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Die Rache der Medica (Die Medica-Reihe) (German Edition)

Die Rache der Medica (Die Medica-Reihe) (German Edition)

Titel: Die Rache der Medica (Die Medica-Reihe) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Geiges
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wollte dich hier vor dem Angesicht Gottes fragen. Willst du meine Frau werden, Anna von Hochstaden?«
    Anna nahm das Sträußchen und wusste nicht, was sie sagen sollte. Chassim hatte ihren Blick eingefangen, und sie hatte das Gefühl, als blicke er in ihre Seele. Tränen kullerten über ihre Wangen, sie konnte in diesem Moment nichts dagegen tun. Und sie wollte es auch nicht. Sein überraschender Antrag hatte sie im Innersten berührt. Schließlich fand sie ihre Stimme wieder und drückte das Sträußchen innig an ihre Lippen. »Ja, Chassim von Greifenklau, ich will.«
    In diesem Augenblick, gefangen vom Zauber des Ortes und der Liebe zu Chassim, wollte Anna ihren eigenen Worten glauben. Obwohl sie tief in ihrem Herzen wusste, wie schwer es sein würde, Chassims Vorstellungen von der Frau an seiner Seite zu entsprechen. Wollte sie überhaupt in die Fußstapfen ihrer Vorgängerin treten? Sie konnte diese Frage nicht eindeutig mit ja oder nein beantworten. Aber jetzt durfte sie Chassim unmöglich mit ihren aufkeimenden Zweifeln konfrontieren. Das wäre der falsche Moment gewesen. Sie liebte ihn, aber als sie ihn küsste, war ihr plötzlich klar, dass sie ihre Bestimmung, andere Menschen zu heilen, niemals aufgeben konnte. Ob Chassim das je verstand? Sie wusste es nicht, die Zeit musste es weisen.
    Sie umarmten sich und gaben sich einen langen Kuss, und Anna legte die Blumen behutsam auf die drei Namen der Grabplatte. Chassim wusste diese kleine Geste zu schätzen, strich Anna über das Haar, und dann verließen sie Arm in Arm die Kapelle.

VIII
    K onrad von Hochstaden betrat die finsteren Kellerräume seines bischöflichen Palastes in Köln. Pater Severin ging mit einer Fackel voran und leuchtete. Hier unten war es feucht, kalt und zugig, der Erzbischof zog seinen pelzverbrämten Umhang enger um seine Schultern, weil ihn fröstelte. Sie gingen einen Gang entlang, der an mehreren leeren, durch Eisengitter abgetrennten Verliesen vorbeiführte.
    Schon von weitem hörten sie jemanden brüllen wie ein Stier, der zur Schlachtbank geführt wurde.
    »Wer ist das?«, fragte der Erzbischof.
    »Baldur von Veldern. Die Knechte holen ihn aus seinem Kerker und bringen ihn in die Folterkammer, so wie Ihr es angeordnet habt, Euer Eminenz.«
    »Ist er überhaupt ansprechbar, oder hat er beim Anblick seiner baumelnden Kameraden den Verstand verloren? Es hört sich jedenfalls ganz so an.«
    »Er legt es darauf an, getötet zu werden. Aber den Gefallen tun wir ihm nicht. Bei der Hinrichtung seiner Kumpane hat er nicht mit der Wimper gezuckt. Wir haben ihn in dem Glauben gelassen, dass er als Letzter an der Reihe ist. Was er anscheinend als gerechtfertigt empfunden hätte. Es hätte wohl seinen Vorstellungen einer Vollendung seiner räuberischen Laufbahn entsprochen, als Höhepunkt der Veranstaltung hingerichtet zu werden. Er hat sich förmlich im Hass der Volksmenge gesuhlt, der ihm entgegenschlug, als sie seinen Namen skandierte und ihn hängen sehen wollte. Doch als er begriff, dass er zurück in sein Verlies muss, waren sechs Männer nötig, ihn vom Richtplatz zu zerren, so heftig hat er sich zur Wehr gesetzt.«
    »Ein erstaunliches Verhalten, fürwahr. Das Gespräch mit ihm könnte ganz kurzweilig werden.«
    In den Gängen unter dem bischöflichen Palast war es still geworden, nur noch die Schritte von Pater Severin und dem Erzbischof waren zu hören, und irgendwo tropfte Wasser in eine Pfütze. Pater Severin bog schließlich nach rechts ab, und eine geräumige Kammer kam ins Blickfeld, deren Wände von Fackeln erleuchtet waren. Kohlebecken voller Glut waren bereitgestellt, in denen rotglühende Brandeisen steckten. Von der Decke hingen zwei Eisenkäfige in Menschenform, und mehrere bizarre Folterinstrumente waren an den Wänden aufgereiht. In der Mitte stand eine Streckbank, auf die ein Mann mit muskulöser Gestalt geschnallt war, zwischen seinen Zähnen klemmte ein schmutziger Knebel. Er hatte eine Löwenmähne und einen zottigen roten Bart und war nur mit einem Lendenschurz aus Fetzen bekleidet, ein dreckiger und blutverschmierter Verband war um seinen Kopf gewickelt, Füße und Hände waren nach oben und unten ausgestreckt und mit Lederriemen bereits in der Drehvorrichtung angebracht, mit der man die Gliedmaßen aus den Gelenken ziehen konnte. Er warf seinen Kopf hin und her wie ein Tollwütiger. An seiner Seite standen zwei schwarzledern gekleidete Folterknechte, die ihre Vorbereitungen befehlsgemäß abgeschlossen hatten

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