Die Rache der Liebe
gewesen?«
»Lord Durwyn? Da Royce ihn zu kennen scheint, ist das gut möglich, aber nicht, seitdem ich hier lebe.«
Selig wollte nicht weiter darüber nachdenken. Beim Anblick des Mannes waren schlagartig wieder seine Kopfschmerzen aufgetaucht, obwohl er schon gedacht hatte, er sei sie nun endlich los.
Er setzte seinen Weg zum Halleneingang, wo Erika ihn erwartete, fort. Kristen eilte neben ihm her. Und ihre Gedanken schlugen ebenfalls einen neuen Weg ein.
»Was bedrückt deine Frau, dass sie dich so böse anschaut? Will sie Wyndhurst nicht verlassen?«
Selig fand wieder zu seinem Humor zurück. »Nay, sie hat nur etwas dagegen, dass wir ihre Ketten mitnehmen ... Autsch!« Kristen hatte ihn in die Schulter geboxt. »Wofür war das denn jetzt?«
»Dafür, dass du gelächelt hast, als du das sagtest«, brummte Kristen. »Du weißt, was ich über Ketten ... «
»Odin steh mir bei!« unterbrach er sie. »Fang nicht schon wieder damit an, Schwester! Schließlich trägt sie die Ketten nicht, oder?«
»Was nicht bedeutet, dass du sie nicht wieder dazu zwingen wirst, oder?«
»Zufällig habe ich ... «
Er konnte seinen Satz nicht zu Ende führen. An den Toren entstand ein Tumult, und gleich darauf tauchten die Kinder nebst ihrer Geleittruppe auf. Der junge Alfred sprang als erster von seinem Pony und rannte auf seinen Vater zu, dann auf seinen Großvater und kam schließlich quer über den ganzen Burghof geschossen, um sich Selig an den Hals zu werfen. Kristen begrüßte er als letzte, aber sie verstand, dass er mittlerweile ein Alter erreicht hatte, in dem die Männer Vorrang hatten.
Selig lachte vor Freude, vor allem, als dann die kleine Thora von ihrer Kinderfrau gebracht und Selig, nicht ihrer Mutter, überreicht wurde. Behutsam nahm er das kleine Mädchen entgegen und schloss es in die Arme.
Nicht zum ersten Mal wünschte er, eine Tochter wie sie zu haben. Als sein Blick bei diesem Gedanken zufällig auf Erika fiel, durchfuhr ihn ein schmerzhafter Stich. Die oberste Pflicht, die eine Frau gegenüber ihrem Ehemann und ihrer Kirche hatte, war es, Kinder zu gebären. Aber das galt nicht für seine Gemahlin, die wie er dem alten nordischen Glauben anhing und die ihm das Versprechen abgetrotzt hatte, sie niemals zu berühren. Aus diesem Abkommen würden jedenfalls keine Kinder hervorgehen.
»Vielleicht ist es tatsächlich das beste, dass du Wyndhurst verlässt !«
Selig brauchte eine Weile, bis er verstand, worauf seine Schwester anspielte, da er zunächst gegen die gereizte Stimmung, die ihn erfasst hatte, ankämpfen muss te. »Ach, sei nicht eifersüchtig, Kris!« grinste er schließlich. »Aldens Gattin hat Thora wahrscheinlich mit so viel Zuneigung überhäuft, dass sie fürs erste nichts mehr mit Frauen zu tun haben will, nicht einmal mit ihrer Mutter. «
»Bei dir habe ich dieses Problem nie festgestellt!«
»Mm, das ist mein Glück!«
Angesichts seines gespielt lüsternen Blicks muss te Kristen dann doch lachen. Ihr Bruder hatte sich durch die Ehe kein bisschen verändert. Sie fragte sich, ob dies wohl für Erika zu einem Problem werden würde. Denn für Kristen wäre es ganz bestimmt eines.
Selig beschäftigte sich noch einige Zeit mit Thora, schmatzte laute Küsse auf ihre runden Wangen und entlockte ihr vergnügte Quietscher und Jauchzer , ehe er sie schließlich an ihre Mutter weiterreichte. Dann hieß er Erika zu ihm zu kommen. Sie kam seinem Befehl mit aufreizender Langsamkeit nach und ignorierte seine Handbewegung, mit der er sie aufforderte, auf sein Pferd zu steigen.
»Ich werde mit Turgeis reiten«, sagte sie kühl.
»Du wirst mit mir reiten«, entgegnete er nicht minder kühl.
»Gibt es keine anderen Pferde?«
»Es ist nur ein kurzer Ritt, und so sah ich keine Notwendigkeit, mehr Pferde auszuleihen. Aber vielleicht ziehst du es vor zu laufen - aus lieber Gewohnheit sozusagen!«
Ihre Augen schossen Blitze. » I ch würde viel eher vorziehen, niemals ... «
»Genug der Sticheleien, Kinder!« befahl Brenna, die sich zu ihnen gesellt hatte. »Ihr gebt meiner Enkeltochter ein wahrlich schlechtes Beispiel!«
Mit diesen Worten nahm Brenna Thora aus Kristens Armen und ging mit ihr zur Halle. Mit schamroten Wangen ob dieses Tadels bestieg Erika das Pferd. Auch Seligs Wangen brannten, als er sich vor ihr in den Sattel schwang. Keiner von beiden sagte ein Wort, und Selig bedachte auch seine Schwester nur mehr mit einem kurzen Nicken, ehe er auf das Tor zu lenkte. Turgeis blieb natürlich
Weitere Kostenlose Bücher