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Die Rache Der Nibelungen

Titel: Die Rache Der Nibelungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Dewi , Wolfgang Hohlbein
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ihm nach Osten ziehen. Sie mussten aus den zivilisierten Reichen heraus, in die Länder, in denen noch Stämme und Nomadenvölker herrschten. Kein gekröntes Haupt des Kontinents würde dem Prinzen Islands Unterschlupf gewähren, nicht einmal auf Zeit. Da Sigurd weder Geld noch Macht besaß, war kein Vorteil darin, ihn zu schützen. Im Gegenteil – viele der benachbarten Reiche würden schnell freundschaftlichen Kontakt zum erstarkten Reich Wulfgars suchen, um damit die eigene Sicherheit zu erkaufen. Sie würden ihre Söhne nach Xanten schicken in der Hoffnung, den Gemahl für Wulfgars Tochter Xandria zu stellen. Damit war kein großes Opfer verbunden – Xandria galt als Schönheit mit einem Meer aus flammendem Haar, und ihr weiches helles Antlitz spottete den Gerüchten nach dem zerfurchten düsteren Gesicht des Vaters. Die Prinzessin hatte ihr Aussehen von der Mutter, einer namenlosen Hofdame, die Wulfgar gewaltsam genommen und nach der Geburt erwürgt hatte.
    Xandria war ein Lamm, von einem Wolf gezeugt. Sofern das Gerede der Söldner nicht trog.
    Trotz der einbrechenden Dunkelheit entging nichts Eo-linds scharfem Auge. Er betrat die Schenken und Gasthäuser, ließ den Blick schweifen und gönnte sich nicht einmal einen Krug Met zur Rast. Von den Höfen am Rande Fjällhavens arbeitete er sich zum Hafen vor, im Zweifelsfall die Schatten an den Häuserwänden suchend. Er befragte Diebe und Trunkenbolde, Huren und Kinder.
    Eolind hatte keine Furcht. Er war zu alt dafür. Und das Schicksal hatte kaum noch etwas, das es ihm nehmen konnte. Island war mittlerweile gefallen, das wusste er, ohne dabeigewesen zu sein. Das Schicksal des Königspaars war damit erfüllt. Beim Gedanken an die kleine Lilja ballten sich seine Fäuste.
    Und Sigurd? Wenn er Sigurd nicht fand, dann hatte sich der Thronfolger gut versteckt, und die Mission Eolinds war trotz seines Versagens erfüllt. War der Prinz tot – nun, dann war alles gleich.
    Ein großes Wirtshaus warf aus vielen Fenstern Licht auf die Straße, und das gedämpfte Gegröle deutete auf heitere Zecher hin. Es war ein Ort, an dem sich Eolind den Prinzen und seine Kumpane gut vorstellen konnte. Er trat ein und warf einen Blick durch den Raum, dessen Luft von Fett und Rauch zum Schneiden dick war. Die Gerüche waren so schwer, dass sie Gewicht zu haben schienen.
    Fünfzig, vielleicht hundert Männer. Aus allen Reichen der Welt. Krieger wie Seefahrer. Acht, vielleicht zehn Schankmägde.
    Kein Sigurd, kein Gelen, kein Jon.
    Eolind wollte wieder zurück auf die Straße, als eine schlanke Magd neben ihm auftauchte und freundlich lächelnd eine Strähne aus ihrer Stirn blies. »Herr, kann ich Euch zu einem guten Platz begleiten? Ein frischer Ochse brät über dem Feuer, und die besten Stücke sind noch nicht versprochen.«
    Eolind dachte kurz nach – was konnte es schaden, hier genauer nachzufragen? Er zog eine kleine Münze aus der Tasche, hielt die Magd jedoch fest, als sie ihn zu einem freien Platz führen wollte. »Es steht mir der Sinn nicht nach Speis und Trank. Ich suche meine Gefährten.«
    Die junge Frau legte die Stirn in Falten. Es war nicht klug, über andere Gäste zu schwatzen, wenn man in Fjäll-haven lebte. »Gebt mir eine kurze Frage – und ich gebe vielleicht eine kurze Antwort.«
    Eolind nickte, und wiederholte die einstudierte Beschreibung. »Drei Männer – von nicht weit her. Keine Brüder, aber innig wie solche. Klein und dick, erfahren und stark, und schließlich blond und kühn.«
    Die Langeweile der Magd wich einem Glitzern in den Augen, als Eolind den Prinzen knapp beschrieb. »Die Isländer?«
    Sie antwortete leise, denn über Tag waren bedrohliche Nachrichten gekommen, was das kleine Inselkönigreich betraf.
    Eolinds Hand, die immer noch den Arm der jungen Frau hielt, drückte ungewollt hart zu. »Du hast sie gesehen?«
    Die Magd nickte, während sie ihren Arm aus dem Griff befreite. »Sie waren hier, vor einigen Tagen. Nur einmal.«
    »Bist du sicher?«
    »Sie fingen eine Schlägerei an – mit Langobarden, so ich mich recht erinnere. Die Klappe des Dicken war wohl zu groß gewesen. Sig warf sich für ihn ins Zeug, bis der Dritte kam und sie gemeinsam aus dem Haus eilten.«
    Eolind kniff die Augen zusammen. »Sig?«
    Die Magd nickte. »Den Namen nannte er mir. Ich ... wir ... wir haben ein wenig Zeit miteinander verbracht.«
    Eolind wusste, was sie meinte, doch nichts scherte ihn momentan weniger als die Frage, welches Weibsbild den Prinzen auf ihr

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