Die Rache Der Rose
Eine Art Stöhnen entwich ihr. Sie forderte die anderen mit einer Handbewegung zum Weitergehen auf. »Das macht unser Ritual nur noch um so wichtiger…«
Und als Elric den Frauen folgte, die sein Schwert in die Tiefen des Palastes trugen, wo das Ritual seinen Verlauf nehmen würde, wußte er, daß sowohl seine Seele als auch die seines Vaters nun wahrlich der Verdammnis anheimgefallen sein mußten.
DAS DRITTE KAPITEL
Rituale des Blutes; Rituale des Eisens.
Drei Schwestern des Schwertes.
Sechs Schwerter gegen das Chaos.
Durch Kreuzgänge aus rosigen und roten Mosaiken, durch Alleen aus Blumenbüschen, die von leuchtendem gebrochenem Sonnenschein aus verborgenen Oberlichtern beschienen wurden, vorbei an Galerien aus Gemälden und Skulpturen schritten die vier in gleichmäßigem Gang. »Dies hat etwas von Melnibone, und dennoch ist es nicht Melnibone«, sagte Elric in Gedanken versunken.
Prinzessin Tayaratuka war nahezu beleidigt. »Ich hoffe, daß sich hier nichts von Eurem Melnibone befindet. Von dieser kriegerischen Linie haftet uns nichts an. Wir gehören zu jenen Vadhagh, die vor den Mabden flohen, als das Chaos sich auf ihre Seite stellte…«
»Wir Melniboneer beschlossen, daß wir nicht mehr fliehen würden«, sagte Elric ruhig. Er hatte nichts gegen das entschlossene Erlernen der Kriegskünste durch seine Vorfahren, damit sie nicht mehr zersprengt würden. Er fürchtete sich nur vor dem, wozu derart leichtfertige Logik führen mochte.
»Ich beabsichtigte keine Kritik«, sagte die Prinzessin. »Falls es nötig sein sollte, ziehen wir das Wandern vor, anstatt jene nachzuahmen, die uns zu vernichten trachten…«
»Doch jetzt«, sagte Prinzessin Shanug’a, »müssen wir uns dem Chaos zum Kampf stellen, um das Unsere zu verteidigen.«
»Ich sagte nicht, daß wir nicht kämpfen würden«, sagte ihre Schwester bestimmt. »Ich sagte nur, daß wir nicht danach streben, Reiche zu gründen. Das sind zwei verschiedene Dinge.«
»Ich verstehe Euch, meine Dame«, sagte der Albino, »und diesen Unterschied akzeptiere ich. Ich hege keine Liebe für die Neigung meines Volkes, Reiche zu errichten.«
»Nun, mein Lord, es gibt viele andere Wege, Sicherheit zu erlangen«, sagte Prinzessin Mishiguya ein wenig geheimnisvoll, sogar etwas heftig, als sie sich weiter ihren Weg durch die lieblichen Behausungen und Galerien dieser zivilisiertesten aller Siedlungen bahnten.
Prinzessin Tayaratuka trug immer noch das große Schwert bei sich, hatte damit jedoch gewisse Mühe. Selbst als Elric anbot, ihr das Gewicht eine Weile abzunehmen, lehnte sie dies ab, als wollte sie auf keinen Fall ihre Pflicht verletzen.
Nun weitete sich der Flur zu einem dreieckigen Kreuzgang, der einen kühlen Rosengarten umschloß, der frei unter dem dunkelblauen Himmel lag. In der Mitte des Gartens befand sich ein Springbrunnen. Der Sockel dieses Springbrunnens war mit allerlei sonderbaren und grotesken Geschöpfen verziert, die ein wenig dem allgemeinen Stil widersprachen, und die Plinthe erhob sich in einer dreiseitigen Säule und weitete sich zu einer großen Schüssel, auf der die sehnigen Gestalten von Drachen und jungen Mädchen eingemeißelt waren, die sich einem eigenartigen Tanz hingaben. Noch immer entströmte dem Springbrunnen silbriges Wasser, und Elric empfand es als eine Art Lästerung, das Schwarze Schwert an einen so friedlichen Ort zu bringen.
»Dies ist der Garten der Rune«, sagte die Prinzessin Mishiguya. »Er liegt im Mittelpunkt unseres Reiches, unseres Landes; im Mittelpunkt dieses Palastes. Dies ist der erste Garten, den die Vadhagh nach ihrer Ankunft anlegten.« Sie atmete tief den alten Rosenduft ein. Sie hielt den Atem an, als sei es ihr letzter.
Prinzessin Tayaratuka legte das noch in der Scheide steckende Runenschwert auf eine Bank, tauchte die Hände in das kalte Wasser und goß es sich wie bei einer Weihe über den Kopf. Prinzessin Shanug’a ging zur anderen Seite der ersten der drei Galerien und kehrte fast sofort mit einem mit Rubinen besetzten Zylinder aus blassem Gold zurück und überreichte ihn Prinzessin Mishiguya; diese zog daraus eine weitere Röhre aus feinziseliertem und mit Gold eingelegtem Elfenbein hervor, die sie an Prinzessin Tarayatuka weiterreichte; und diese wiederum holte daraus einen Stab aus graviertem grauen Stein, auf dem sich dunkelblaue Runen wanden und verschoben, als ob sie lebendig wären, und die den Runen auf Sturmbringer sehr ähnlich waren. Solche Runen hatte Elric bisher
Weitere Kostenlose Bücher