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Die Rache der Medica (Die Medica-Reihe) (German Edition)

Die Rache der Medica (Die Medica-Reihe) (German Edition)

Titel: Die Rache der Medica (Die Medica-Reihe) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Geiges
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betrunken, dass sie sich kaum noch auf den Beinen halten konnten.
    Den zwei Mönchen, die jetzt mit ihren Kapuzenumhängen vom Hofeingang hereinkamen, wurde zwar versteckte Neugierde, aber doch auch ein gewisser Respekt entgegengebracht. Als Anna und Bruder Thomas Jeronimus entdeckten, setzten sie sich zu ihm, und Jeronimus winkte dem Wirt, um Essen und Bier zu bestellen. Es gab warmen Gersteneintopf und Brot, und sie stürzten sich ausgehungert auf ihre Mahlzeit. Bruder Thomas trank seinen Humpen Bier in einem gewaltigen Zug aus und bestellte sofort nach. In diesem Moment betraten die zwei Söldner den Schankraum und sahen sich herausfordernd um. Die Streitlust stand ihnen ganz offensichtlich ins Gesicht geschrieben, sie rempelten ein paar Bauern an, die zuerst aufmucken wollten, aber dann schnell angesichts des selbstsicheren Auftretens der zwei kräftigen Kerle klein beigaben.
    Bruder Thomas, der in letzter Zeit ein misstrauischer Mensch geworden war, beobachtete die Vorgänge am Ausschank mit zunehmender Sorge. Er lag, auch wenn er das gut verbergen konnte, sowieso schon den ganzen Tag sprichwörtlich auf der Lauer. Seit er und Anna zufällig Augenzeugen des heimlichen Treffens zwischen dem Knochenhauer mit Konrad von Hochstaden geworden waren, rechnete er jederzeit mit einer bösen Überraschung. Er hatte Jeronimus keinen Augenblick aus den Augen gelassen und jede seiner Bewegungen und sparsamen Bemerkungen genau verfolgt. Aber er konnte sich keinen Reim darauf machen, was der Knochenhauer im Schilde führte, er musste auf alles gefasst sein.
    Bruder Thomas war bei so manchen Wirtshausschlägereien und Marktprügeleien mit durchaus großem Eifer dabei gewesen oder besser gesagt, er hatte selber kräftig in die Hände gespuckt, ausgeteilt und eingesteckt. Das war nun einmal sein Naturell, das er in den langen Jahren im Kloster zu unterdrücken gelernt und in den Griff bekommen hatte. Er war das fünfte Kind einer Bauernfamilie im Schwäbischen und von klein auf darauf gedrillt worden, sich auch mit den Fäusten durchzusetzen. Sein Draufgängertum, sein Gewicht und seine Körpergröße trugen ihm alsbald den Ruf eines gefürchteten Raufbolds ein. Erst das Kloster, in das ihn sein Vater gesteckt hatte, weil er Beziehungen zum Prior von Weingarten und dadurch ein hungriges Maul weniger zu stopfen hatte, und weil der Junge begabt war, zähmte Bruder Thomas, machte aber deswegen noch lange kein friedfertiges Lamm aus ihm. Im Gegenteil, wenn ihm jemand dumm kam, konnte Bruder Thomas in kürzester Zeit wieder alle guten Vorsätze vergessen und zum alten Hitzkopf werden. Und jetzt spürte er deutlich, dass Stunk in der Luft lag. Er wappnete sich innerlich, denn er wusste, die zwei Kerle hatten es auf Streit angelegt, warum auch immer. Einfach aufzustehen, sein Bier im Stich zu lassen und einer möglichen Auseinandersetzung aus dem Weg zu gehen – das kam für ihn nicht in Frage. Außerdem hatte er eine Verantwortung Anna gegenüber. Wenn es sein müsste, würde er sein Leben für sie geben. Er warf seiner Medica einen Seitenblick zu, die, erschöpft von der langen, monotonen Fahrt bei eisiger Kälte, müde mit ihrer Kapuze über dem Kopf ihren Brei löffelte. Ihr Bier stand noch unberührt daneben. Dabei fiel ihm auf, dass Jeronimus seinen Brei nicht einfach in sich hineinschaufelte, als wäre es seine letzte Mahlzeit für die ganze nächste Woche, sondern gedankenverloren darin herumrührte. Das kam Bruder Thomas seltsam vor – die Essensgewohnheiten des Fuhrknechts und Knochenhauers waren für gewöhnlich andere. Selbst dem Bier sprach er nicht so zu wie sonst. Bruder Thomas nahm selbst noch einen großen Schluck aus seinem Humpen, als die zwei Kerle sie entdeckt hatten und auf ihren Tisch zusteuerten.
    »Ist es erlaubt?«, fragte der Größere, ein breitschultriger Blonder mit langen Haaren, die an den Schläfen zu Zöpfchen geflochten waren, und setzte sich, ohne eine Antwort abzuwarten, zu ihnen. Sein Begleiter blieb mit verschränkten Armen hinter ihm stehen. Er hatte die grauen Haare kurz geschoren, schielte leicht und zeigte seine schlechten Zähne.
    »Aus welchem Kloster kommt ihr?«, fragte der Blonde.
    Anna hatte immer noch nicht hochgeschaut und löffelte stoisch vor sich hin.
    »Wer will das wissen?«, fragte Bruder Thomas zurück.
    »Ich bin Anselm, und das ist mein Waffenbruder Linhard. Und wer seid ihr?«
    »Ich bin Bruder Thomas, das ist Bruder Marian und das Jeronimus, unser Fuhrknecht. Wir sind

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