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Die Rache Der Nibelungen

Titel: Die Rache Der Nibelungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Dewi , Wolfgang Hohlbein
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war in kaum einer Woche nach Island gedrungen – ein Schiff brachte sie als unerwartete Fracht in den Hafen. Sten und die Männer Wulfgars mühten sich, die schlechte Nachricht vor den Isländern geheim zu halten. Nach einem harten Winter flossen endlich die Tribute wieder, Erze fanden den Weg zur Burg sowie ein wenig Ernte und hartes, schweres Holz, aus dem sich Gutes schnitzen ließ. Das klägliche Restvolk war nicht zufrieden, doch hatte es die dröge Niedergeschlagenheit aufgegeben, die in den ersten Monaten jeden Versuch zunichtegemacht hatte, ein funktionierendes Gemeinwesen unter Xantens Führung zu bilden.
    Natürlich blieb nicht aus, dass Eolind und die anderen von dem Schattenheer erfuhren, das unter der Führung eines gewissen Siegfried König Wulfgar die Stirn bot. Fast jeder Diener, jeder Koch, jeder Stalljunge in der Burg war ein Spion im Dienste der Isländer Sache, und so machte die Neuigkeit schnell die Runde. Wo die meisten Isländer nur hofften, dass der Herausforderer Xantens Islands Königssohn war, da wusste Eolind es genau, denn er kannte das wahre Erbe dessen, den er Sigurd nannte.
    Die Sicherheit, in der sich die Xantener Statthalter auf der Insel wähnten, war trügerisch vom ersten Tage – das einfache Volk, das sich scheinbar dem Joch der neuen Herren ergab, war vielfach von den Rebellen angewiesen, keinen Widerstand zu leisten. Solange man Wulfgar gab, was Wulfgar wollte, gab es weder Grund für Bestrafungen noch für weiträumige Patrouillen durch das aufgegebene Land. Und dort war es, wo junge Männer unter den erfahrenen Blicken von Gelen und Jon Woche um Woche trainierten und Boote aus Dänemark auf der Sturmseite der Insel anlegten, wo Xantener Augen nicht hinschauten. Sie brachten Waffen und Nahrung, als freundschaftliche Geste Dagfinns, der zwar nicht eingreifen konnte, das Haus Island aber unterstützte, wo es ging.
    Nun war also eingetreten, was Eolind, wenn auch nicht vorausgesagt, so zumindest doch versprochen hatte. Der letzte Spross des Throns trat an, Rache für den feigen Überfall auf Island zu nehmen und sich das Haupt des grausamen Wulfgar zu holen. Zwei Tage lang sangen und soffen die Männer im Untergrund, und Eolind stieß immer wieder mit Gelen und Jon an. »Möge der gute Sigurd, auch wenn er nun Siegfried heißt, dem Wulfgar noch kräftig in den Hals pissen, nachdem er ihm den Schädel abgeschlagen hat!«
    Die Stimmung in der Felsenburg hingegen war weniger euphorisch. Mit den jüngst einlaufenden Schiffen brach der Nachschub aus der Heimat ab, keine neuen Soldaten kamen an, um die Veteranen zu ersetzen. Im Gegenteil – was nicht täglich Dienst zu schieben hatte, wurde nach Xanten abberufen, um im Krieg gegen den Feind anzutreten. Nur noch die notwendigsten Verwalter und Wachen verblieben Sten, um das Stadtreich unter seiner Knute zu halten. Fälschlicherweise und um seine Leistungen über die Maßen zu würdigen, hatte Sten seinem König wieder und wieder versichert, dass die Insel befriedet und jeder Widerstand gebrochen sei. Er glaubte es so sehr, wie er es hoffte, auch wenn er manche Nacht aus dem Schlaf schreckte, weil er meinte, eine kalte Klinge am Hals zu spüren.
    Eolind stand neben Sten, als das Schiff mit den »entbehrlichen« Soldaten zum Kontinent auslief. Er mühte sich sehr, nicht zu lächeln, als der Xantener Statthalter sagte: »Nun denn, in der Heimat mögen sie dringlicher gebraucht werden als hier.«
    »Ich stimme zu«, murmelte der alte Ratgeber des Hauses Island. »Hier können wir die Soldaten Wulfgars gerade gar nicht brauchen.«
    Sten sah ihn von der Seite an. »Vielleicht ist es leichtfertig, das zu sagen, Eolind – aber ich bin froh, dich an meiner Seite zu wissen. Du bist ein guter Mann, und jeder König kann stolz sein, dich unter seinem Befehl zu wissen.«
    Eolind nickte, und in der Nacht darauf begann der Angriff der Rebellen. Die Bediensteten der Felsenburg öffneten ihnen die Tore, und einige von ihnen nutzten den Geheimgang, den schon Siegfried durchschritten hatte. Kein Mond stand am Himmel, und die Fackeln in den langen Gängen waren wohlweislich gelöscht worden.
    Das Gemetzel war still und schnell, so brutal wie konsequent. Die meisten verbliebenen Xantener und ihre Söldner fanden ihre Kehlen durchschnitten oder die Rippen von Dolchen durchstoßen, bevor sie einen Schrei ausstoßen konnten. Manche erwischte es im Schlaf auf der Pritsche, andere bekamen einen Pfeil durch den Hals, als sie die große Freitreppe

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