Die Rache Der Nibelungen
Reich regierte, das nur durch Verrat und Niedertracht ihnen zu nehmen war.
Drei Soldaten schoben den Bug, und Wasser unterspülte den Bauch des Bootes. Keiner der Anwesenden konnte ernsthaft glauben, dass Siegfried mit der Nussschale auch nur die Küste erreichen würde, doch der Prinz hatte versichert, das Versprechen der Götter auf seiner Seite zu haben.
Er sah sich nicht mehr um, denn seine Zukunft lag stromabwärts. Wie von unsichtbarer Hand geführt, trieb das Boot dem Meer entgegen.
Xandria stand länger da als alle anderen, und schließlich war sie allein am Ufer mit ihrer Leibgarde. Sie gab sich selber Teil der Schuld. Hätte sie Siegfried einst abgewiesen, sich ihm nicht hingegeben – vielleicht wäre sein Drang in die Heimat Island stark genug gewesen, nicht auf diesen irrsinnigen Plan zu verfallen. Vielleicht hätte er dann in sich Frieden genug gefunden, die Dinge sein zu lassen, wie sie sein sollten.
Nun segelte er zum Ende der Welt, um sich und den Xantenern etwas zu beweisen.
Sie fand doch noch ein paar Tränen.
Die Nibelungen akzeptierten kein Recht, das nicht auf ihrer Seite war, keinen Befehl, der ihren Interessen zuwiderlief. Darum hatte Odin sie einst verstoßen, verdammt zu einem Leben in ewigen Schatten, körperlos und unvergänglich. Sie waren Gestalten von niederem Charakter, bösartige Wesen, denen das Leid anderer Freude bereitete, bewies es doch ihre Fähigkeit, trotz der Geistexistenz die Räder des Schicksals zu drehen.
Gewöhnlich genügte es, ein wenig Gier in die Herzen der Menschen zu streuen. Der Hunger nach Besitz zog meist Hass und Zwietracht, Neid und Intrige nach sich. Noch einfacher war es, wenn zwei den Anspruch auf den gleichen Besitz teilten. Dann wurde aus bösen Gedanken schnell böse Tat, und die Nibelungen kicherten und kreischten, wenn das Blut als Ernte der Hinterlist floss, die sie gesät hatten. Ihre Missetaten reichten bis weit in die Jahrhunderte zurück, als die Menschen noch keinen Stein auf den anderen setzten, und Nahrung war, was man in den Wäldern fand oder erlegte. Doch erst seit die Menschen in Gemeinschaft sich versammelten und Besitz aus wertlosem Metall die Gemüter erhitzte, war es eine große Freude, goldenen Tand als Lockruf der Niedertracht zu nutzen.
Siegmund von Xanten war dem Hjalmar gefallen, der in der Krone seine Bestimmung sah. Hagen hatte seinen eigenen König hintergangen, um den Tod Siegfrieds zu rechtfertigen. Brunhilde hatte verraten, was sie liebte, weil sie dem Schoße Kriemhilds die Kraft ihres Schmieds nicht gönnte. Kriemhild selbst, in Trauer blind, opferte gleich alle Reiche unter ihrer Herrschaft der Rache für Hagens Speer.
Es hatte den Nibelungen Freude bereitet und die Jahre flink vertrieben, die sie sonst knurrend und einsam im Wald verbrachten.
Doch nun fühlten sie sich übergangen.
Es war das Gesetz Odins, dass die Nibelungen dem Menschen selbst kein Haar krümmen durften. Daher hatte ihnen der Drache Fafnir so gute Dienste geleistet, denn für ihn galt das Wort des Göttervaters nicht. Ihre Macht war die der Trugbilder, das Spiel mit Wünschen, Träumen und falschen Versprechungen.
Ebenso war jedoch unumstößlich, dass die Einflüsterungen der Nibelungen nur vom Menschen selbst gebrochen werden konnten. Es war am alten Siegfried gewesen, den Fluch zu brechen – und nach seinem Tode mühten sich daran Gernot und Elsa.
Doch Brunhilde hatte sich nicht daran gehalten!
Vom ersten Tage an hatte sie Siegfried, dessen Seele sie eigentlich nach Walhall holen sollte, beschützt. Eigenmächtig hatte sie sein Leben verlängert, an den Gabelungen seines Schicksals den rechten Weg ihm aufgezeigt.
Dabei hatte Odin Brunhilde zu Siegfrieds Walküre gemacht, weil er meinte, sich auf ihren Dienst besonders verlassen zu können. Schließlich stellte der Junge alles dar, was ihr das irdische Leben unerträglich gemacht hatte und für das sie sich am Ende in Gernots Schwert geworfen hatte. Er war das Zeichen der Liebe des ersten Siegfried zu Kriemhild, und als solches hätte es Brunhildes Ansinnen sein sollen, ihn schnell vom Angesicht der Erde zu holen.
Warum sie das nicht tat, war ihr Geheimnis.
Aber es unterlief die Bemühungen der Nibelungen, die weder den Raub ihres Goldes noch das Ende des Fluches hinnehmen wollten. Die Walküre hatte nicht das Recht, sich einzumischen, wenn die Nibelungen Leid und Verderben für das Blut Siegfrieds ersannen!
Und so hatten sie Odin geflüstert, was geschehen war.
Natürlich war der
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