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Die Rache der Liebe

Die Rache der Liebe

Titel: Die Rache der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Lindsey
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nun lang genug gelaufen sei.
    Seine erste Regung war Besorgnis gewesen, und gleich darauf hatte er diesen Anflug von Mitleid entsetzt von sich gewiesen. Noch immer konnte er nicht glauben, so empfunden zu haben. Er hatte sich wieder vor Augen führen müssen, dass diese Frau keine gewöhnliche Frau war und er sie keinesfalls so behandeln durfte, wie es sonst seiner Art entsprach. Am besten wäre es wenn er einfach vergessen würde, dass sie eine Frau war, nur war das leider unmöglich.
    Also hatte er Kristens Vorschlag abgelehnt, aber Kristen hatte natürlich, wie immer, zu diskutieren begonnen. »Willst du, dass sie umfällt und hinterher geschleift wird? Mir ist das egal, aber sie könnte sich etwas brechen ... «
    Selig hatte keine Lust auf ein Streitgespräch mit seiner Schwester. »Sie ist kräftig genug. Lass sie. Eine Weile hält sie bestimmt noch durch.«
    Nach wie vor ärgerte er sich über seine anfängliche Besorgnis. Auch wenn das ein natürlicher Impuls war, so durfte er ihm in diesem Fall nicht nachgeben. Mittlerweile hoffte er sogar, sie möge hinfallen. Erst dann würde er ihr gestatten, in den Wagen zu steigen.
    Und wie es den Anschein hatte, dürfte das nicht mehr allzu lange dauern. War das Seil zunächst so lang gewesen, dass sie es aufnehmen muss te, um nicht darüber zu stolpern, war es nun straff gespannt. Selig fühlte sich schon allein durch den Anblick der Frau erschöpft. Aber er wendete den Blick keinen Moment von ihr ab. Seit sie hinter den Wagen zurückgefallen war, wo er sie im Visier hatte, hatte er sie nicht einmal aus den Augen gelassen.
    Er lag bequem auf seinem Strohsack, wühlte sich gemächlich durch die Berge von Nahrungsmitteln, die Kristen neben ihm aufgehäüft hatte, und genoss jede Sekunde, die sich die Dänin abquälte. Die Konzentration auf Erika Herzlos half ihm, seine eigenen Schmerzen zu ignorieren. Sie wiederum ignorierte ihn ganz und gar, hatte nicht einmal seinen Blick erwidert, was angesichts der Tatsache, dass sie direkt hinter ihm lief, kein einfaches Unterfangen war.
    Doch als sie dann stolperte, schoss ihr Blick sofort zu ihm hinüber und teilte ihm mit, dass sie über seinen Härtetest keineswegs so ahnungslos war, wie sie ihn hatte glauben lassen. Sie fiel nicht hin, sondern fand rechtzeitig ihr Gleichgewicht wieder, aber es war knapp - für Selig knapp genug.
    Er winkte sie zum Wagen, worauf sich ihr Kinn trotzig in die Höhe reckte. Sein Körper versteifte sich, und als Folge davon überrollte ihn eine Woge von Schmerz. Es machte ihn schier rasend, dass er nicht einfach zu ihr gehen, sie packen und in den Wagen schmeißen konnte. Und weil sie genau wußte, dass er dazu nicht imstande war, besaß sie auch die Frechheit, sich ihm zu widersetzen. Ha, sie würde sich wundern! Er hatte noch andere Mittel zur Verfügung, die vielleicht nicht so befriedigend waren, wie wenn er sich selbst darum gekümmert hätte, aber nichtsdestotrotz seinen Willen durchzusetzen vermochten.
    Er setzte sich auf, rief Ivarr zu sich, der am Ende des Wagens ritt, und befahl ihm: »Bring sie her! «
    Unverzüglich kam Ivarr der Aufforderung nach, gebrauchte dabei allerdings eine Methode, die Erika aufkreischen ließ. Ohne vom Pferd zu steigen, packte er Erika am hinteren Kragen ihres Kleides, hob sie hoch und ließ sie dann einfach in den Wagen fallen. Zunächst landete sie auf ihren Knien, aber da ihre Hände gefesselt waren, konnte sie sich nicht abstützen und fiel schließlich mit voller Wucht nach vorn.
    Einen Moment blieb sie so liegen. Sie war froh, dass ihr Gesicht nicht auf dem Holzboden aufgeschrammt war; weniger froh war sie freilich darüber, sich wieder im Wagen, in der unmittelbaren Nähe ihres Rächers, zu befinden. Der Vormittag war anstrengend genug gewesen. Die körperlichen Strapazen waren ihr weitaus lieber als die seelischen Qualen, die er ihr mit seinen Worten zufügen konnte, und sie war entschlossen, zumindest in diesem Punkt ihre eigene Wahl zu treffen.
    In der festen Absicht, aus dem Wagen zu springen und wieder zu laufen, rollte sie sich herum, bis sie aufrecht saß. Sogleich ertönte eine barsche Stimme: »Bleib, oder ich werde dich wieder festbinden lassen! «
    Hatte er ihre Gedanken gelesen? Er klang aufgebracht. Weil sie vorhin seine Aufforderung ignoriert hatte? Schließlich war sie nicht freiwillig hier und keinesfalls bereit, jedem seiner Befehle zu gehorchen. Und wenn er dies nun als Grund benutzte, um eher mit seiner Folter zu beginnen, auch gut,

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