklammerte den Türrahmen. Ohne auf Wyatt zu achten, der meine Hand fester drückte, wandte er sich an mich.
    »Michael Jenner ist mit einem Treffen einverstanden«, berichtete Phin. »In dreißig Minuten am anderen Ende der Stadt. Wir müssen los.«
    »Okay«, erwiderte ich und wandte mich Wyatt zu, der ein verärgertes Gesicht machte. Vielleicht, weil Phin so unbekümmert von »wir« gesprochen hatte, während er ans Bett gefesselt war. Solange es nur um den Beruf ging und nichts anderes daraus wurde, konnte ich mit Eifersucht leben.
    »Halte mich auf dem Laufenden«, sagte er.
    »Ich melde mich, so oft es geht«, antwortete ich. »Warte einfach, und tu dir nicht weh.«
    Er grinste, und das beflügelte mich, so dass ich zurücklächelte. Vier Jahre lang hatten mir Wyatts typische Ansprachen geholfen, alle möglichen Schwierigkeiten zu meistern – vom harmlosen Problemchen bis zur extraharten Nuss, die die

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