Die Rache der Liebe
dicht hinter ihnen.
Erika fluchte insgeheim, dass sie zusammen mit Selig reiten muss te, denn wie so oft löste seine unmittelbare Nähe sonderbare Empfindungen in ihr aus, die sie lieber nicht spüren wollte - vor allem jetzt, da ihr das Bild von Selig und dem Baby einfach nicht aus dem Sinn gehen wollte. Sein Baby. Daran bestand kein Zweifel, zumal sich Lady Brenna als die Großmutter des kleinen Mädchens ausgewiesen hatte.
Ihr neues Heim war bereits in Sicht, als sie schließlich nicht länger an sich halten konnte. Trotz ihrer Ungeduld näherte sie sich dem Thema auf Umwegen. »Das ist nicht deine erste Ehe, nicht wahr?«
»Doch, das ist sie.«
»Ach, und wer ist dann die Mutter deines Kindes?«
»Welches Kind?«
»Das kleine Mädchen.«
»Meinst du Thora? Aye, sicher, wen sonst!« Er gluckste vergnügt in sich hinein. »Sie sieht mir tatsächlich sehr ähnlich, oder?«
»In der Tat!« schnarrte Erika.
Er warf ihr über die Schulter einen belustigten Blick zu. »Wenn du glaubst, dass man dich bitten wird, dich um sie zu kümmern, kannst du ganz beruhigt sein. Ihre Mutter macht das vortrefflich.«
»Dann wiederhole ich: Wer ist ihre Mutter?«
»Meine Schwester.«
Kristen? Wäre die Ähnlichkeit zwischen Selig und dem kleinen Mädchen nicht so frappant gewesen, wäre Erika selbst darauf gekommen.
Am liebsten hätte Erika jetzt lauthals gelacht und ihn geknufft. Doch gleich darauf fiel ihr wieder ein, dass sie ihm gegenüber diese Art von Freiheit nicht hatte. Der freche Kerl hatte sie geneckt, aber sie konnte nicht ebenso spielerisch darauf reagieren. Sie bedauerte das aus ganzem Herzen, und dieses Gefühl irritierte sie. Ihre Ehe entwickelte sich anders, als sie es sich vorgestellt hatte. Und sie muss te unbedingt etwas gegen diese lächerlichen Anflüge von Eifersucht unternehmen, die er so unterhaltsam fand. Und außerdem: Wie konnte sie eifersüchtig sein, wenn sie diesen Mann nicht einmal mochte?
37
Ragnar hatte recht gehabt. Erika war mit ihrem neuen Heim nicht unzufrieden. Das Anwesen war etwa halb so groß wie Wyndhurst und somit recht geräumig. Es war nach demselben Plan wie Wyndhurst erbaut, mit zwei Stockwerken und damit genügend Schlafräumen. Anders als in Wyndhurst befand sich jedoch die Küche außerhalb des Hauses, direkt neben der Halle, um einen freien Rauchabzug zu gewähren. Es gab noch weitere Außengebäude, die Erika später erkunden wollte, wie beispielsweise eine abgetrennte Schlafhalle für jene Männer, die Selig nachgefolgt waren, aber bisher noch kein eigenes Haus gebaut hatten.
Der Mangel an Verteidigungsanlagen war erschreckend. Mit dem Bau des hölzernen Festungswalls hatte man gerade erst begonnen, aber dann fiel Erika wieder ein, dass das Anwesen erst vor kurzem erbaut worden war. Die Errichtung des Festungswalls dürfte angesichts der zahlreichen Bediensteten auch nicht allzulange dauern. Erika hatte Seligs Vater einmal erwähnen hören, dass sein Sohn beabsichtige, zu irgendeinem späteren Zeitpunkt die Holzmauern durch Steinmauern zu ersetzen, wie es Royce getan hatte.
Es gab auffällig viele Dienstboten, und zwar ausschließlich Männer. Erst in der Halle entdeckte Erika einige wenige weibliche Bedienstete, und allein ihr Anblick genügte, um Erikas Laune zu dämpfen.
Golda gefiel ihr jedoch sofort. Die ältere Frau stellte sich und die anderen Frauen vor und informierte Erika anschließend ausführlich über alle Arbeiten, die seit Ankunft der Frauen erledigt worden waren, sowie jene, die Goldas Empfinden nach noch getan werden müss ten. Die Frau hatte nichts Unterwürfiges an sich, sondern strahlte, trotz ihres durchaus respektvollen Verhaltens, eine unverblümte Direktheit aus, die verriet, dass sie es gewohnt war, einem Haushalt vorzustehen.
Magge schien ein recht freundliches Mädchen zu sein, vielleicht eine Spur zu freundlich. Ihr Lächeln erlosch nie. Und sie vermied es klug, Selig in Gegenwart von Erika direkt anzuschauen. Falls das Mädchen ihn näher kennen sollte, so wollte sie jedenfalls nicht, dass die Ehefrau darüber Bescheid wußte.
Lida hingegen muss te jene Frau sein, der sich Ragnar zufolge jede Ehefrau am liebsten sehr rasch entledigt hätte. Und damit hatte er wahrlich recht. Das Mädchen war nicht nur unglaublich hübsch, sondern verfügte darüber hinaus über eine immense erotische Ausstrahlung, die sie gekonnt zur Schau stellte. Sogar ihre Kleidung war herausfordernd offenherzig; das Obergewand war an der Vordernaht ein
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