Die Rache der Liebe
gekreuzten Armen herab um ihre Taille baumelte und zog sie langsam, ganz langsam, nach unten. Durch die Zugkraft lösten sich ihre Arme aus der überkreuzten Haltung und waren schließlich, als sich die Kette in Höhe ihrer Knie befand, völlig gestreckt.
Auch Seligs Arm war nun durchgestreckt, doch anstatt sich zu bücken, hob er seinen Fuß und trat die Kette auf dem Boden fest. Durch den plötzlichen Ruck wurden Erikas Arme nach unten gezogen, und sie fiel, ohne es verhindern zu können, nach vorne.
Zu ihrem Schrecken stieß ihr Kinn auf seinen Oberschenkel, was zur Folge hatte, dass ihr Blick genau auf seine Leistengegend geheftet war. Da Ivarr noch immer direkt hinter ihr stand, konnte sie sich aus dieser Position auch nicht befreien.
»Du hast die Wahl, Weib! Entweder bleibst du in dieser Haltung, wenn nötig, auch die ganze Nacht, oder du folgst meiner Aufforderung und kniest dich hin!«
Er hatte sie nicht aufgefordert, er hatte ihr befohlen. Diesen Unterschied kannte sie wohl. Eine Wahl? Wenn sie nun in diesen Oberschenkel bisse, gegen den ihr Gesicht gepresst wurde, würde sie dann freigelassen oder lediglich bestraft werden und in dieselbe Position zurückgezwungen? Am liebsten hätte sie ihn verflucht und beschimpft. Und ihn tatsächlich gebissen. Auf den Knien wollte er sie sehen. War das ihre einzige Wahl?
Erika fand eine andere Lösung: Sie setzte sich auf den Boden, direkt zwischen seine Füße.
Selig und Ivarr brachen über ihre Kühnheit in lautes Gelächter aus, was Erika wiederum erstaunte. Sie hatte mit einem Wutausbruch gerechnet. Sie hatte erwartet, mit Gewalt auf die Knie gezwungen zu werden. Aber dass ihr Widerstand Belustigung hervorrufen würde, hätte sie sich nicht träumen lassen.
Sie kreuzte erneut die Arme vor der Brust und starrte mit steinerner Miene auf Seligs linkes Knie. Eine Hand legte sich um ihr Kinn, um es hochzuheben. Sie schüttelte die Hand ab, doch sie kam wieder und verstärkte den Druck gerade so viel, dass jedes weitere Sträuben aussichtslos gewesen wäre.
Um seinen Blick zu meiden, hielt sie die Augen gesenkt. Deshalb konnte sie auch sehen, wie nun seine andere Hand über das Bett tastete und die nächste Schelle ergriff. Erika versteifte sich. Doch schon näherte sich diese letzte ver hasst e Schelle ihrem Hals.
Ihr Kinn wurde freigelassen, da er beide Hände benötigte, um die Schelle unter ihren Haaren hindurch um ihren Hals zu legen. Unwillkürlich schossen ihre Hände zu ihrem Hals, doch sein Griff war stärker.
Sie vernahm das Klicken, fühlte die beklemmende Enge um ihre Kehle. Die Halsschelle lag nicht so dicht an, dass sie fürchten muss te zu ersticken, aber allein schon die Panik schnürte ihr die Luft bedrohlich ab. In einem sinnlosen Versuch zerrte sie an dem Metallring, gab freilich gleich wieder auf, da das Gewicht der Kette zwischen ihren Händen zu lähmend war.
Nun hob sie die Augen zu ihm empor. Sie war angekettet, wehrlos, nicht länger nur eine Gefangene. Die Schelle um ihren Hals degradierte sie zur Sklavin.
Neugierig betrachtete er sie eine Weile, ehe er fragte: »Willst du mich bitten, sie zu lösen?«
»Fahr zur Hölle! «
Er schenkte ihr jenes gewisse Lächeln, das sie so abgrundtief hasst e. »Du hattest deinen Spaß . Jetzt werde ich meinen haben.«
Er ha c kte einen Finger in den Eisenring um ihren Hals und zog sie damit in die Höhe, bis sie dann zu guter Letzt doch auf den Knien lag.
» Wusste ich's doch, dass gerade diese Schelle ungeahnte Verwendungsmöglichkeiten hat! « bemerkte er. »Genau wie ich wußte, dass dich Ketten sehr gut kleiden würden. Gewöhne dich besser an ihr Gewicht, Weib, denn sie werden niemals wieder abgenommen!«
Sie erbleichte. Sein freundlicher, weicher Ton, mit dem er diese Worte gesagt hatte, machte alles nur noch furchterregender. Und man hatte ihr noch nicht einmal alle Ketten umgelegt. Da gab es noch eine, etwa sechs Fuß lang, mit größeren runden Gelenken an den Enden, die Selig nun an ihrem Halsring zu befestigen versuchte.
Sie spürte, wie seine Knöchel über ihre Haut strichen, und hörte ihn dann freudlos auflachen. »Den Schmied kann man wirklich weiterempfehlen. Du muss t das für mich erledigen, Ivarr. Im Moment bin ich dazu noch zu schwach.«
Demnach konnte er das Gelenk für den Haken nicht öffnen, was für Erika wiederum bedeutete, dass auch sie es nicht schaffen würde. Obwohl, nay - irgendwie würde sie es schaffen! Aus der Verzweiflung erwuchs die Kraft, und sie war
Weitere Kostenlose Bücher