Die Rache der Liebe
nördlichen Länder, an Zuhause - mit anderen Worten: Sie war nicht die Frau, nach der es ihn verlangte.
Du bist der größte Nar r, wenn du dich nach deiner ei genen Frau sehnst, die bedauerlicherweise Erika Herzlos ist.
Er konnte sich nicht mehr an den genauen Tag erinnern, an dem er sich endlich eingestanden hatte, dass er sie begehrte. Seine sonstigen Gefühle bedurften keiner näheren Prüfung, denn sein Zorn war noch immer da und überkam ihn in den merkwürdigsten Momenten, vor allem, wenn er über die Zukunft mit einer Frau, die keinerlei zärtliche Gefühle besaß, brütete. Wünschte er sich denn Zärtlichkeit von ihr? Gewiss nicht. Ihr Körper war genug. Und warum empfand er dann über ihr abweisendes Verhalten eine so tiefe Enttäuschung?
Nachdem eine Woche verstrichen war, gelangte Selig zu dem Entschluß, dass er sich irgendwie aus dem Abkommen, das er mit ihr geschlossen hatte, herausschmuggeln muss te. Über die anderen Probleme konnte er sich später Gedanken machen, dieses eine aber muss te beseitigt werden.
Er wartete den ganzen Abend, bis es in der Halle schließlich ruhig geworden war. Erika würde es sich sicher zweimal überlegen, ob sie ein lautes Gezeter veranstalten sollte, das sämtliche Dienstboten aufwecken würde. Sowohl Golda als auch Turgeis hatte man einen der oberen Räume bewilligt. Doch als Selig vor Erikas Zimmer angekommen war, fand er dort Turgeis vor, der auf einem Strohsack vor ihrer Tür schlief.
Selig war diese Woche keinmal im oberen Stockwerk gewesen und wußte deshalb nicht, ob dies jede Nacht geschah. Jedenfalls ärgerte es ihn maßlos, dass er nur auf dem Umweg über diesen Riesen zu seiner eigenen Ehefrau gelangen konnte. Aber er würde sich davon nicht abschrecken lassen und womöglich wieder umkehren.
Er stupste Turgeis mit seinem Stiefel wach. »Wenn du glaubst, mich von meiner eigenen Frau fernhalten zu können ... «
»Beruhige dich, Mann«, fiel ihm Turgeis ins Wort und erhob sich. »Ich bin hier, um sie zu beschützen, so wie ich es immer getan habe. Würde ihr Gemahl bei ihr ruhen, könnte er sie beschützen, und ich könnte in mein eigenes Bett gehen.«
Die eindeutige Anspielung belustigte Selig. »Vor wem beschützt du sie denn?«
»Vor jedem, der ihr Böses tun könnte. Jedem.«
Diese Anspielung freilich war weniger amüsant. »Ich habe ihr nie etwas Böses angetan«, sagte er schroff.
»Das behauptet sie ebenfalls, aber man kann jemandem auch weh tun, ohne ihn körperlich zu miss handeln«, entgegnete Turgeis und fuhr dann achselzuckend fort: »Deine Mutter hat mich gebeten, dir etwas Zeit zu lassen. Sie sagte, das Verhältnis zwischen dir und meiner Lady sei anders, als es nach außen hin erscheine. Aber Erika ist hier nicht glücklich. Wenn du das ändern kannst, dann tu es, und zwar rasch! Ansonsten ... «
Er überließ es Selig, die Drohung nach eigenem Belieben zu deuten, packte seinen Strohsack und schritt von dannen.
Verdrossen schaute Selig ihm nach. Er bezweifelte, dass Turgeis ihm wirklich traute. Sobald Erika nach ihrem Riesen riefe, käme Turgeis auf der Stelle angerannt, und von der Kraft, die in den Fäusten des Mannes steckte, hatte Selig ja bereits einen kleinen Vorgeschmack bekommen.
Ohne sich noch weiter bei diesem Gedanken aufzuhalten, betrat Selig nun das Zimmer seiner Gemahlin. Er hatte angenommen, sie erst aufwecken zu müssen, doch das Stimmengewirr vor ihrer Tür hatte sie bereits aus dem Schlaf gerissen. Sie saß im Bett und war, wie schon in jenen Nächten, die sie zusammen auf Wyndhurst verbracht hatten, mit ihrem Untergewand bekleidet. Selig überlegte, ihr ein paar bequeme Schlafgewänder anfertigen zu lassen. Obwohl, nay, das war eine törichte Idee. Ihm wäre es lieber, wenn sie völlig nackt schlafen würde, wie auch er es zu tun pflegte.
Sein Erscheinen überraschte sie merklich. »Was machst du hier?«
» I st das nicht mein Zimmer?«
»Davon habe ich nichts bemerkt.« Ihr trockener Tonfall war wie eine Ohrfeige, doch ihre anschließende Bemerkung war noch schlimmer. »Wenn du dein Zimmer für dich haben möchtest, werde ich selbstverständlich woanders schlafen.«
»Nay, du wirst ebenfalls hier schlafen!«
Verdutzt starrte sie ihn an; schließlich nahm ihre Miene einen störrischen Ausdruck an. »Dann muss t du für diese Nacht mit dem Fußboden vorlieb nehmen. Ich habe mich bereits an das Bett gewöhnt.«
Unwillkürlich lächelte er. Sie verstand noch immer nicht, warum er gekommen war. Aber er wollte
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