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Die Rache der Medica (Die Medica-Reihe) (German Edition)

Die Rache der Medica (Die Medica-Reihe) (German Edition)

Titel: Die Rache der Medica (Die Medica-Reihe) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Geiges
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mehr Bauern und Händler mit Waren unterwegs waren, die meisten zu Fuß und schwer beladen. Sie alle wollten nach Oppenheim.
    Jetzt, da sie wohlbehalten – wenn auch mit der einen oder anderen Frostbeule – und ohne größere Verzögerungen ihr Ziel erreicht hatten, wollte Anna noch einmal die Trümmerstätte sehen, die dereinst das Haus des Medicus gewesen war. Sie ließen Burg Landskron auf ihrer Anhöhe rechts liegen und umrundeten mit ihrem Gespann die Stadtmauer von Oppenheim, bis sie zu dem Ort kamen, an dem Anna so viele Heilungsbedürftige betreut und behandelt hatte und der eine Zeitlang ihre Heimat gewesen war. Dort hatte sie auch Bruder Thomas kennen- und schätzen gelernt, bis der Zorn des Erzbischofs und der bodenlose Hass seines Neffen Gero dazu geführt hatten, dass das Haus dem Erdboden gleichgemacht worden war. Sie stiegen vom Wagen herunter und gingen ein paar Schritte auf die Stelle zu, wo sie die Überreste vermuteten. Auch hier war Schnee gefallen, und Anna und Bruder Thomas waren überrascht, dass nicht mehr die geringste Spur von dem Haus übriggeblieben war, nicht einmal mehr die Fundamente waren zu ahnen. Jeder Stein, jeder Balken musste weggeräumt worden sein, nur noch eine helle Fläche mit den Umrissen der Scheune des Medicus an der Stadtmauer erinnerte neben einigen immer noch vorhandenen Rußflecken daran, dass hier einst ein Gebäude stand.
    Anna und Bruder Thomas fuhren durch das Gautor in die Stadt hinein, in der trotz der Kälte rege Betriebsamkeit herrschte. Niemand schenkte einem Fuhrwerk mit zwei dick vermummten Mönchen Beachtung, und so gelangten sie unbehelligt zum Osttor wieder hinaus, von dem aus die gewundene Straße zur Burg Landskron hinaufführte. Burg Landskron war auf eine felsige Kuppe gebaut, was es für einen Angreifer nahezu unmöglich machte, sie im Sturm einzunehmen. Der Zugang war nur über eine Zugbrücke, die den tiefen Halsgraben überspannte, möglich. Nach dem äußeren Befestigungsring mit dem Wehrgang und den Türmen kam ein zweiter konzentrischer Ring mit weiteren Wehrtürmen, dem Bedienstetenhaus und der Schildmauer, durch deren Tor man auf den Innenhof mit dem Bergfried, dem Palas und der Burgkapelle gelangte. Die Steigung war für die Zugpferde beschwerlich, und so gingen sie zu Fuß neben dem Wagen her und überquerten die Zugbrücke über den Halsgraben. Am Tor des äußeren Befestigungsrings wurden sie von einer Schildwache angehalten und nach ihrem Begehr gefragt. Anna schob die Kapuze vom Kopf und nahm das Tuch ab, unter dem sie sich verborgen hatte, so dass sie nun als junge Frau erkennbar war. »Der Graf hat uns gerufen. Ich bin die Medica, und das ist Bruder Thomas, seines Zeichens Infirmarius.«
    Die Schildwache sah sie abschätzend an. Anna ließ sich nicht einschüchtern und erwiderte den strengen Blick, bis der Wachmann schließlich beiseitetrat und den Weg freigab. »Lasst sie passieren!«, rief er den anderen Wachen zu, die mit Lanze und Schild gewappnet waren und um ein offenes Feuer, dessen Scheite in einem geflochtenen Eisentrog brannten, herumstanden und sich aufwärmten. Sie durchquerten mit ihrem Wagen das erste Tor und fuhren auf das nächste Tor zu in den Innenhof, den Kern der Burg. Erneut wurden sie angehalten. Diesmal sagte die Wache kein Wort, sondern hob nur die Hand, bis Bruder Thomas die Pferde zügelte, umrundete einmal den Wagen und kletterte dann auf den Kutschbock, um einen Blick unter die Plane und auf die Ladefläche zu werfen. »Was ist in den Kisten und Säcken?«, fragte er.
    »Arzneien und Heilkräuter und unsere Instrumente. Ich bin die Medica, und wir sind auf Ersuchen des Grafen Landskron und des Königs hier«, antwortete Anna.
    Sofort kam der bärtige Kopf des Wachmanns unter der Plane nach vorn geschossen. »Woher wisst Ihr, dass der König hier ist?«
    Bruder Thomas winkte ab. »Erstens pfeifen das schon die Spatzen von den Dächern, und zweitens hat uns der Graf eine Nachricht geschickt. Er hat uns geschrieben, dass der König Hilfe braucht. Glaubt Ihr, wir wären sonst bei so einem Sauwetter hierher gefahren?«
    Das Argument schien der Wache einzuleuchten, der Mann sprang vom Wagen. »Ihr wartet hier!«, rief er ihnen barsch zu. Dann verschwand er hinter einer Tür im Torbogen.
    Anna und Bruder Thomas warfen sich einen Blick zu, und da kam die Wache schon wieder mit einem ranghöheren Mann mit grauem Bart heran, den Anna noch kannte. Sie hatte ihn einmal wegen einer bösen Schnittverletzung, die

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