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Die Rache Der Nibelungen

Titel: Die Rache Der Nibelungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Dewi , Wolfgang Hohlbein
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Teil des Plans wie der Tod Wulfgars durch meine. Ich habe meine Pflicht zum Frieden erfüllt, nun musst du es mir gleichtun.«
    Es war Siegfried unmöglich, den Mord an seinem besten Freund – seinem Retter! – in Betracht zu ziehen, und doch drängte sich der Gedanke in seinen Kopf, weil er so naheliegend war, so zwingend, so ... richtig? Hier war die Gelegenheit, mit einem Dolchstoß zu beenden, was sonst noch tausende von Leben kosten mochte. Nur die Freundschaft wehrte sich dagegen, und sie war stark.
    »Bedenke deine Verantwortung«, sagte Nazreh eindringlich. »Die Verantwortung eines Königs. Nicht der persönlichen Neigung bist du verpflichtet, sondern dem Wohl des Ganzen!«
    Siegfried zog seinen Dolch, als könnte die Klinge in der Hand die Entscheidung erleichtern.
    Nazreh lächelte. »Glaub mir, es ist der Schritt zum König, den du heute tust. Das Richtige zu tun, auch wenn es dem Herzen widerspricht, macht einen großen Führer aus.«
    Der Dolch zitterte in Siegfrieds Hand, als habe er ein eigenes Leben, als fürchte er das Kommende. »Was für ein König bin ich, der seinen besten Freund zu töten gedenkt?«
    Durch die Gitterstäbe packte Nazreh Siegfrieds Hand und zog sie an sich heran, sodass die Dolchspitze auf sein Herz wies. »Ich bin Fida'i, Siegfried – mein Tod entlohnt meine Tat. Alles andere würde mich entehren.«
    Sie standen nun schweigend da, gaben dem Augenblick Atem, fanden sich in die Unvermeidlichkeit der nächsten Stunden ein. Siegfried erlaubte sich den Gedanken, der ihm vor Minuten noch unerhört erschienen war.
    Was Nazreh wollte ... war richtig.
    Sein Herzschlag fand Ruhe, und Nazreh konnte es an seinem Gesicht sehen. »Du weißt, dass meine Worte Wahrheit sind.«
    »Wird Wahrheit immer so schmerzen?«, wollte Siegfried wissen.
    Nazreh lächelte. »Nicht immer. Aber wenn sie schmerzt, darfst du sie nicht verleugnen.«
    »Du wirst in meinem Herzen bleiben.«
    »Das würde ich mir wünschen. Und wenn es mir noch zusteht, einen Wunsch zu äußern ...«
    »Jeden.«
    »Kehre heim zu meiner Hütte, hol die Kiste mit den Büchern – und lies sie. Du wirst Antworten auf Fragen bekommen, die das Leben dir noch nicht gestellt hat.«
    Siegfried nickte. »Mein Ehrenwort darauf.«
    Seine Hand zitterte zu sehr und war zu kraftlos, den Stoß auszuführen, um den Nazreh ihn gebeten hatte. Siegfried konnte nicht einmal den Stoff am Hemd seines Freundes durchdringen.
    »Königin!«, rief Nazreh laut.
    Es dauerte kaum zwei Sekunden, bis Xandria mit den Wachen an die Zelle trat. Sie erschrak, als sie den Dolch in Siegfrieds Hand sah – und die Hand des Orientalen fest darum geschlossen. »Was soll diese Posse bedeuten?«
    Nazreh nickte ihr zu. »Majestät, meine Glückwünsche zur Krönung – bis hier herunter habe ich die Jubelschreie des Volkes gehört. Nutzt die Gelegenheit, dem Volk auch noch den Leichnam des Mörders Eures Vaters zu präsentieren. Es wird Eure Macht stärken und böswillige Verräter aus Eurem engeren Kreise scheuchen.«
    Xandrias Körper war so steif, dass ihre Knie und Ellbogen schmerzten. »Ich brauche keinen Rat von den Mördern meines Vaters.«
    »Es war meine Tat, und meine Tat allein«, versicherte Nazreh nun. »Prinz Siegfried wusste nichts davon und wird zum Beweis den Wulfgar sogar rächen.«
    Der Araber sah Siegfried fest in die Augen. Es war Bitte wie Aufforderung. Was nun zu tun war, konnte nicht mehr erklärt werden, wenn es als richtig nicht erkannt war.
    Siegfrieds Finger kneteten den weichen Schaft des Dolches, und Schweiß rann in seinen Kragen. Er suchte nach einem Ausweg, nach dem Fehler in Nazrehs Logik, nach der einen Sache, die nicht bedacht worden war.
    Er fand sie nicht.
    Und so stach er zu.
    Die Klinge glitt leicht in das sie begrüßende Fleisch, und Nazrehs Augen bekamen einen leichten Glanz, wie eine Kerze, die noch einmal hell flackert, bevor sie erlischt.
    Er starb lächelnd.
    Kaum eine Stunde später warf Siegfried den Leichnam des Königsmörders vom Balkon der Burg in den Hof, damit die Xantener ihn schänden konnten. Dazu verkündete er: »Ich, Siegfried, bin gekommen, um Wulfgar im fairen Kampf zu stellen, mit Xanten als Preis. Dieser Mann nahm mir das Recht, und ich nahm ihm dafür das Leben. Da kein Hass in meinem Herzen ist für die neue Königin, ruhen die Kämpfe von diesem Tage an, bis Einigkeit gefunden wird – Einigkeit in Frieden für
alle
Reiche!«
    Und die Xantener jubelten ihm zu.

    Die Kunde vom Krieg an der Xantener Grenze

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