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Die Rache Der Nibelungen

Titel: Die Rache Der Nibelungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Dewi , Wolfgang Hohlbein
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doch nur ein geschickter Betrüger gewesen war. Die Runensteine, die sie im Ärmel seines Umhangs versteckt gefunden hatten, waren ihnen ein paar kräftige Tritte und Schläge wert gewesen, mit denen sie den »König« aus der Stadt vertrieben hatten.
    Gelen war losgezogen, um ein paar Keulen vom gebratenen Huhn zu holen, damit der Abend nicht jetzt schon im trunkenen Nebel endete.
    Sigurd blickte über das Wasser des Hafens hinaus zum Horizont, der gerade noch im letzten Tageslicht die Himmelsscheibe von der Erde trennte. Irgendwo dahinter, wenn man nur lange genug segelte oder wenn ein Vogel lange genug flog, war Island.
    Er seufzte. Schon der Gedanke trübte seine Stimmung.
    Jon schlug ihm auf die Schulter. »Es ruft die Heimat, nicht wahr?«
    Sigurd fühlte sich ertappt. »Warum sollte sie? Die Wut meines Vaters zu ertragen, das hat Zeit genug. Und was könnte Island uns nun noch bieten – nach all dem, was wir in Fjällhaven erlebt haben?«
    Jon lachte. »Ihr macht mir nichts vor, mein Prinz. Die Sehnsucht des Mannes nach Heimat kann weder ein Weib noch ein Kelch stillen. Ohne sie gäbe es keine Königreiche, und wir würden alle nur übers Land ziehen, auf der Suche nach Kurzweil. Aber das Herz braucht ein Zuhause.«
    Sigurd musste zustimmen, so sehr es ihm auch missfiel – er vermisste Island. »Aber was ist es, was mich zurückzieht?«
    Jon sah nun ebenfalls zum Horizont. »Der König, Eure Mutter, die kleine Schwester. Und wäre es nicht das, dann wäre es die Liebe zum Land selbst. Und die Pflicht des Thronfolgers.«
    »So habe ich das noch nie gesehen.«
    »Dann ist es umso besser, dass wir hergekommen sind«, sagte Jon, und seine Stimme hatte nun einen ernsten Klang. »Ihr konntet Island nur vermissen lernen, wenn Ihr von ihm getrennt seid.«
    Sie hörten Schritte hinter sich, und Gelen nahm neben ihnen Platz. Er bewegte sich langsam, was gar nicht seiner Art entsprach, und seine Hände waren leer. Selbst in der Dämmerung erkannte Sigurd, dass sein Freund aschfahl war und dass seine Augen einen Punkt suchten, an dem sie den Blick festmachen konnten.
    »Nun, wo sind die versprochenen Teile vom Federvieh?«, fragte Sigurd überrascht. »Oder hat der Wein dich eingeholt, und dir ist mal wieder übel?«
    Gelen war kein Mann, der einen freundlichen Scherz auf sich sitzen ließ, und nie war er um eine spöttische Antwort verlegen. Außer heute. Er presste die Lippen aufeinander, als müsse er ein Würgen unterdrücken. Dann atmete er flach aus. »Die Seefahrer in der Schenke – sie sprechen nur über ein Thema heute Abend.«
    In seiner Stimme klang Angst und Entsetzen, und weder Sigurd noch Jon war noch nach Neckerei zumute.
    »Wenn es schlechte Nachricht gibt – dann sprich«, sagte Jon. »Keine Botschaft ist wie Wein und wird besser, wenn man sie lange verschweigt.«
    Gelen nickte, als müsse er sich selber überzeugen. »Die Männer – sie reden davon, dass kein Schiff mehr Island anläuft, sobald es unser Reich am Horizont erkennt.«
    Sigurd war schon aufgefallen, dass heute viel mehr Schiffe in Fjällhaven angelegt hatten als in der ganzen letzten Woche. »Was soll das heißen?«
    Gelen drehte nun das Gesicht seinem Prinzen zu, und man konnte Tränen auf seinen Wangen sehen. »Sie sprechen von Krieg, mein Herr. Und davon, dass Island brennt.«

    Eolind hatte Fjällhaven bei Einbruch der Dunkelheit erreicht. Ein dunkler Umhang mit Kapuze verbarg sein Gesicht wie seine Gestalt genug, um auch von denen nicht erkannt zu werden, die ihn früher schon einmal gesehen hatten. Er gab das Pferd bei einem Schmied ab, der es pflegen sollte – Eolind konnte nicht sicher sein, Sigurd hier zu finden, also bereitete er sich schon einmal auf die Weiterreise vor.
    Anscheinend war die Kunde von der Invasion Islands noch nicht allzu weit nach Dänemark vorgedrungen. Gerade Hafenstädte waren gewöhnlich die besten Orte, um Neues aus der Welt zu erfahren, doch die Xantener hatten ihre Flotte von Westen gen Island geschickt, weitab der Handelsrouten. Es würde Wochen dauern, bis die Nachricht sich in allen anliegenden Reichen verbreitet hatte.
    Mit kleinen Münzen als Belohnung fragte Eolind nach drei jungen Isländern – einer schön und jung, einer stark und erfahren, einer dick und gesellig. Er ging davon aus, dass der Prinz klug genug gewesen war, seine Herkunft zu verschweigen, um nicht aufzufallen.
    In Gedanken hatte Eolind auf dem langen Ritt die weiteren Schritte geplant – er würde Sigurd finden und dann mit

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