Die Rache der Liebe
die Antwort notfalls auch aus der Kehle reißen.«
»Wenn du Turgeis auf ihn ansetzt, wird er vermutlich schon vorher vor Angst sterben«, gab Royce nicht nur scherzhaft zu bedenken.
Selig wiederholte diesen Satz für Turgeis, doch der Riese grunzte nur unwillig. Als sich Selig wieder Royce zuwandte, verhärteten sich seine Züge: »So oder so, ich werde meine Antwort sicher bekommen. Und ich bitte dich, bei mir zu bleiben, damit du für mich übersetzen kannst. Ich würde jetzt schon wissen; wo sich Erika befindet, wenn mich Durwyns letzter Mann verstanden hätte, als ich ihm im Austausch für die Information die Freiheit versprochen habe. Statt dessen hat er versucht zu fliehen und ist dann durch einen Unfall ums Leben gekommen.«
Als sie Wyndhurst erreichten und den Burghof betraten, fanden sie dort doppelt so viele Leute vor wie am Morgen. Neben der Halle stand Durwyn, flankiert von zwei Wachmännern. Selig ritt geradewegs auf Durwyn zu, worauf die beiden Wachen warnend ihre Schwerter erhoben.
»Anscheinend ist Alfred mittlerweile auch von seiner Schuld überzeugt. Du muss t ihn dem König überlassen, Selig! « mahnte Royce.
»Er kann ihn haben, solange ich meine Antwort auch woanders finden kann. Was geht hier überhaupt vor?«
Da Royce das ebensowenig wußte, rief er nach seiner Gattin. Unverzüglich kam sie herbeigerannt. »Habt ihr sie gefunden?« waren ihre ersten Worte.
»Nay, aber was ist hier los?«
In knappen Sätzen erklärte Kristen es ihnen. »Sollten sich noch einige von Durwyns Männern hier aufhalten, will Alfred sie ebenfalls haben, doch sie geben sich natürlich nicht freiwillig zu erkennen. Also muss sich jeder aus Alfreds Gefolge überprüfen lassen und sich dann auf die Seite stellen. Diejenigen, die nicht bekannt sind, sollten einen guten Grund für ihre Anwesenheit im Gefolge des Königs haben und auch in der Lage sein, dies zu beweisen.«
»Wie lange wird das dauern?«
»Es hat gerade erst angefangen. Die bereits überprüfte Gruppe befindet sich dort drüben.« Sie deutete zur anderen Seite des Burghofs. »Ich habe auch unsere Leute dorthin geschickt, einen nach dem anderen. Jetzt bist du da und kannst mithelfen. «
»Das ist vielleicht gar nicht mehr notwendig«, bemerkte Royce, der abwesend in die Menge gestarrt hatte. Er knuffte Selig in die Seite. »Da, der Mann im Lederwams! Wenn ich mich nicht irre, so war er einer der Männer, die letzte Woche zusammen mit Durwyn hier waren. Gib mir einen Moment Zeit, dann werde ich auch die anderen aufspüren.«
Prüfend musterte Selig den Mann; plötzlich weiteten sich seine Augen.
»Er hat mein Schwert! «
»Ein eindeutiger Beweis!«
Sie gingen auf den Mann zu. »Willst du ihn gleich befragen oder erst mal ein bisschen aufschlitzen?«
»Du kannst ihm sein Leben anbieten«, erwiderte Selig. »Wenn er mir Erika zurückgibt, wird ihm nichts geschehen. Er kann sogar mein Schwert behalten.«
Unwillkürlich muss te Royce grinsen. Nach so einer Bemerkung konnte er einfach nicht anders. »Wann hast du denn angefangen, sie zu lieben?«
»Das weiß einzig Odin!« seufzte Selig.
Odgen befand sich bereits in heller Aufregung, da ihn die Wachmänner immer näher an die Trennungslinie schoben. Dort befand sich der König, um sein persönliches Personal zu identifizieren, sowie seine Lords und Ladys, die wiederum deren Bedienstete und Gefolgsleute ermitteln muss ten. Jeder, dessen Zugehörigkeit nicht bestimmt werden konnte, kam in größte Schwierigkeiten, und ein glückloser Dieb war bereits von der Wache des Königs abgeführt worden.
Vor Angst konnte Odgen nicht klar denken und sich eine logische Erklärung für seine Anwesenheit überlegen, die sich obendrein auch noch beweisen ließe. Denn genau das war der Haken: Diese verdammte Lady Kristen hatte vorgeschlagen, dass ein Beweis erbracht werden sollte, damit auch ein geschickter Lügner keine Möglichkeit hätte, sich irgendwie herauszureden.
Unversehens schlug seine Angst in wilde Panik um, denn in einiger Entfernung entdeckte er den Wikinger und Lord Royce, die beide in seine Richtung blickten und gleich darauf zielstrebig auf ihn zumarschierten. Das war das Ende. Er würde sterben - nay, erst würde er beenden, was er letzten Monat begonnen hatte. Hätte er seine Arbeit schon damals ordentlich erledigt, wäre es gar nicht erst soweit gekommen. Der Wikinger hätte mit den anderen sterben sollen. Und dafür würde er, Odgen, noch sorgen.
Odgen wartete, bis Selig unmittelbar vor ihm
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