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Die Rache der Kinder

Die Rache der Kinder

Titel: Die Rache der Kinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hilary Norman
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drückte.
    »Weintrauben«, sagte sie. »Ich weiß, die Leute rümpfen die Nase, aber sie sind trotzdem gesund.«
    Zorn erfüllte Kate – Zorn darüber, dass ihre Mutter sich ausgerechnet diesem Weib anvertraut hatte.
    »Du siehst müde aus.« Sandi musterte sie kritisch. »Aber angesichts der Umstände gar nicht mal so schlecht.«
    »Ich wünschte«, sagte Kate, »Mom hätte es dir nicht erzählt.«
    »Deine Mutter erzählt mir die meisten Dinge.« Sandi stützte sich auf ihren Stock. »Möchtest du, dass ich dir eine Tasse Tee koche?«
    »Ehrlich gesagt, ich bin sehr müde«, erwiderte Kate. »Ich wollte mich gerade hinlegen.«
    »Dir zu helfen ist wirklich nicht einfach«, bemerkte Sandi.
    »Ich kann mich nicht erinnern, dich um Hilfe gebeten zu haben«, erwiderte Kate.
    Sandi seufzte, drehte sich zur Haustür um, hielt dann aber noch einmal inne. »Ich wollte dir eigentlich nur etwas sagen, was du mir wahrscheinlich sowieso nicht glauben wirst, solange die Wunde noch frisch ist.«
    »Dass die Zeit alle Wunden heilt und diesen Mist?«, entgegnete Kate grob.
    »Ja, das ist es wohl, nehme ich an«, sagte Sandi. »Allerdings hatte ich ein anderes Klischee im Sinn: Gottes Wege sind unergründlich.«
    Kate erstarrte. »Was genau meinst du damit?«
    »So schrecklich es für dich sein mag, unter den gegebenen Umständen ist es vielleicht das Beste.« Sandi hielt erneut kurz inne. »Für dich und für das Kind.«
    Kate starrte sie ungläubig an.
    »Raus«, sagte sie mit zitternder Stimme.
    »Tut mir leid«, sagte Sandi. »Ich wollte dich nicht …«
    Kate drängte sich an ihr vorbei, öffnete die Tür und trat zurück.
    »Bitte«, sagte sie. »Solange ich mich noch ausreichend in der Gewalt habe, dir keine runterzuhauen.«
    Sie schloss und verriegelte die Tür und ging dann zum Telefon, um Bel anzurufen.
    »Wie konntest du mir das antun, Mutter?«
    »Du meine Güte«, sagte Bel, »was habe ich denn jetzt schon wieder angestellt?«
    »Sandi hat mich gerade besucht.«
    »Oh.« Bel atmete tief durch. »Es tut mir leid. Das war nur ein Augenblick der Schwäche.«
    Kate riss sich zusammen.
    »Kann ich wenigstens davon ausgehen, dass du es Rob noch nicht erzählt hast?«
    »Das haben wir dir doch versprochen«, antwortete Bel.
    »Sandi meint, es sei das Beste gewesen, dass mein Babygestorben ist«, sagte Kate giftig. »Sie sagt, du würdest ihr alles erzählen.«
    »Das stimmt nicht«, protestierte Bel.
    »Schön zu wissen«, erwiderte Kate.
    Sie legte auf und warf die Tüte Weintrauben in den Mülleimer.
    Als Rob zwei Tage später ohne Vorwarnung erschien und Blumen mitbrachte, keimte Kates Wut auf ihre Eltern wieder auf. Dann aber sah sie den Teddybären, den Rob unter den Arm geklemmt hatte, und brach in Tränen aus, denn er wusste offensichtlich von nichts.
    »O Gott, Kate«, sagte er. »Es tut mir schrecklich leid.«
    Rob hatte sich einen kleinen Bart wachsen lassen. In ihrer gemeinsamen Zeit hatte er das nie getan, denn er wusste, dass Kate das Kratzen von Bartstoppeln hasste. Warum er nun den Bart trug, wusste sie nicht; vielleicht hatte er auf diese Weise seine neu gewonnene Unabhängigkeit feiern wollen.
    »Du solltest hereinkommen«, sagte sie und trat zurück.
    Kate nahm die Blumen von ihm entgegen, nicht aber das Stofftier; dann sagte sie es ihm ohne weitere Verzögerung, direkt im Flur.
    Und sofort sah sie zu ihrem Entsetzen, dass er ihr nicht glaubte.
    »Wie kannst du nur?« Sein Gesicht war aschfahl geworden. »Wie kannst du einfach so dastehen und mir so eine Lüge über unser Kind erzählen?«
    Kate starrte ihn an; dann drehte sie sich um, stieg die schmale Treppe zu ihrem Schlafzimmer hinauf und schloss die Tür hinter sich.
    Sekunden vergingen.
    Dann war das Geräusch der sich schließenden Haustür zu hören.
    Rob war zwei Tage später zurückgekehrt, nachdem er mit Michael gesprochen hatte.
    »Es tut mir leid«, sagte er. »Alles tut mir schrecklich leid.«
    Kate sah, dass seine Reue echt war und dass er von Selbstvorwürfen zerfressen wurde, doch nichts von alledem half. Trotzdem ließ sie ihn ins Wohnzimmer und bat ihn, sich zu setzen.
    Dort sagte sie ihm dann, dass es zu spät sei. »Damit will ich aber nicht sagen, dass alles deine Schuld ist«, fügte sie hinzu. »So ist es wohl nicht.«
    »Ich habe dich verlassen«, sagte Rob. »Ich wollte dich nicht einmal reden lassen. Aber ich habe mich geirrt. Und das bereue ich mehr, als ich dir sagen kann.«
    »Ob richtig oder falsch«, erwiderte Kate, »für

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