Die Rache der Medica (Die Medica-Reihe) (German Edition)
sehe ich als meine heiligste Aufgabe an.«
Er sah beschwörend in die Runde. »Gehet hin in Frieden, und verkündet meine königliche Botschaft.«
Zuerst war es ganz still in der Halle. Aber dann setzte heftiges Klatschen ein, wieder ertönten Rufe, ohne dass Bruder Thomas die Anwesenden dazu anfeuern hätte müssen. »Gott schütze den König! Es lebe der König!« Auch einige Fürsten wurden vom allgemeinen Enthusiasmus angesteckt und fielen ein.
Elisabeth von Bayern hing sowieso von Anfang an mit schmachtenden Augen an den Lippen von Ambros und wäre ihm in ihrem mädchenhaften Überschwang am liebsten sofort um den Hals gefallen. Nur ein Rest von Vernunft und ihre strenge höfische Erziehung zur unbedingten Zurückhaltung hielten sie davon ab.
Ambros grüßte noch einmal und streifte Elisabeth mit einem verwunderten Blick wegen ihrer offensichtlichen überschäumenden Begeisterung. Dann verließ er, entgegen jeder Abmachung, das Podium und verschwand im Treppenturm nach oben.
VI
D ie Vorbereitungen zum großen Abschlussbankett des Hoftages waren in vollem Gange. Früh am nächsten Morgen, das Wetter war beständig kalt, aber klar, es hatte kaum noch geschneit, war der allgemeine Aufbruch der Gäste vorgesehen. Umso heftiger sollte noch einmal gefeiert werden, der Hoftag wurde allgemein als glanzvoller Erfolg für das Herrscherhaus, die Hohenstaufen, gewertet. Die Welfen waren eindeutig in ihre Schranken verwiesen worden.
Nur Konrad von Hochstaden wollte nicht einsehen, dass er der eigentliche Verlierer war. Aber noch gab er sich nicht endgültig geschlagen, auch wenn seine Anhänger jetzt, nach einer Messe, die er nur für sie gehalten hatte, einigermaßen betreten in der Burgkapelle in Gruppen herumstanden und nicht so recht wussten, was sie sagen sollten. Der Erzbischof hatte jedem von ihnen das heilige Sakrament der Kommunion gespendet, Leib und Blut Christi, und jetzt, nach der Transsubstantiation und dem Schlusssegen, warteten sie nur darauf, was er ihnen abschließend zu sagen und auf den Heimweg mitzugeben hatte, damit sie ihre Sache nicht endgültig als hoffnungslos verloren sahen. Einige von ihnen, darunter Wilhelm von Holland, hatten die Nase voll und wollten nur noch so rasch als möglich der Stätte ihrer schmerzhaften Niederlage den Rücken kehren. Tagelange Fahrten im geschlossenen oder offenen Wagen oder beschwerliche Ritte durch lausig kalte, verschneite oder, noch schlimmer, verschlammte Landschaften standen ihnen bevor, und ihre Laune war nicht nur deswegen auf dem Tiefpunkt angelangt. Zwei oder drei fühlten sich nach wie vor schlapp und elend, sie mussten etwas gegessen haben, was ihnen ganz und gar nicht bekommen war. Schon der bloße Gedanke an das Abschlussbankett ließ ihre Mägen flau und ihre Gesichter grün werden. Außerdem fröstelten sie in der klammen Burgkapelle, die letzten Tage des Monats Julmond krochen doch trotz der dicken, pelzgefütterten Mäntel allmählich in alle Knochen.
Konrad von Hochstaden flüsterte am Altar erregt mit seinem Messdiener, Pater Severin, an ihren Atemwölkchen war deutlich zu erkennen, dass das Gespräch hitzig geführt wurde.
Was die beiden da zu besprechen hatten, wollten die welfischen Anhänger lieber gar nicht wissen. Sie hielten gebührenden Abstand, denn jetzt von einem mies gelaunten Erzbischof zu allem Übel auch noch den Kopf gewaschen zu bekommen, darauf konnten sie getrost verzichten. Dass der erzbischöfliche Vulkan kurz vor dem Ausbruch stand, konnte man seinen hochroten Gesichtszügen und seinen fahrigen Bewegungen ansehen, mit denen er die Kommunion erteilt hatte.
Konrad von Hochstaden kanzelte seinen Adlatus nach Strich und Faden ab. Warum er das nicht schon früher gemacht hatte, lag schlicht und einfach daran, dass es ihnen allen zeitweise so schlecht gegangen war und die körperlichen Nöte und Bedürfnisse ihren Tribut gefordert hatten – Pater Severin war gar nicht dazu gekommen, seinem Herrn und Meister mit aller gebotener Diskretion zu berichten, was alles schiefgelaufen war und was er im letzten Moment auf gewaltsame Weise korrigieren musste, damit man der Verschwörung gegen den König nicht noch auf die Schliche kam. Das holte Pater Severin jetzt in aller Eile und Kürze nach. Konrad von Hochstaden interessierte sich gar nicht dafür, wie Pater Severin missliebige Personen ausschaltete, die ihrer Sache gefährlich werden konnten. Er war immer noch außer sich vor Zorn, weil Konrad IV . nicht die geringste
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