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Die Rache der Medica (Die Medica-Reihe) (German Edition)

Die Rache der Medica (Die Medica-Reihe) (German Edition)

Titel: Die Rache der Medica (Die Medica-Reihe) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Geiges
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Bauernmädchen und im Kloster aufgewachsen und habe keine Übung darin.«
    »Das lernst du schon noch. Ich will dir mal was sagen, wenn du den Rat eines alten Mannes hören willst.«
    Statt einer Antwort führte sie seine Hand an ihr Ohr. Der Graf lächelte. »Chassim liebt dich aus ganzem Herzen, da bin ich mir sicher. Aber ich bin mir nicht sicher, ob er damit leben kann, dass du weiterhin als Medica tätig sein willst.«
    »Hat er mit Euch darüber gesprochen?«
    »Nein. Aber sag mir, kennst du eine einzige Frau von höherem Stand, die etwas Ähnliches macht? Ausgenommen vielleicht die eine oder andere Äbtissin, die sich in der Nachfolge von Hildegard von Bingen oder Elisabeth von Thüringen versucht?«
    »Dann bin ich eben die Erste!«, sagte Anna mit einer Bestimmtheit, in der eine Spur Trotz lag, die an das kleine Mädchen Anna erinnerte, das sie seit den schweren Tagen und Wochen der Prüfung durch Gott eigentlich hinter sich gelassen hatte. Sie entlockte damit dem alten Grafen ein Lächeln.
    »Du scheinst zu wissen, was du willst«, sagte er.
    »Ja«, antwortete Anna. »Ich will auf gar keinen Fall das Leben einer Landedelfrau führen und bis an mein Lebensende Kissen besticken, in erbaulichen Büchern lesen und schöne Kleider spazieren tragen. Dafür bin ich nicht auf die Welt gekommen.«
    »Ach weißt du, Anna, ganz so sieht das Leben hier auf dem Land eigentlich nicht aus. Burg Greifenklau ist nicht der Königshof, wo eine Frau von hoher Geburt ihren Alltag mit Hofgesellschaften, Konversation, drei Messen am Tag und abends Geplänkel, Minnesang und Repräsentation bestreitet und ihre einzige Aufgabe darin besteht, schön, unnahbar und edel zu sein und sich von Rittern umwerben zu lassen.« Er seufzte. »Eine Ehe in diesen Kreisen wird nicht aus Liebe geschlossen, sondern ist ein Zweckbündnis, um den eigenen Besitz und Machtbereich zu vergrößern. Und möglichst viele Kinder in die Welt zu setzen, damit es Erben gibt und der Stammbaum weitergeht.«
    Er tätschelte beruhigend ihre Hand. »Verzeih, wenn ich so offen rede. Bei euch beiden ist das Gott sei Dank nicht so. Und darüber bin ich froh, es erinnert mich an meine eigene Ehe, auch das war keine Ehe aus Vernunft, sondern aus Liebe. Das ist aber eine große Ausnahme und ein großes Geschenk, glaub mir …«
    Einen Augenblick lang schien sich ein Anflug von Wehmut in seine Stimme geschlichen zu haben, aber er überwand diese Schwäche schnell. »Dir ist bekannt, dass meine Schwiegertochter und mein Enkelsohn kurz nach der Geburt gestorben sind?«
    »Ja, Chassim hat mir davon erzählt.«
    »Er hat lange um sie getrauert. Umso mehr bin ich froh, dass er nun in dir jemanden gefunden hat, der es wert ist, geliebt zu werden. Übrigens, verzeih mir, wenn ich das frage, aber in meinem Alter darf man sich schon die eine oder andere Freiheit herausnehmen – wie findest du es, wenn ich dir sage, dass ich gerne noch das Geschrei von Enkelkindern hören würde?«
    Er sah sie forschend an, als wollte er versuchen, den Nebelschleier, der sich auf sein Augenlicht gelegt hatte, zu durchdringen und doch noch irgendwie eine Regung in ihrem Antlitz zu erkennen.
    Anna seufzte. »Vergebt mir, Graf, aber an Kinder habe ich noch nicht gedacht. Ich weiß nur, dass sie ein Gottesgeschenk sind.«
    »An meiner Frage merkst du schon, wie selbstsüchtig ich bin. Du bist ja noch sehr jung …«
    Anna zuckte mit den Schultern. »Ihr habt recht. Man nennt mich zwar Medica, aber ich muss noch eine Menge lernen und an den Heilmethoden weiterforschen, die mir mein Lehrmeister beigebracht hat. Es gibt noch so viel, was wir nicht wissen. Den Menschen zu helfen, das ist mein vorrangiges Ziel. Ich will nicht von anderen gelenkt werden, ich möchte meinen eigenen Weg gehen.«
    »Ein mutiger Entschluss! Du sprichst und denkst wie eine Frau, die ich gut kenne, sie heißt Richardis von Bruneck und ist an Jahren wesentlich älter als du und lebt auf einem benachbarten Rittergut. Sie hat mich in der Tat wirklich beeindruckt. Seit fast zehn Jahren ist sie Witwe. Ihr Mann hat bei einer Fehde sein Leben gelassen. Seither nimmt sie seine Stellung ein und kümmert sich um alle Belange, was Haus, Hof und Verwaltung angeht. Sie steht ihren Mann auf dem Feld, macht mit bei der Aussaat und bei der Ernte. Richardis hat ihre Bauern und das Gesinde fest im Griff und wird von ihnen respektiert. Sie ist die einzige Ausnahme von der Regel, soweit mir bekannt ist. Aber sie hat keine Kinder und deshalb auch

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