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Die Rache Der Nibelungen

Titel: Die Rache Der Nibelungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Dewi , Wolfgang Hohlbein
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hinaufmarschierten. Ein ganzer Wachtrupp war der Stille und Einfachheit halber mit Suppe vergiftet worden, und die Posten am Meer warf man kurzerhand auf die Klippen.
    Sten, den Statthalter Wulfgars, nahm sich Eolind selber vor. Er gönnte sich den Luxus, seinen Vorgesetzten aus dem Schlaf zu wecken, ihn die Kleidung anlegen zu lassen und dann im Thronsaal zum Kampf zu fordern. Das widersprach dem, was mit Gelen und Jon abgesprochen war, doch Eolind brauchte die Genugtuung, die mit dem fairen Duell kam. Sten war jünger als er und flink mit dem Schwert in beiden Händen, doch die Liebe zu Island und der Hass auf Xanten machte den alten Ratgeber zum starken Gegner. Der Kampf wogte hin und her, ging über Tische und Stühle und endete erst, als Eolind Sten mit dem Schwert an einen Isländer Schild nagelte.
    »Ich suche mir den König selbst, der meine Treue verdient«, sagte Eolind verächtlich, als Stens Augen brachen.
    Mit dem wenigen, was ihnen noch verblieben war, feierten die befreiten Isländer, und um Mitternacht entzündeten sie ein Freudenfeuer, in dem die Leichen der Xantener brannten und das gleichzeitig Gebet für ihren ungekrönten König Siegfried war. Auch auf der Insel nannte man ihn nun bei diesem Namen, nachdem Eolind in einer feierlichen Rede den Bewohnern die Wahrheit hinter der Legende erzählt hatte.
    Es bestand kein Zweifel, dass Siegfried über Wulfgar triumphieren würde und dass er in ein befreites Reich heimkehren konnte. Nur noch wenige Wochen würde es dauern, und die Isländer waren entschlossen, dem heimkehrenden Sieger die Insel in bestmöglicher Verfassung zu schenken. Sie machten sich daran aufzubauen, was unter dem Joch Xantens liegen geblieben war.
    Dass Wulfgar dem Dolch Nazrehs zum Opfer fiel und dass Xanten kein Feind mehr war, dessen Soldaten man abschlachten musste, erfuhren die Isländer nicht. Ihr blutiger Aufstand war ein Erfolg und kaum zwei Tage später schon Legende.

    Was am Xantener und Isländer Hof Jubel war, das waren Wut und Empörung in den Schattenreichen. Es grollte von den Wäldern der Nibelungen bis Walhall, in Utgard spürte man den Unwillen der Götter genauso wie an den Rändern der Welt, wo die Bestien hausten.
    Brunhilde hatte es vorausgesehen – doch nicht
so
. Für das Leben Siegfrieds waren Odin mehr Seelen versprochen worden, den Blutdurst des Göttervaters sollte der furchtbare Untergang zweier Reiche stillen. Es war das alte Spiel mit dem alten Ziel – ein edles Leben zu retten hieß, tausend namenlose Seelen zu holen.
    Nazrehs Tat hatte das festgefügte Schicksal erschüttert, die Balance zwischen Asgard und Midgard stand auf dem Spiel. Und Brunhilde konnte die Schuld dafür nur bei sich selber suchen.
    Sie hätte es sehen müssen. Die Herzen von Siegfried und Xandria gierten nicht nach Krieg, sondern nach einander. Fleischliche Lust schöpfte sich aus wahrer Liebe, und wo wahre Liebe war, konnte der Hass nicht Wurzeln schlagen.
    Brunhilde war sich selbst so wütend wie Siegfrieds Heer. Sie stand auf einem Hügel weit entfernt, doch ihr Auge sah klar, dass die Front kein Leben hatte. Die Soldaten blieben in den Zelten oder pflegten ihre Pferde. Manche Wunde bekam Zeit zu heilen, und manch stilles Gebet dankte schon für das Ende der Gewalt.
    Es war ... falsch. Falsch und widerwärtig.
    Es kicherte um Brunhilde. Erst leise, aus der Entfernung, dann immer näher, bis es aus dem Gras kroch und in den Tautropfen auf ihren Füßen hallte.
    Kein Bluuut für Ooodin ... kein Siiieg für Siiiegfried ... kein Ende dem Fluuuch
...
    Die Walküre trat auf das feuchte Gras, als könnte sie damit die Nibelungen selber treffen. »Es war nicht so geplant! Das Schicksal versprach ihm die Herrschaft über Xanten – nach einem langen, schweren Krieg!«
    Kein Schicksal meeehr ... in deiner Haaand ... die Zukunft schwaaarz
...
    Es hätte so einfach sein können. Blutig, aber einfach. Siegfried hätte erst Wulfgar getötet, dann Xandria genommen und am Ende die Reiche vereinigt. Als der Blick in kommende Jahre noch klar gewesen war, hatte sie ihn als König gesehen, der sogar dem Reich der Franken die Stirn bot. Mehr als ein Land zu führen war ihm vorbestimmt – den Kontinent hatte er in seiner Hand.
    Nicht König Siegfried.
    Kaiser Siegfried.
    Doch Nazreh hatte es zunichtegemacht. Die Tat des Einzelnen hatte das Schicksal aller verändert und die Wasser des Weges in die Zukunft getrübt. Nicht die Nibelungen, nicht Brunhilde – vielleicht nicht einmal Odin konnte

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