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Die Rache der Kinder

Die Rache der Kinder

Titel: Die Rache der Kinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hilary Norman
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zusammen und starrten in die Nacht. Nachdem ihre Augen sich an die Dunkelheit gewöhnt und sie entdeckt hatten, waren ihre Gesichter teils feindselig, teils verängstigt, doch sie hatte das Gefühl, als würde ihr eigenes Herz noch schneller schlagen als die der Kinder.
    »Keine Angst, ihr steckt nicht in Schwierigkeiten«, versuchte sie, die Kids zu beruhigen.
    Keines der Kinder sagte ein Wort. Zwei von ihnen – das größere Mädchen und ein Junge, dessen Haar im Kerzenschein golden wirkte, in Wahrheit jedoch feuerrot war, wie sie sich erinnerte – starrten an ihr vorbei in die Dunkelheit. Ihr wurde klar, dass die Kinder am liebsten geflohen wären. Doch sie versperrte den Eingang.
    Natürlich hätten die Kinder sie beiseitestoßen können, doch sie taten es nicht.
    »Wirklich.« Sie hoffte, dass die Kinder ihr glaubten. »Ihr braucht euch wegen mir keine Sorgen zu machen.«
    Sie schwiegen noch immer.
    »Ich bin sogar sehr beeindruckt«, fuhr sie fort. »Das ist ein tolles Buch, das ihr da lest.«
    »Und?« Es war das erste Wort, das die Kinder an sie richteten. Es stammte von dem Jungen mit dem rotgoldenen Haar; er sah ausgesprochen streitlustig aus, als wartete er nur auf Ärger.
    Sie fühlte sich, wie sie sich eine Tierfilmerin vorstellte, die zum ersten Mal auf eine seltene Spezies stieß und sorgfältig darauf achtete, bloß auf keinen Zweig zu treten.
    »Habt ihr die ›toten Dichter‹ gesehen?«, fragte sie in beiläufigem Tonfall und wusste sofort, dass es eine dumme Frage war. Die Kinder waren um die zehn Jahre und lebten in Challow Hall. Natürlich hatten sie den Film noch nie gesehen.
    »Hä?«, sagte der zweite Junge.
    »Das muss wohl was mit dem Kerl zu tun haben, der das Buch geschrieben hat«, bemerkte das große Mädchen. »Der ist nämlich tot.«
    »Nein, eigentlich lebt er noch.« Da sie nun erst einmal angefangen hatte, fühlte sie sich verpflichtet weiterzumachen und fuhr fort: »Ich meinte einen Film mit dem Titel Der Club der toten Dichter . In dem Film geht es um eine Gruppe von Schülern, die sich im Geheimen treffen, um einander Gedichte vorzulesen und den Regeln zu entkommen.« Ein verwirrter Ausdruck zeigte sich auf den Gesichtern der Kinder, sodass sie rasch hinzufügte: »Meist aber wollen sie einfach nur der Kontrolle entfliehen … ein bisschen so wie ihr, nehme ich an.« Sie hielt kurz inne. »Habt ihr das hier früher schon mal gemacht?«
    »Werden Sie es jemandem verraten?«, fragte der streitlustige Junge nach einem Augenblick.
    »Nein«, antwortete sie. »Solange ihr aufpasst, was ihr tut.«
    Das war eine seltsame und verantwortungslose Entscheidung,das wusste sie, aber das Gefühl von etwas weit Größerem als Regeln und Vorschriften hatte Besitz von ihr ergriffen und war im Einklang mit ihren eigenen, gerade erwachten Emotionen.
    »Und solange ihr mich noch einmal herkommen lasst«, fügte sie hinzu.
    In gewissem Sinne konnte man das als Erpressung bezeichnen, nahm sie an.
    Sekunden vergingen. Unsicher schauten die Kinder einander an.
    »Okay«, sagte der Junge schließlich.
    »Du hast das letzte Mal Simon gelesen, stimmt’s?«, fragte sie das hübsche blonde Mädchen, als sie zum zweiten Mal kam.
    »Ein bisschen«, antwortete das Mädchen eingeschüchtert.
    »Er hat zu dir gepasst«, sagte sie.
    Das Mädchen schwieg.
    »Ich habe mich gefragt«, fuhr sie fort, »ob ihr mich wohl mitmachen lasst …«
    »Bei was?«, fragte der dünne, weniger feindselige Junge.
    »Sie meint, beim Lesen«, erklärte das große Mädchen. »Beim Lesen des Buches.«
    Zu diesem Zeitpunkt waren sie mit dem Roman gut zur Hälfte durch.
    »Warum?«, fragte der rothaarige Junge.
    »Ich möchte es gern«, antwortete sie. »Es würde mir mehr Spaß machen, als einfach nur zuzuhören. Aber nur, wenn es euch nichts ausmacht.«
    »Na ja …« Der gleiche Junge zuckte mit den Schultern. »Sie könnte ja die Seiten lesen, auf denen niemand etwas sagt.«
    »Wie ein Erzähler«, sagte das große Mädchen.
    »Ich wäre lieber Ralph«, hatte sie da rasch und entschlossen gesagt, um sich so klar wie möglich auszudrücken.
    Seit dem ersten Mal hatte sie an kaum etwas anderes denken können als an ihren Wunsch, den Anführer zu spielen.
    » Ich wollte aber Ralph sein«, sagte der Rothaarige.
    »Du hast gesagt, du wolltest Jack sein«, entgegnete der dünne, sommersprossige Junge.
    »Und du bist ein perfekter Jack«, sagte das blonde Mädchen.
    »Vergesst nicht«, erinnerte das große Mädchen, »dass sie eine von

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