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Die Rache Der Nibelungen

Titel: Die Rache Der Nibelungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Dewi , Wolfgang Hohlbein
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der Nibelungen, ein Mittler. Es eröffnet der Absicht den Weg zur Tat. Heute kannst du dich noch begnügen, kannst Island wählen als dein Heim und Xandria den Thron von Xanten lassen. Doch wählst du das Schwert, wird es dein Herr.«
    Siegfried nahm sich die Zeit, die Angelegenheit zu durchdenken. Doch er sah keinen Ausweg, denn er wollte Xanten ja nicht aus Eigennutz – sein Platz war an der Seite Xandrias, und dafür musste er König sein. Und nur No-thung versprach den Respekt des Volkes.
    Schließlich nickte er. »Ich habe deine Worte wohl gehört – und nun wisse meine Entscheidung: Es geht nach Bal-lova.«
    Auch Brunhilde nickte. »Dann läuten die Glocken zur nächsten Runde des Schicksals. Geh allein auf diesem Weg, und wenn dein Boot die Küste nicht mehr sieht, wird der Wind der Götter dich leiten.«
    Die letzte Silbe hing noch in der Luft, als Siegfried blinzelte – und der Spuk vorbei war. Kein Feuer, kein Eis, keine Walküre. Nicht einmal die Luft, die er atmete, trug noch die Kälte der vorigen Sekunde.
    So war sein Weg noch nicht am Ende, sein Schicksal also noch nicht erfüllt. Siegfried nahm den ledernen Beutel vom Boden und sah die beiden Teile Nothungs an. »Schmied Wieland, Siegfried von Xanten hat Arbeit für dich.«

5
Zur Macht noch das Recht

    X andria verstand es nicht, und kein Wort, das Siegfried sprechen konnte, änderte etwas daran.
    Er wollte sie verlassen!
    Nicht etwa, um sein geplagtes Volk von Island durch seine Gegenwart zu neuer Hoffnung zu führen, nicht um in den umliegenden Reichen für Frieden und Freundschaft zu werben – es trieb ihn in den schrecklichsten Winkel der Welt, auf der Suche nach einer Legende, die ihm verschaffen sollte, was zu wollen in ihren Augen unrein war.
    Wie sollte sie das verstehen?
    Was versprach sich Siegfried davon, wenn das Xantener Volk ihn als den erwählten Retter anerkannte? Welcher Gewinn lag in einem Reich, das sowieso schon zu seinen Füßen lag – einschließlich seiner Königin? Als König von Island konnte er sie offiziell freien, wenn er aus der Heimat wiederkehrte, und nichts mehr konnte sie sich wünschen, als seinem Werben zu entsprechen. Dann würde er sein, was er immer gewollt hatte – König von Xanten. Vielleicht nicht aus dem Recht seines Blutes, aber doch mit rechter Krone auf dem Kopf.
    Aber bei den Bestien wollte er in die Lehre, ein Schwert schmieden, dessen Gebrauch seit Wochen erstmals wieder unnötig war, um Vorfahren nachzueifern, die allesamt auf dem Schlachtfeld einen Tod in jungen Jahren fanden und die eigenen Söhne nie gesehen hatten.
    Nein, sie verstand es nicht.
    Und dennoch – sie spürte bald, dass sie ihn nicht halten konnte, und was noch mehr Pein gewesen wäre als seine Abreise, wäre seine Abreise mit harschen Worten gewesen. Und so fand sie es in ihrem Herzen, nicht zu weinen, wenn er mit seinen Ratgebern besprach, wo die Insel Ballova zu finden sein mochte, und sie widerstand dem Drang, sein Boot, das eigens für diesen Anlass gezimmert wurde, des Nachts mit der Axt klein zu hauen.
    Vielleicht lag Wahrheit in dem Schicksal, von dem Siegfried immer sprach, vielleicht war der Weg des Lebens keiner, auf dem man nach der Hälfte stehen bleiben durfte.
    Und so kam der Tag, an dem sich der Hofstaat versammelte, um den Mann, der als Eroberer einst gekommen war, als Freund Xantens in die Fremde zu verabschieden. Die Nacht zuvor hatten Siegfried und Xandria einander noch einmal in den Armen gehalten, süße Schwüre sprechend und die Möglichkeit des Untergangs verneinend.
    »Gib mir dein Wort, dass du zurückkehrst«, sagte die Königin, und sie war froh, schon alle Tränen geweint zu haben, um vor dem Volke nicht zu schluchzen.
    »Als König«, versprach Siegfried und prüfte ein letztes Mal den Vorrat, den seine Leute in den Nachen mit dem kleinen Segel gelegt hatten.
    »Lebendig wäre mir genug«, flüsterte Xandria. »Der Heiland möge dich beschützen.«
    Siegfried fragte sich für einen Moment, wie seine Geliebte diesen seltsamen Christengott um Schutz anflehen konnte, wo er doch an den Ort reiste, der genau diesen Gott widerlegte. Der Rand der Welt war Hort der Asen, und der Allmächtige aus den Kirchen Burgunds hielt sich dort sicher nicht auf.
    Ein letzter Blick auf die Xantener, die am Ufer des Rheins standen, um ihm zu winken, bestärkte Siegfried erneut in seinem Plan – es waren gute Menschen, die einen guten König verdient hatten. Einen König aus der Blutlinie, die seit Jahrhunderten das

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