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Die Rache Der Nibelungen

Titel: Die Rache Der Nibelungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Dewi , Wolfgang Hohlbein
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schickte mich mit dem Schwur los, Euch zu finden«, erklärte Eolind.
    »Und nie werde ich es dir vergessen«, antwortete Sigurd. »Doch alles Weitere können wir auf der Überfahrt besprechen, die zu lange dauert, gleichgültig, wie früh wir aufbrechen.«
    Eolind nahm Sigurd an beiden Schultern und sah ihm in die Augen wie einem Kind, dem man die Gefährlichkeit eines Dryk erklärte. »Gernot schickte mich nicht, Euch zu holen. Er schickte mich, mit Euch zu fliehen.«
    »Aber Island ...«, begann Sigurd.
    »... ist verloren«, zischte Eolind. »Ich würde mir die Zunge abschneiden, wenn das Wort dadurch weniger wahr wäre. Aber während wir hier sprechen, ist das Reich in Xantener Hand und kein Schwert in Sicht, es zu befreien.«
    Gelen und Jon traten zwei Schritte zurück, um ihren Prinzen mit der Erkenntnis ringen zu lassen.
    »Aber mein Vater«, murmelte Sigurd, »meine Mutter – meine Schwester?«
    »Wir können nur hoffen, dass Wulfgar ihnen einen schnellen Tod gönnt«, antwortete Eolind. Die Worte schnitten ihm ins Herz, und doch mussten sie ausgesprochen werden. »Uns bleibt nur die Flucht, wenn nicht das letzte königliche Blut Islands vergossen werden soll.«
    »Nein!«
, schrie Sigurd.
»Niemals!«
    Er drehte sich um, zog Gelen mit einer raschen Bewegung den Dolch aus dem Bund und hielt ihn seinem Mentor an den Hals. »Du lügst, Eolind! Deine Worte verraten den Hohn des Feindes! Nie und nimmer würde König Gernot der feigen Flucht das Wort reden!«
    Eolind ergriff langsam das Handgelenk des Prinzen und drückte damit die Klinge so stark an seine Haut, dass Blutstropfen sie benetzten. »Und so ist es auch – keinen Gedanken verschwendet Gernot an eine Flucht ... oder an sein eigenes Leben. Doch für Euch, für seinen Sohn, kann er sich den Tod nicht wünschen.«
    Sigurd zog die Klinge zurück, und sein Blick war schon wieder auf dem Boot. »Mit diesem Schiff könnten wir in drei Tagen Island erreichen. Wir müssen den Kapitän finden.«
    Eolind schlug Sigurd mit der flachen Hand ins Gesicht. Das hatte er nicht mehr getan, seit der Junge zehn Jahre alt geworden war. »Wacht auf, Prinz Sigurd! Was immer Ihr zu tun beabsichtigt – es kann nichts mehr ändern! Island ist gefallen! Es erwartet Euch nur noch der Tod.«
    Jon trat von hinten heran und legte Sigurd eine Hand auf die Schulter. »Mein Prinz, wenn König Gernot Eolind schickte, dann ...«
    Sigurd schüttelte die Hand ab. »Ich werde von niemandem verlangen, mich zu begleiten.«
    Dann ging er auf das Schiff zu.
    Eolind, Gelen und Jon sahen einander an.
    »Das ist nicht gut«, flüsterte Gelen. »Das ist gar nicht gut.«
    »Hattest du etwas anderes von ihm erwartet?«, fragte Jon. »Ist er nicht zum König erzogen worden – und gehört dazu nicht, zum Reich zu stehen, auch wenn es untergeht?«
    Eolind hörte, wie Sigurd mit lauten Rufen die Mannschaft des Schiffes weckte. »Vielleicht ist es meine Schuld – Brunhilde lehrte ich die gleichen Werte, und sie hätte nicht eine Sekunde gezögert, wie Sigurd zu handeln.«
    »Brunhilde?«, fragte Gelen vorsichtig.
    Eolind winkte ab. »Nicht mehr wichtig. Schon lange nicht mehr.«
    Gelen und Jon hatten den Namen wohl gehört, und sie kannten die Geschichten der Königin, die ihre Freier in den Tod geschickt hatte. Aber an manchen Lagerfeuern galt sie schon weniger als Erinnerung und mehr als Legende.
    Jon wandte sich an Eolind. »Ich weiß zu schätzen, was Ihr versucht. Doch Ihr wisst selbst, dass die Götter beim Versuch, Sigurd aufzuhalten, verzweifeln würden. Und wenn die Wahl schon nicht besteht – dann muss ich an seiner Seite sein.«
    Gelen schluckte. Zeit seines Lebens hatte er einen guten Riecher für Gefahren gehabt, und alles in ihm zerrte nach Osten, weit weg von Island. Der Tod, der aus dem Königreich herüberwehte, lag förmlich in der Luft. Trotzdem nickte er. »Wir sind Gefährten. Wo der Prinz ist, sind auch wir. Selbst im Tod.«
    Eolind seufzte. Er war ein wenig wütend auf sich selbst – wie hatte er etwas anderes erwarten können?
    »Nun denn«, flüsterte er schicksalsergeben. »Auf nach Island.«

    Es bewährte sich, dass Sigurd und Eolind schwere Börsen mit sich trugen, denn wie erwartet war es fast unmöglich, eine Besatzung zu finden, die bereit war, sich auf den Weg nach Island zu machen. Schließlich kamen sie mit einem ägyptischen Tuchhändler überein, die Reise mit zwei Booten anzutreten. Kurz vor Island würde die Mannschaft des einen Schiffes auf das andere wechseln

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