Die Rache der Medica (Die Medica-Reihe) (German Edition)
und dem Grafen von Greifenklau geäußert, sie werden ihn mir sicher erfüllen.« Er sah Chassim und Anna an, die beide zustimmend nickten. »Dann habe ich nur eine Bitte, Majestät«, sagte Ambros mit blitzenden Augen. »Jetzt will ich auch noch tanzen lernen, damit ich einmal im Leben mit diesen schönen Damen, die es am Hofe gibt, Umgang haben kann.«
Diese Bitte des sonst so schüchternen Hütejungen überraschte alle, Konrad blickte die Medica fragend an. Anna zuckte mit den Schultern. »Du spielst doch Flöte, nicht wahr?«
Ambros nickte eifrig.
»Dann hast du auch ein natürliches Verhältnis zur Musik. Es ist nicht weiter schwierig.«
Der König saß vergnügt in seinem Bett und sah zu, wie die Medica und Chassim ihrem Zögling die wichtigsten Grundschritte und Haltungen beibrachten, bevor sie alle wieder zum Bankett gerufen würden.
Im Festsaal, nach dem fröhlichen Schlemmen und dem Auftritt einiger Gaukler, die alle hohen Gäste zum Staunen und Lachen brachten, wurde die Tanzfläche freigeräumt, und Musikanten spielten auf.
Ambros, der auf dem Ehrenplatz des Königs saß, sah zuerst dem bunten Treiben eine Weile mit großem Vergnügen zu, aber dann hielt es ihn nicht länger auf seinem Sitz. Ohne viel Federlesens forderte er Gräfin Anna von Hochstaden formvollendet auf, wie er es eben erst gelernt hatte, und reihte sich mit ihr in den Tanzreigen ein. Es war guter Brauch, dass die Tanzenden sich nach bestimmten Schrittfolgen dem nächsten Partner zuwandten, so dass jedes Mädchen und jede Frau einmal das Privileg hatte, an der Seite des Königs von ihm geführt zu werden. Zunächst stellte sich Ambros ein wenig ungeschickt an, was einige Hofdamen zum Kichern brachte, aber er lachte selbst mit und berührte mit seiner unverstellten Fröhlichkeit und seiner Ausdauer reihenweise die Herzen der jungen Mädchen, das sah die Medica ihnen an. Mit rotglühenden Wangen und strahlendem Lächeln wechselten sie sich ab, vom König wenigstens einmal berührt zu werden, der mit unermüdlichem und geradezu heiligem Eifer Tanz um Tanz absolvierte.
Chassim, der sich längst auch unter die Tanzenden begeben hatte, fragte Anna, als sie gerade an seiner Seite war, so laut, dass nur sie es hören konnte: »Was hast du bloß mit ihm gemacht?« Sie warf ihm einen belustigten Blick zu, der zugleich signalisierte, dass dies ihr Geheimnis bleiben würde.
»Was du ihm gegeben hast, möchte ich auch haben!«, flüsterte er ihr ins Ohr, als es die Tanzschritte erlaubten, sich nahe zu kommen, ohne dass es unschicklich war.
»Es war riskant, aber, wie man sieht, erfolgreich«, flüsterte sie Chassim bei der nächsten Tanzbegegnung ins Ohr zurück. »Ich befürchte nur …« Sie mussten sich wieder trennen, und es dauerte eine Weile, bis sie wieder zusammentrafen und Anna ihren Satz beenden konnte. »Ich befürchte nur, dass er übertreibt und plötzlich zusammenklappt. Die Wirkung des Mittels, das ich ihm gegeben habe, hält nur ein paar Stunden. Dann verkehrt es sich ins Gegenteil.«
Chassim sah besorgt zu Ambros, der keinen Tanz auszulassen schien. Er genoss es und tanzte, als ob er noch nie etwas anderes gemacht hätte, und als gebe es kein Morgen mehr. Dabei war er alles andere als perfekt. Aber unterlief ihm einmal ein falscher Schritt, dann bügelte er dies mit übertrieben galanten Bewegungen aus und brachte seine jeweilige Partnerin und die Umstehenden gleich wieder zum Lachen. Es war so viel Unschuld, Freude und Unbeschwertheit in seinen Verrenkungen, dass keiner es ihm übelnehmen konnte und er alle mitriss. Je länger das Tanzvergnügen dauerte, umso ausgelassener und hitziger wurden die Tanzenden.
Anna und Chassim hatten eine Ruhepause eingelegt und schauten nur zu. Der Medica, die Ambros nicht aus den Augen ließ, fiel auf, dass er es verstand, immer wieder auf dasselbe Frauenzimmer zu treffen. Er himmelte es unverblümt an, es war ein blondes, etwas dralles Mädchen. Anna fragte Chassim, wer das war. »Adelheid von Meinfeld«, antwortete er. »Aus guter Familie. Aber sie ist schon Geowulf, dem zehnjährigen Herzog von Zähringen, versprochen, es gibt, soviel ich weiß, bereits einen schriftlichen Heiratsvertrag.«
»Es könnte gefährlich werden, wenn Ambros so weitermacht«, meinte Anna besorgt, als sie wieder bemerkte, wie sich Ambros und Adelheid erneut schmachtende Blicke zuwarfen.
»Vor allem in Hinblick auf die morgige Bekanntmachung der Verlobung des Königs mit Elisabeth von Bayern«, fügte Chassim
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