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Die Rache der Liebe

Die Rache der Liebe

Titel: Die Rache der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Lindsey
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dann sollte er es eben tun und zur Hölle fahren!
    Aber abgesehen davon, dass sie sich umdrehte und ihm den Rücken zuwandte, setzte Erika ihre rebellischen Gedanken nicht in die Tat um. Sie war seine Gefangene. Daran gab es kein Rütteln. Ihm weiterhin die Stirn zu bieten, würde nur ihren Stolz befriedigen. Ihrer Situation wäre es nicht dienlich. Doch das war nicht der einzige Grund, weshalb sie im Wagen blieb.
    So schwach und handlungsunfähig er auch war, hatte sie doch Angst vor ihm, eine dunkle, elementare Angst, die sie selbst nicht verstand. Es war nicht so sehr wegen der seelischen Grausamkeiten, die er so gekonnt beherrschte, nay, es war wegen ihm, wegen seiner Nähe, so nah, dass sie ihn berühren könnte ... und sich sehnte, ihn zu berühren. Süße Freya, was für ein irrwitziger Gedanke!
    Ein plötzlicher Ruck an ihrem linken Zopf beförderte sie wieder in die Bauchlage, und das darauf folgende Ziehen zwang sie, auf Ellbogen und Füßen zurückzurutschen. Als das grässliche Zerren an ihrem Zopf endlich aufhörte, klopfte ihr Herz wie wild, aber nicht von der Anstrengung. Sie lag jetzt direkt neben ihm, wenngleich ein Stückchen tiefer, da sein Strohsack gerade breit genug für ihn war. Und so brauchte sie auch gar nicht erst ihren Kopf umzudrehen, um zu sehen, dass er ihren Zopf um seine Faust gewickelt hatte und ihn auch jetzt nicht losließ, obwohl sie sich dort befand, wohin er sie dirigiert hatte.
    Er hätte sie einfach fragen können oder es ihr befehlen. Sie hätte sich sowieso gefügt, weil sie wußte, dass er sie ebenso gut dazu zwingen konnte - wie er ja gerade bewiesen hatte. Sie überlegte, ob sie ihm das sagen sollte, ließ den Gedanken jedoch gleich wieder fallen, da sie abermals von seinem unvergleichlichen Gesicht in Bann gezogen wurde. Obwohl seine Stimme zuvor wütend geklungen hatte, verhieß seine Miene etwas anderes: Tiefe Zufriedenheit stand darin.
    »Deine Schönheit ist auch nicht mehr das, was sie einmal war, was, Weib?« sagte er leise, obgleich es eine Lüge war. Ihr verdreckter Zustand verlieh ihr etwas Elementares, Erdhaftes, das er außerordentlich sexy fand. Das bisschen Schmutz konnte von ihrer üppigen Schönheit, die zu ignorieren ihm immer schwerer fiel, nicht ablenken. Aber das brauchte sie nicht zu erfahren, und so setzte er noch eins drauf: »Nicht mehr so hoheitsvoll und mächtig! «
    Aus irgendeinem unerklärlichen Grund schoss ihr das Blut in die Wangen. Es war gleichgültig , wie sie aussah, zumindest sollte es das sein, da sie sich auch früher nie sonderlich darum gekümmert hatte, aber gleichzeitig wußte sie, dass sie wahrscheinlich noch nie so grässlich ausgesehen hatte. Aus ihren Zöpfen hatten sich einzelne Strähnen gelöst, die ihr schweißverklebt ins Gesicht hingen. Sie war über und über vom Staub der Straße bedeckt und verschmiert, vor allem im Gesicht, da sie mehrfach versucht hatte, sich mit den Armen den Schweiß abzuwischen. Ihren stechenden Schweißgeruch hatte sie schon zu lange eingeatmet, um ihn noch wahrzunehmen, aber er roch ihn zweifellos, und das empfand sie als größte Demütigung.
    Ausgezehrt und mit dunklen Ringen unter den Augen sah er immer noch wunderschön aus. Sie hingegen glich einer heruntergekommenen Schlampe und wußte das auch. Und offenbar wollte er, dass sie das wußte; es schien Bestandteil seines grausamen Spiels zu sein.
    Sie be schloss , aus dem Spiel auszusteigen. »Bring mich um, dann habe ich es hinter mir! «
    Abgesehen von seiner Mutter und Schwester war Selig noch nie einer Frau mit solch einer Kühnheit begegnet. Er war überrascht, wenngleich er das nicht erkennen ließ. Stattdessen lächelte er sie an.
    Sie wünschte wirklich, er würde das unterlassen. Es machte ihn noch anziehender - und bedrohlicher.
    »Nay, für dich plane ich weder Tod noch Freikauf « , sagte er. »Nur endlose Qualen, wie ich sie durch dich erlitten habe.«
    »Deine waren nicht endlos«, wagte sie einzuwenden.
    »Drei Tage in deinem Kerker waren endlos, Lady! Leider habe ich dir nichts Ähnliches anzubieten.«
    Ihr Mund wurde plötzlich trocken, aber sie fand den Mut zu fragen: »Was hast du mit mir vor?«
    »Außer dich zu versklaven?«
    Unwillkürlich entfuhr ihr ein scharfes Keuchen. »Du kannst mich nicht versklaven!«
    »Aber das habe ich bereits.«
    »Mein Bruder wird kommen und mich holen!« rief sie wild. »Er wird jedes Wergeld zahlen, das du wert zu sein glaubst!«
    »Ich bin kein Angelsachse, und ich akzeptiere auch nicht

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