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Die Rache Der Nibelungen

Titel: Die Rache Der Nibelungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Dewi , Wolfgang Hohlbein
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Göttervater nicht erfreut gewesen, in die gierigen Gesichter der Zwerge zu schauen, die er einst verbannt hatte. Nach Walhall ließ er sie nicht ein, und im stinkenden Morast Utgards trafen sie sich, wo die Titanen stampften und die Schreie der Verdammten jedes Ohr bluten ließen.
    Von dem eindringlichen Getuschel ließ sich Odin kaum beeindrucken, doch hatte er sich ebenfalls gewundert, wieso der junge Siegfried noch nicht an der Seite seines Vaters in Walhall speiste. Sein Name stand schon lange im Buch der Toten. Die knochigen Finger der Geistwesen zeigten auf Brunhilde, schwärzten sie an, klagten über den Schild, den sie über den Prinzen hielt.
    Odin widersprach. Hatte Brunhilde Siegfried nicht nach Ballova gelockt? War im Schmieden Nothungs nicht die Saat für weiteres Unglück? Nicht weniger als Verderben hatte Siegfried zu erwarten, wenn er das Schwert der Väter sich untertan machte. Die Walküre wusste das – und hatte den Prinzen doch nicht davon abgehalten.
    Die Nibelungen hielten dagegen. Götterhand hatte Brun-hilde dem Siegfried versprochen, um sichere Reise zu gewährleisten – ein Versprechen, das nicht einmal Odin brechen konnte. Und es war kaum zu erwarten, dass der alte Narr Wieland Siegfried nicht zur Hand ging. Am Ende – woran sollte Siegfried dann noch scheitern? Die Gegner hatte er – nicht zuletzt mit Brunhildes Hilfe – schon aus der Welt gebracht, und Xanten harrte begierig seiner Rückkehr.
    Odin verstand, und zürnte schwer. Seine Blitze setzten ganze Landstriche in Brand, und seine schweren Stiefel trampelten wütend auf tausend Seelen. Von seinen eigenen Söhnen war er Ungehorsam gewohnt, von Loki wie von Thor. Doch seine Walküren hatten zu gehorchen, denn nicht mehr waren sie als sein Fußvolk auf der Erde.
    Er dachte daran, Brunhilde zu bestrafen. Doch die Nibelungen argumentierten schlau – wenn die Walküre Siegfried so verehrte, dann war es für sie deutlich schmerzhafter, seinen Weg ins Verderben mit ansehen zu müssen. Schließlich konnte Odin Brunhilde nicht einmal mehr das Leben nehmen. Siegfried aber hatte so viel Glück, das zu zerschmettern eine Freude sein würde ...
    Odin, seiner Walküre überdrüssig, lieh den Nibelungen gerade lange genug sein Ohr, um sich auf deren Plan einzulassen.
    Siegfried würde Nothung schmieden.
    Und er würde das Schwert brauchen.
    Denn Glück würde es ihm nicht bringen. Es würde nur sein Leben retten, damit er sehen konnte, wie der Horizont seines Schicksals sich schwarz färbte und blutiger Regen fiel.
    Niemand trotzte Odin.
    Und die Werkzeuge der Bestrafung fand der Göttervater gleich am Ort, in Utgard.

    Brunhilde hatte Wort gehalten – obwohl Siegfried das Ruder hielt und der Wind das Segel blähte, schien das Boot seinem eigenen Willen zu folgen und den Weg geradewegs nach Ballova zu suchen. Sanft glitt es im Wasser des Rheins nach Norden, und auch in den Nächten ließ es nicht ab, wenn der Prinz die Augen schloss und in Gedanken an sein Reich und seine Königin selig schlief.
    Irgendwann gabelte sich der Fluss, dann wieder, dann erneut, wie die Äste eines Baumes. Flacher wurde der Rhein und sanfter sein Strom, bevor er ins Nordmeer mündete, wo die Flut Siegfried schon erwartete. Auf einer Düne sah er zu seiner Überraschung den Wolf, der sich die letzten Wochen rar gemacht hatte und der doch als Begleiter Siegfrieds ewiger Schatten war.
    »He!«, rief Siegfried freundlich, während der Wolf ihm regungslos hinterhersah. »Ich würde dich auf dieser Reise gerne an meiner Seite wissen, doch wie man sagt, meiden Wölfe das Wasser.«
    Der Wolf heulte kurz und trollte sich dann.
    Siegfried war zuversichtlich, die Insel des Schmieds zu finden und dort Nothung schmieden zu können. Schließlich war es sein Schicksal, und nicht einmal die Götter verweigerten sich den Nornen. Der Gedanke freute ihn, mit dem zusammengefügten Schwert das Erbe der Väter zu erringen.
    Die Küste verlor sich bald in der Ferne, während das Boot wie von unsichtbarer Hand gezogen durch die Wellen pflügte. Siegfried konnte keine Richtung geben, denn niemand auf Erden wusste, wo Ballova war, und so lag sein Vertrauen in den Göttern, die ihn leiteten. Er vertrieb sich die Zeit damit, Früchte zu essen und in den Büchern zu lesen, die er von Nazreh und Thelonius erhalten hatte.
    Manchmal sah er Inseln, und Punkte am Horizont kündeten von Schiffen, Händler meist, manchmal auch mutige Abenteurer auf der Suche nach fernen Gestaden. Einmal war Land in

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