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Die Rache der Medica (Die Medica-Reihe) (German Edition)

Die Rache der Medica (Die Medica-Reihe) (German Edition)

Titel: Die Rache der Medica (Die Medica-Reihe) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Geiges
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Kirchenoberen ihr so keinen Strick aus ihren Schriften drehen und sie als Ketzerin verurteilen konnten. Schließlich galten Visionen als göttliche Eingebung, dadurch hatte sie sich unangreifbar gemacht. Durch diesen Kunstgriff sicherte sie ihre Lehren und Belehrungen ab und umging geschickt das noch immer vorherrschende Dogma der Kirche, dass Frauen nicht aus eigener Kraft und Meinungsbildung zu theologischen Erkenntnissen fähig seien. Bruder Thomas bewunderte diesen äußerst raffiniert kalkulierten Schachzug der klugen Hildegard, der bestimmt so manchen Kleriker zur Weißglut gebracht hatte. Aber diese Meinung vertrat er nur im Gespräch mit Anna, mit der er ganz offen über alles redete, wie sie auch mit ihm. Allerdings nur dann, wenn sie unter sich waren.
    Und so weit das Auge reichte, war außer den zwei Zugpferden kein Lebewesen zu erblicken. Sogar die sonst allgegenwärtigen Krähen waren bei der klirrenden Kälte nicht unterwegs.
    In der ersten Nacht übernachteten sie in einem Bauernhof. Ein paar Tage zuvor hatte Chassim die Bauernfamilie aufgesucht, und sie verhielten sich überaus gastfreundlich, als sie erfuhren, wen sie aufnahmen. Anna und Bruder Thomas hatten ausreichend Proviant dabei, aber die Frau des Bauern bestand darauf, dass sie an der abendlichen Mahlzeit mit Familie – sie hatten sieben Kinder – und Gesinde teilnahmen, und ein Knecht versorgte die Pferde. Sie schliefen im Stall bei ihrem Wagen und brachen im Morgengrauen wieder auf. Es war frostig, aber klar, die Sonne stieg empor, und letzte Nebelschwaden lösten sich auf. Schon bald war die schneebedeckte, unberührte Hügellandschaft bis zum Horizont in blendend weißes Licht getaucht, und sie mussten die Augenlider zu schmalen Schlitzen zusammenkneifen, so grell funkelten und blitzten die Sonnenstrahlen im Schnee. Tief war der Schnee glücklicherweise nicht, vielleicht eine Handspanne oder manchmal eine Elle, und sie kamen recht zügig voran. Während der ganzen bisherigen Fahrt waren sie immer noch keiner Menschenseele begegnet.
    Die zweite Nacht verbrachten sie in einer leerstehenden Kate im Wald. Sie sammelten Holz, und Bruder Thomas entfachte ein Feuer, an dem sie sich wärmen konnten. Sie hielten abwechselnd Wache und ließen das Feuer nicht ausgehen.
    Als sie am nächsten Morgen weiterfuhren und auf die Straße zum Rhein hin abbogen, entdeckten sie zum ersten Mal seit langer Zeit Wagenspuren. Das schürte bei Anna und Bruder Thomas die Hoffnung, dass die Fähre – eine schwimmende Holzplattform, die von Seilen gezogen wurde – wieder verkehrte und der Fluss noch eisfrei war. Und richtig – sie konnten die Fähre schon von weitem sehen, wie sie gerade zwei Fuhrwerke zu ihrem Ufer übersetzte. Die Sonne spiegelte sich im breit und träge dahinfließenden Strom, keine sichtbare Strömung kräuselte die Wasseroberfläche. Es war völlig windstill, nur ein paar Wasservögel stoben auf und flogen davon, als sie mit ihrem Wagen, der seit geraumer Zeit quietschte und dessen Radnaben dringend Fett brauchten, in Ufernähe kamen.
    Sie setzten über, der Fährmann war anfänglich ein wortkarger Mann, aber Bruder Thomas konnte ihm doch mit der Aussicht auf eine kleine Zusatzmünze zum Fährlohn aus der Nase ziehen, was es Neues gab in Oppenheim und auf Burg Landskron. Im Laufe der Überfahrt wurde der Fährmann immer gesprächiger. Es ging das Gerücht um, dass der König auf der Burg war, Konrad IV ., raunte er ihnen zu, und zwar seit geraumer Zeit, seit einer Woche etwa. Die Wachen am Burgeingang waren verdoppelt worden, und im Innenhof der Burg sollten etliche Fuhrwerke stehen mit dem königlichen Wappen der Staufer, drei übereinander stehende schwarze Löwen auf goldenem Grund auf der Brust des schwarzen Reichsadlers. Den Tross hatte niemand kommen sehen oder ihn gehört. Was sonst nicht ohne dröhnende Trommeln, schmetternde Fanfaren und knatternde Standarten vor jubelnder Volksmenge vonstattenging, nämlich die Ankunft eines so hohen Fürsten samt Gefolge, war anscheinend heimlich, still und leise, quasi durch die Hintertür, abgewickelt worden. Das gab zu allerlei Spekulationen Anlass. Gewiss, es hieß, dass bald ein großer Hoftag abgehalten würde und dass der König Angst vor einem Attentat und sich deshalb auf Burg Landskron zurückgezogen hatte, einem sicheren Hort für einen Staufer, bis er den Hoftag abhalten konnte.
    Am westlichen Ufer entlohnten sie den Fährmann und kamen auf die Straße nach Süden, auf der immer

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