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Die Rache der Medica (Die Medica-Reihe) (German Edition)

Die Rache der Medica (Die Medica-Reihe) (German Edition)

Titel: Die Rache der Medica (Die Medica-Reihe) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Geiges
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sie an die Falschen geraten. Wir lassen uns nichts gefallen! Ich gebe eine Runde Bier aus für alle!«
    Die erfreuten Bauern jubelten, tranken auf die Gesundheit der spendablen Mönche, und schnell war die angespannte Stimmung vergessen.
    Anna und Bruder Thomas ließen sich noch einmal Bier nachschenken und prosteten Jeronimus zu, der schließlich mittrank, als Bruder Thomas ihn mit dem Ellenbogen auffordernd anstieß. Als er seinen Humpen wieder abgesetzt hatte, beobachtete er seine zwei Begleiter aus dem Augenwinkel, gespannt darauf, was mit ihnen jetzt geschehen würde.
    Bruder Thomas stand auf und machte sich ans Bezahlen, auch Anna hatte nun genug und erhob sich. Jeronimus blinzelte mit den Augen, er sah auf einmal alles unscharf und doppelt und führte das auf zu viel Biergenuss zurück. Aber als er aufstehen wollte, schoss ein Schmerz durch seinen Bauch, als würden ihm die Gedärme mit einem Dolch aufgeschlitzt. Krämpfe setzten ein, und er bekam auf einmal keine Luft mehr. Der Schmerz in seinem Unterleib wurde unerträglich. Er wollte noch etwas sagen, stürzte jedoch rittlings von der Bank, übergab sich heftig, schnappte nach Luft, hatte Schaum vor dem Mund, wand sich, warf seinen Kopf hin und her und stöhnte zum Gotterbarmen.
    Erst jetzt merkte ein Bauer, dass etwas nicht stimmte, und rüttelte den Knochenhauer. »He«, sagte er. Dann rief er Bruder Thomas und Anna. »Ihr zwei Mönche – nehmt euren Kerl mit. Der ist so besoffen, dass er nicht mehr gehen kann!«
    Bruder Thomas und Anna waren bereits auf dem Weg zum Hinterausgang. Sie drehten noch einmal um, Bruder Thomas sah Anna an, die seinen Blick erwiderte. In diesem Moment wussten beide, was Jeronimus getan und Anna mit dem Austausch der Bierhumpen vereitelt hatte. Sie kehrten um und knieten vor Jeronimus, der noch einmal heftig krampfte, seinen Kopf zur Seite legte und mit einem Seufzer sein Leben aushauchte.
    Anna überprüfte, ob sie an seinem Hals den Herzschlag ertasten konnte. Dann sah sie sich, so wie sie es von Medicus Aaron gelernt hatte, seine Augen genau an, bevor sie aufstand und konstatierte: »Er ist tot. Gott sei seiner Seele gnädig.« Dabei schlug sie das Kreuzzeichen, Bruder Thomas ebenfalls. Nach und nach kamen alle, die in der Schankstube waren, neugierig heran. Jeder von ihnen hatte schon Tote gesehen und wusste, dass dem Mann, der da zusammengekrümmt auf dem Boden lag, nicht mehr zu helfen war. Einige bekreuzigten sich, und der Wirt war der Erste, der etwas sagte. »Also mein Bier ist es nicht gewesen. Und mein Essen auch nicht. Vielleicht hat er das Schweißfieber …«
    Als er das aussprach, wichen alle sofort unwillkürlich ein paar Schritte zurück. Die Schweißfieber genannte Krankheit grassierte immer wieder, forderte zahlreiche Opfer und galt als sehr ansteckend.
    Bruder Thomas hatte etwas am Boden entdeckt und steckte es unauffällig ein, bevor er wieder aufstand und sich an die Umstehenden wandte. »Hat irgendjemand hier Leibschmerzen oder Fieber? Ich bin Infirmarius des Klosters Weingarten und mit allen Anzeichen von Krankheiten vertraut. Ihr könnt es mir sagen!«
    Niemand meldete sich, einer drückte probehalber an seinem Bauch herum, bevor er erleichtert den Kopf schüttelte.
    Bruder Thomas hatte sich wieder andächtig zu Jeronimus gestellt, seufzte vernehmlich und sprach den Segen. »Wie dem auch sei – dieser Sünder ist hier, mitten unter uns, am Ende seines irdischen Daseins angekommen und von uns gegangen. Gott, dem Herrn über Leben und Tod, hat es gefallen, ihn zu sich zu rufen, er sei seiner armen Seele gnädig. In nomine Patris et Filii et Spiritus Sancti!«
    »Amen«, brummten die mehr oder weniger betrunkenen Zecher wie aus einem Munde, die liturgischen Floskeln hatte jeder schon mit der Muttermilch eingesogen.
    Bruder Thomas wandte sich wieder den Männern in der Wirtsstube zu. »Ich kann euch beruhigen. Das ist kein Schweißfieber. Ich habe ähnliche Fälle schon gesehen. Niemanden trifft eine Schuld, allem Anschein nach hat ihn aus heiterem Himmel der Schlagfluss getroffen, es war einzig und allein Gottes Wille. Nur der Allmächtige weiß, was der Fuhrknecht für Sünden begangen hat und nun dafür bestraft worden ist. Der Herr in seiner unendlichen Güte möge sie ihm vergeben!«, sagte Bruder Thomas mit abschließender Endgültigkeit und der nötigen Autorität in der Stimme, um gar nicht erst irgendwelche Vermutungen oder etwa noch eine Untersuchung des Todesfalles durch den Dorfschulzen

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