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Die Rache der Liebe

Die Rache der Liebe

Titel: Die Rache der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Lindsey
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jetzt ihre Regeln aufzuzwingen? Er wollte sie anschauen? Gut, sie würde ihm genug zu schauen bieten. Sie mochte vielleicht keine Macht mehr als Herrin haben, aber sie hatte noch immer ihre Macht als Frau.
    Erika hatte noch nie in ihrem Leben absichtlich versucht, einen Mann zu verführen, aber manche Verhaltensweisen geschehen rein instinktiv. Sie wandte sich um und schaute ihn an. Dann griff sie nach der Seife und verrieb sie, statt auf dem Waschlappen, in ihren Händen. Jene uralte Verlockung in den himmelblauen Augen, die fest auf die seinen gerichtet waren, massierte sie nun mit ihren eingeseiften Händen langsam ihre Brüste, strich dann mit weichen, kreisenden Bewegungen über Bauch und Hüften, widmete sieh genießerisch ihren Beinen und Knien, um schließlich lasziv entlang der Innenseiten ihrer Schenkel nach oben zu gleiten. Seine großen grauen Augen ruhten unverwandt auf ihren Händen, und in diesem Moment wußte sie, dass er vergessen hatte, wer sie war, und einzig von dem Anblick einer badenden Frau gefesselt war.
    »Willst du meinen Rücken waschen, Wikinger?«
    » Hexe! « zischte er.
    Beinahe wäre sie in Lachen ausgebrochen. Sie hätte nie gedacht, dass sie ihren Stolz einmal auf diese Art und Weise retten würde.
    Und dann drehte er plötzlich den Spieß um.
    Es begann damit, wie sein Ausdruck mit einem Mal weich und sinnlich wurde. Wie seine Lippen erbebten, sich öffneten. Wie das Grau seiner Augen einen silbrigen Glanz annahm, während er die intimen Teile ihres Körpers betrachtete. Er war ein Mann, der es verstand, allein mit seinen Blicken Liebe zu machen, und er lieferte ihr nun eine Vorführung seines Könnens.
    Schlagartig fühlte sich Erika wieder ausgeliefert und hilflos. Wie unglaublich töricht von ihr, ihn zu solch einer Reaktion zu provozieren! Sie hatte sich zu sehr auf seine Aussage verlassen, er werde sie nicht anrühren. Letztlich war er auch nur ein Mann! Und Lust konnte den besten Vorsatz zunichtemachen !
    Andererseits war er derzeit schlicht nicht in der Lage dazu, und das, nur das, hielt sie davon ab, laut schreiend aus dem Zimmer zu rennen. Statt dessen wandte sie nun den Blick von ihm ab und beendete ihr Bad so rasch sie konnte. Aber dabei war ihr ständig bewußt, dass er sie weiterhin beobachtete.
    Er schaute sie an, und sie bebte. Und noch ein anderes Gefühl erwachte in ihr, ein dunkles Pochen in ihrem Inneren, unerwartet und keinesfalls unangenehm. War Lust etwa ansteckend? Odin stehe ihr bei, wenn es sich so verhielt! Denn er konnte seine Lust jederzeit mit irgendeiner der Frauen dort unten in der Halle stillen, aber wer sollte sich ihrer annehmen? Nay, welch überspannte Gedanken! Sie würde Lust nicht einmal wahrnehmen, wenn sie ihr ins Bein bisse! Und er sollte dies einzig mit einem Blick bewirken können? Unmöglich! Es war lediglich ihr Magen, der auf diesen unerwarteten Stimmungswechsel reagiert hatte, nichts weiter.
    Er sagte kein einziges Wort mehr, und sie vermied es, ihn noch einmal anzuschauen. Aber eine Lektion hatte sie aus dieser Geschichte zumindest gelernt: Sie war nicht gut in seinem Spiel.

20
    »Einen Kamm findest du in der Truhe neben dir!« sagte Selig.
    Das Angebot war so überraschend und so großzügig, dass Erika ihm zunächst miss traute. Selig war es sicherlich gleichgültig, dass sie ihre Haare seit nunmehr einer halben Stunde zu entwirren versuchte. Er würde ihr nie etwas geben worüber sie dankbar wäre. Was also beabsichtigte er dann damit?
    Argwöhnisch öffnete sie die Truhe. Sie erwartete, eine Art Falle vorzufinden, Messer, die von der Decke fielen, oder eine verdeckte Falltür im Boden, die plötzlich aufsprang und sie verschluckte. Oder ein Heer von Ratten, das ihr entgegensprang. Doch nichts geschah. Es war eine ganz gewöhnliche Truhe. Und auf einem Stapel männlicher Kleidungsstücke lag neben einem ovalen Handspiegel tatsächlich ein Kamm.
    Sie konnte einem kurzen Blick in den Spiegel einfach nicht widerstehen, doch als sie hineinschaute, ergriff sie tiefe Verwunderung. Sie sah bei weitem nicht so schrecklich aus, wie sie befürchtet hatte. Nay, ihr sauber geschrubbtes Gesicht zeigte keinerlei Spuren von Erschöpfung oder Anstrengung. Nur ihre Wange wies von Kristens Schlag noch eine leichte gelbliche Verfärbung auf, was dafür sprach, dass der Schlag zwar heftig, aber nicht allzu schlimm gewesen war. Auch die Schwellung war abgeklungen. Ihre himmelblauen Augen waren klar, und es spiegelte sich Überraschung in ihnen. Sogar

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