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Die Rache der Medica (Die Medica-Reihe) (German Edition)

Die Rache der Medica (Die Medica-Reihe) (German Edition)

Titel: Die Rache der Medica (Die Medica-Reihe) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Geiges
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aus dem Kloster Weingarten, aber ich denke nicht, dass ihr das kennt.«
    »Ach so ist das. Du glaubst also, wir sind dumm?«
    »Nein, natürlich nicht«, beschwichtigte Bruder Thomas.
    »Das will ich auch meinen. Wer uns für dumm hält, kriegt eins übergebraten. Oder nicht, Linhard?«
    »Ja!«, sagte sein Kumpan nur und bleckte die Zähne.
    »Was ist mit deinem kleinen Mitbruder los? Kann der nicht sprechen?«, fragte Anselm. »He du!«, sagte er und stieß Anna an. »Mach gefälligst dein Maul auf, wenn du was gefragt wirst!«
    Anna sah immer noch nicht von ihrem Teller hoch. Bruder Thomas versuchte, die beiden abzulenken. »Lasst ihn in Ruhe«, brummte er. »Er ist taubstumm.«
    Das hätte er nicht sagen sollen, denn es stachelte den Blonden nur noch weiter an. Aber Bruder Thomas wusste aus eigener Erfahrung, egal, was er auch von sich gab – von jetzt an war prinzipiell alles falsch, was er sagte.
    »Taubstumm? Das wollen wir doch mal sehen, nicht wahr, Linhard?«
    »Ja.«
    »Ich bin sicher, wir kriegen ihn zum Sprechen, oder, Linhard?«
    »Ja, kriegen wir«, grinste Linhard, der offensichtlich nicht nur schlechte Zähne hatte, sondern auch dumm wie Bohnenstroh war.
    Anselm starrte Anna von oben herab an, die reagierte noch immer nicht. Erneut stupste er sie an.
    »Ich hab gesagt, lasst ihn in Ruhe!«, mischte sich Bruder Thomas in schon wesentlich schärferem Ton ein.
    Als Anselm nicht aufhörte, Anna zu schubsen, packte ihn Bruder Thomas am Handgelenk und stand auf. »Schluss jetzt, habe ich gesagt!«
    Der Faustschlag kam ohne Vorwarnung und zielte Bruder Thomas mitten ins Gesicht. Zeit zum Ausweichen hatte er nicht, aber er konnte gerade noch seinen Kopf leicht zur Seite drehen. Der brutale Hieb traf ihn deshalb nicht direkt auf die Nase, sondern auf den Wangenknochen. Gleichzeitig, weil er instinktiv mit einem Frontalangriff gerechnet hatte, zog er den Arm seines Gegners, den er am Handgelenk gepackt hielt, mit aller Kraft nach unten, so dass Anselm mit dem Kopf voll auf die Tischplatte knallte und aufschrie. Er hatte sich bei dem Aufprall die Nase gebrochen. Jetzt griff Linhard ein und stürzte sich auf Bruder Thomas. Aber der war schon aufgestanden, hatte Anselm losgelassen, rutschte wieselflink um den Tisch herum und stand mit kampfbereiten Fäusten Linhard gegenüber.
    Die beiden Angreifer hatten nicht mit einer derart beherzten Gegenwehr gerechnet. Anselm hielt seine blutende Nase und schrie: »Die Sau hat mir die Nase gebrochen. Schlag ihn tot!«
    Die zahlreichen Zecher, die um den Ausschank herum versammelt waren, hatten trotz des Lärms schnell mitbekommen, was da vor sich ging, und waren noch unschlüssig, ob sie eingreifen sollten oder nicht. Der Sackpfeifer hörte auf zu spielen, letzte jämmerlich jaulende Töne entwichen seinem Instrument, und es war auf einmal beängstigend ruhig. Alles starrte auf die beiden Kampfhähne, die sich bedrohlich umrundeten, während Anselms Blut auf den Boden tropfte. Sogar Anna hatte den Löffel weggelegt, und ihre spitze Nase stach unter der Kapuze hervor. Dies war der Augenblick, auf den Jeronimus gewartet hatte. Blitzschnell fischte er die Ampulle aus der Tasche in seinem Wams, entkorkte sie und goss die halbe Flüssigkeit in den Humpen von Bruder Thomas, den Rest in den Humpen von Anna. Dann ließ er das leere Glasröhrchen unauffällig zu Boden fallen und stieß es mit dem Fuß weg.
    Die beiden Kontrahenten belauerten sich immer noch in der Mitte der Schenke, inzwischen hämisch oder begeistert angefeuert von den aufgeheizten Zuschauern. Der Wirt griff schon nach einem schweren Holzprügel, den er für solche Fälle unter dem Schanktisch versteckt hielt. Fasziniert und belustigt von der weiteren Entwicklung des Zweikampfes zwischen einem echten Mönch und einem dahergelaufenen Schlagetot hatte keiner der Bauern bemerkt, dass der kleine Mönch aufgestanden war, weil der zweite Mann, Anselm, inzwischen seine Kräfte wiedergefunden hatte und sich rückwärts an Bruder Thomas heranschlich. Während Bruder Thomas und Linhard Boxhiebe und Finten austauschten, warf sich Anselm plötzlich von hinten auf Bruder Thomas und versuchte, ihn zu Boden zu werfen. Zuerst widerstand der Mönch dem brüllenden und blutenden Angreifer, aber ein Haken von Linhard ließ ihn wanken, und der auf seinem Rücken hängende Anselm hatte die Arme um seinen Hals geschlungen und rang ihn endgültig nieder. Doch als das inzwischen um die drei Kämpfenden im Halbkreis grölende und zum

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