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Die Rache Der Nibelungen

Titel: Die Rache Der Nibelungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Dewi , Wolfgang Hohlbein
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Wirklichkeit.
    »Könnt Ihr bestreiten, dass der Mörder des Königs aus Eurem Zirkel stammt?«, fragte Xandria scharf.
    Es gelang Siegfried nicht, die Augen von seinem alten Begleiter zu nehmen. »Nazreh, sprich – was ist geschehen? Sag, dass sie dich in der Nacht überwältigten und hierherbrachten, um den Mord einer unschuldigen Seele anhängen zu können!«
    Nazreh lächelte milde. »Es ehrt dich, dass du in deinem Herzen keinen Glauben an meine Schuld finden kannst. Doch ist es wichtig, dass die Wahrheit klar im Raume steht – ich schnitt Wulfgar die Kehle durch.«
    Siegfried legte den Kopf an die Gitterstäbe, als könnte das kühle Eisen seine heißen Gedanken mildern. »Aber wie ist das möglich ... und warum?«
    »Die Antwort darauf liegt zwischen dir und mir.«
    Siegfried drehte sich zu Xandria. »Kann ich mit ihm allein sprechen?«
    Es missfiel der Königin, doch sie winkte ihre Wachen von der Zelle weg. »Es wird Euer letztes Treffen sein.«
    Als keine feindlichen Augen mehr zusahen, erlaubte sich Siegfried eine Träne der Enttäuschung. »Lass es mich verstehen, guter Nazreh. Bitte.«
    Der Orientale stand auf und trat an das Gitter. »Ist es nicht offensichtlich? Der Krieg stand unter keinem guten Stern, und nur Verlierer gab es auf beiden Seiten. Doch nun ist der Weg frei für wahren Frieden, und keine Schuld liegt auf deinen Schultern. Wie gering ist das Opfer meines Lebens?«
    »Zu hoch«, flüsterte Siegfried. »Zu hoch.«
    »Und weil ich wusste, dass du so denken würdest, konnte ich dich nicht einweihen«, erklärte Nazreh. »Du durftest nicht von meinem Plan wissen. Nun steht es dir frei, als Ehrenmann mit der neuen Königin zu verhandeln.«
    Siegfried schüttelte den Kopf. »Selbst wenn ich glauben möchte, dass dieser Wahnsinn seinen Zweck erfüllt, so hast du eines nicht bedacht – Xandria glaubt niemals, dass ich dich nicht schickte. Und ohne ihr Vertrauen kann kein Frieden sein.«
    Nazreh nickte. »So ist es. Doch auch daran habe ich gedacht. Gibst du mir die Zeit, dir zu erzählen, was so lange ich verheimlicht habe?«
    »Und wenn wir Tage und Nächte hier säßen.«
    »So lange wird es nicht dauern«, lächelte Nazreh. »An manchen Abenden hast du mich gefragt, was mich in jungen Jahren durch die Welt getrieben hat. Meine Stärke, meine Sprachen, meine Aufzeichnungen. Es ist wichtig, dass du die Wahrheit kennst, um zu verstehen. Ich bin Fida'i.«
    »Was ist das? Ein Volk, eine Religion?«
    »Es ist ein Lebensweg, der – einmal eingeschlagen – keinen Schritt zurück erlaubt. Fida'i ist ein sehr altes Wort aus meiner Heimat und bezeichnet jene, die sich opfern. Wir glauben, dass mitunter das einzelne Opfer gegen jedes Gesetz gebracht werden muss, um das vielfache Opfer zu verhindern.«
    »Und dazu gehört kalter Mord?«
    Nazreh nickte. »Nichts ist kalt am Mord, wenn das eine genommene Leben mehr als zwei weitere Leben rettet. Wir geben nichts auf Stand und Reichtum, der Wert eines Menschen hängt weder an seiner Bestimmung noch an seinem Ziel – ich habe oft versucht, dir das zu erklären.«
    »Dann hast du Wulfgar ermordet, weil ...«
    »... weil selbst das Leben zweier einfacher Soldaten des Hofes den Wert seines Lebens übersteigt. Ich rechne nicht mit Schicksal, ich rechne mit Zahlen. Ein Toter, tausende gerettet. Nenne es Meuchelmord – meinen Frieden habe ich damit gemacht.«
    Der Gedanke war Siegfried zu fremd, um ihn zu verstehen, aber nicht zu fremd, um ihn nicht akzeptieren zu können. »Du schaffst es, Ehre in der Bluttat zu finden. Doch wie soll es nun den Krieg beenden? Xandria hält mich für den Anstifter der Tat – und denkbar schlecht ist damit die Grundlage aller Verhandlungen.«
    »Wir Fida'i sind seit Jahrhunderten die Boten des Todes an schwarzen Höfen. Wir morden, wo der Gerechtigkeit sonst keine Luft zum Atmen bleibt. Doch enden kann die Tyrannei nur dann, wenn mit der Tat auch die Verantwortung übernommen wird. Ich übernehme die Verantwortung für den Tod Wulfgars – und deine Klinge wird mich richten. Dann ist dem Gesetz und dem Ruf nach Strafe Genüge getan.«
    Siegfried machte einen Schritt vom Gitter zurück. »Nein! Niemals! Ich werde den Dolch nicht gegen dich erheben. Eher greife ich die Burg mit zwanzigtausend Mann an, um dich zu befreien! Die noble Tat an der Bestie wird nicht mit Mord am Edelmann gesühnt!«
    Nazreh hob die Hand, um Siegfried zu beruhigen. »Du verstehst noch immer nicht – mein Tod durch deine Hand ist ein ebenso notwendiger

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