Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Rache der Medica (Die Medica-Reihe) (German Edition)

Die Rache der Medica (Die Medica-Reihe) (German Edition)

Titel: Die Rache der Medica (Die Medica-Reihe) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Geiges
Vom Netzwerk:
Heilpflanzen …«
    »Das will ich wohl meinen.«
    »Ist es nicht so, dass manche Pflanzen gleichzeitig heilen und krank machen können?«
    »Ja, so ist es. Es kommt oft nur auf die Dosis an, in welcher sie verabreicht wird. In geringer Menge vermag manches Mittel zu lindern und zu heilen. Ist die verabreichte Menge zu groß, können bestimmte Arzneien schlimmes Unheil anrichten, ja sogar zum Tod führen.«
    »Dann gibt es unter solchen Arzneien bestimmt auch welche, deren Geschmack oder Geruch nicht zu bemerken ist, sollte man sie zum Beispiel in Speisen oder Getränke mischen.«
    »Die gibt es, jawohl.«
    Der Erzbischof machte einen Schritt zurück. Dabei ließ er Pater Severin nicht aus den Augen. »Habt Ihr verstanden, Pater Severin?«, fragte er eindringlich.
    Pater Severins Gesicht blieb wie in Marmor gemeißelt. »Ich denke schon.«
    »Ihr seid ein Mann mit einer raschen Auffassungsgabe«, bemerkte der Erzbischof mit einem kalten Lächeln. »Das habe ich schon immer an Euch geschätzt. Ihr sorgt dafür, dass dieser Leibkoch …«
    »Veit.«
    »Wie auch immer … Sorgt dafür, dass er durch Euch ein derartiges Mittel in die Hand bekommt, welches nach und nach im Essen des kaiserlichen Sprösslings appliziert wird. Niemand darf Verdacht schöpfen, hört Ihr? Es muss so wirken, als ob der junge Konrad von einer unheilbaren, schleichenden Krankheit befallen wird, die letzten Endes unweigerlich zum Tod führen muss.«
    Pater Severin zuckte mit den Schultern und nickte. »Wann soll das geschehen?«
    »So bald wie möglich. Zu Beginn des Hoftags muss die Krankheit bereits so weit fortgeschritten sein, dass Konrad seinem geplanten Auftritt nicht mehr nachkommen kann.«
    »Ich werde alles Erforderliche sofort in die Wege leiten.«
    »Meine besten Wünsche und Gottes Segen begleiten Euch«, bekräftigte der Erzbischof seinen Befehl und segnete Pater Severin mit dem Kreuzeszeichen.
    Damit war die Audienz beendet. Pater Severin wollte sich schon mit einer angedeuteten Verbeugung zurückziehen, aber Konrad von Hochstaden hob noch einmal die Hand, als Zeichen, dass er Pater Severin noch eine Warnung auf den Weg geben wollte.
    »Ich brauche wohl nicht zu erwähnen, dass dies eine äußerst delikate Angelegenheit ist. Wenn irgendjemand davon Wind bekommt und Euch damit in Verbindung bringt, habt Ihr das allein zu verantworten und könnt Euch nicht auf mich berufen. Habe ich mich unmissverständlich ausgedrückt, Pater Severin?«
    »Selbstverständlich, Eminenz. Seid versichert – dazu wird es nicht kommen.«
    Der Erzbischof nickte. »Ich erwarte, über den Stand Eurer Bemühungen ständig auf dem Laufenden gehalten zu werden.«
    Pater Severin verneigte sich noch einmal, drehte sich um und verließ das Schlafgemach. Konrad von Hochstaden wandte sich wieder dem Modell der Kathedrale zu, daran konnte er sich einfach nicht sattsehen.

VI
    D er erste Sonnenstrahl, der durch die Fensterlaibung hereinfiel, kitzelte Anna an der Nase und weckte sie. Sie brauchte eine ganze Weile, bis sie verinnerlichte, dass sie in Sicherheit war und nicht in diesem fürchterlichen Verlies auf Burg Landskron, wo sie fast eine Nacht lang vor Kälte und vor Angst, auf dem Scheiterhaufen zu landen, gezittert hatte. Jetzt befand sie sich auf Burg Greifenklau, und ein neues Leben hatte begonnen. Sie streckte sich wohlig wie eine Katze. Berbelin, ihre Magd, die auf der zweiten Strohmatratze neben ihr lag, schien noch tief und fest zu schlafen. Anna zog ihr fürsorglich die verrutschte Decke zurecht und schlang sich die eigene eng um den Körper.
    Chassim hatte den beiden Frauen eine gemeinsame Kammer im ersten Stock des Herrenhauses zugewiesen, als sie müde und erschöpft nach der anstrengenden Reise und dem festlichen Gelage in der Halle nur noch nach einem ruhigen Plätzchen verlangt hatten, um sich richtig auszuschlafen.
    Anna öffnete die Tür so leise wie möglich und gelangte auf den Gang, der die Räumlichkeiten im ersten Stock miteinander verband. Sie war barfuß, aber es störte sie nicht, dass das frische Stroh, welches überall ausgelegt war, sie an den Füßen piekste. Sie entdeckte ein Paar Holzpantinen, die akkurat an der Wand standen, und schlüpfte hinein. Irgendein dienstbarer Geist musste sie extra für sie da hingestellt haben.
    Vorsichtig schlich sie die Treppe ins Erdgeschoss hinunter. In der großen Halle, in der das Fest stattgefunden hatte, standen noch die Bänke und Tische, aber ansonsten war alles schön ordentlich

Weitere Kostenlose Bücher