Die Rache Der Nibelungen
einmal bleiern und rutschte ihm aus den Fingern auf den Boden.
»Noch einmal frage ich dich – was ist dein Plan?«
»Zeig dich mir!«, schrie er als Antwort.
Brunhilde tat es – keinen Dingen oder Elementen untertan, trat sie aus der Wand in den Raum, wobei die Flammen nicht einmal die Spitzen ihrer Haare versengten.
»Ich bin hier, Siegfried, Sohn von Siegfried«, sagte die Walküre ohne Spott.
»Und ich beabsichtige, den Namen zu tragen, bei dem du mich nennst«, verkündete Siegfried trotzig. »Das Schwert Nothung kündet von meinem Geburtsrecht.«
»Es ist entzwei, und als solches kündet es allenfalls von vergangenen Niederlagen«, widersprach Brunhilde. »Glaubst du, das Xantener Volk lässt sich von einem Mann mit zerbrochenem Schwert regieren?«
Siegfrieds Wangen brannten, während seine Füße in der Kälte jedes Gefühl verloren. »Das Schwert ist die Klinge meiner Ahnen.«
»Und deinen Ahnen diente es zur Macht, als es die Waffe des Königs war«, höhnte die Walküre. »Glaubst du, Siegfried trat Hjalmar mit geborstenem Metall gegenüber? Das Schwert hat nur die Kraft, die mit seiner Klinge auch erkämpft werden kann. Dein Vater wusste das – und darum schmiedete er Tag und Nacht, bis Nothung sich ihm unterwarf.
Darin
liegt der Beweis des Blutes.«
»Dann werde ich Nothung eben schmieden«, verkündete Siegfried. »So wie mein Vater.«
Brunhilde lachte. »Dein Vater war Geliebter, Kämpfer, Prinz und König – aber er war auch ein Schmied, der an Regins Esse seine Lehrjahre verbrachte. Dir wird nicht nur das Schwert sich verweigern – Hammer und Amboss gehören kaum zu deinen Freunden.«
Es gefiel ihr, Siegfried zu verhöhnen. Darin lag das Gefühl der Macht, die Freude, dem Schicksal Richtung zu geben. Was in den letzten Tagen geschehen war, hatte allen ihren Plänen gespottet, und nun stand sie in Odins Schuld, das Rad der Geschichte weiterzudrehen.
»Wenn das Schwert geschmiedet werden will, wird es sich mir unterwerfen«, hielt Siegfried dagegen. »So will es mein Erbe.«
Die Walküre dachte nach. Wenn nicht bald etwas geschah, verlief sich alles, was angedacht war, in banalem Alltag. Der reißende Strom des Lebens war dabei, ein Bach zu werden, in den man die Füße stecken konnte, ohne dass es einen hinfortzog. Xandria in Xanten, Siegfried in Island, und irgendwelche langweiligen Kinder in ebenso langweiligen Reichen, deren Blut lauwarm war.
Doch in diesem Moment lag es an ihr, dass es nicht so kam, dass das Leben seine starke Strömung behielt.
»Es gibt einen Ort und ... eine Gestalt, an deren Blasebalg du lernen kannst, wie Nothung sich heilen lässt«, sagte Brunhilde nun. »Doch kann ich dir versprechen, dass der Preis höher sein wird, als du dir vorzustellen vermagst.«
»Wie heißt dieser Schmied, von dem du sprichst?«, wollte Siegfried wissen, den zweiten Teil ihrer Aussage überhörend. »Ich lasse ihn von meinen Leuten eilends herbeischaffen!«
Brunhilde lachte. »Niemand schafft den Wieland herbei. Er ist der Schmied der Götter, und sein Schmiedefeuer brennt auf der Insel Ballova.«
»Davon habe ich noch nie gehört«, sagte Siegfried. »Wo soll das sein?«
»Ballova liegt an der westlichen Kante Midgards, wo die ewigen Wasserfälle vom Rand der Welt nach Utgard stürzen. Es ist nahe dem Ort, an dem die Titanen hausen. Dort, auf der zeitlosen Felseninsel, findest du Wieland, der schon Mjölnir, den Hammer des Donnergottes, in der ewigen Glut härtete.«
»Und Wieland wird Nothung schmieden?«
Sie schüttelte den Kopf. »Das kannst nur du selbst. Doch wird er dir die rechte Weisung geben und deine Hand dir führen.«
»Dann ist es beschlossen«, erklärte Siegfried mit Nachdruck. »Mein Weg führt nach Ballova. Und mein Dank gilt dir für diesen Rat.«
Brunhilde hätte ihn nun ziehen lassen können, damit die Türen öffnend für das letzte schwarze Kapitel der Geschichte, doch wieder gewann die Erinnerung an die Liebe, die sie einst für den anderen Siegfried empfunden hatte. »Es gibt noch eins zu wissen.«
»Was ist es?«
»Das Schwert lässt sich nur schmieden, wenn es auch geführt werden will«, warnte Brunhilde. »Manche sagen, es schafft Leid, um ihm zu trotzen. Sowohl bei deinem Vater wie bei deinem Großvater begann die Legende mit dem Schwert – und endete auch mit ihm. Wer das Schwert schmiedet, schmiedet auch seinen eigenen Untergang.«
»Wie kann das sein?«
Brunhilde hob die Schultern. »Niemand weiß es. No-thung ist, wie auch der Ring
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