Die Rache Der Rose

Zukunft schaute, auf ein vorherbestimmtes Verhängnis, für das dies eine Art Probe zu sein schien. Dann rief er seinen Geist zur Ordnung und widmete sich der bevorstehenden Aufgabe.
    Auf jeder Seite der Säule stand nun eine Schwester. Sie sahen zum Schwert auf. Ihre Stimmen begannen einen gleichklingenden Gesang, bis es nicht mehr möglich war, ihre Melodie von der des Schwertes zu unterscheiden.
    Dann merkte Elric, wie er den Runenstein in den ausgestreckten Händen hochhob und seine Lippen wortlose schöne Klänge von sich gaben…
    Sie hatten um seines Schwertes willen nach ihm gesucht, aber auch wegen seiner einzigartigen Gabe. Von allen Sterblichen verfügte nur Elric von Melnibone über die Macht und das Geschick, diese mächtigen Symbole zu lesen, sie auszusprechen, wie sie gesprochen werden mußten, und jeden Teil einer Rune auf eine Note einzustimmen. Diese Rune kannten die Schwestern auswendig, aber die Rune, die auf dem Schwarzen Schwert flammte, mußten sie selbst verlesen. Auf diese Weise verbanden sie alle ihre Fähigkeiten, all ihre Begabungen, in dem Lesen einer doppelten Rune, der mächtigsten aller Runen der Macht.
    Das Runenlied wurde lauter und zunehmend komplizierter …
    … denn jetzt erweckten die vier Adepten selbst die Runen - entfalteten ihre Zauberbanne durch die Zeiten, hoben ihre Stimmen außerhalb des menschlichen Hörbereichs, ließen die Luft sich krümmen und sich in tausend Stränge winden, die sie zusammenwoben und verknüpften…
    …erweckten die Runen zu einem Ding von unglaublicher Stärke, ließen die Atmosphäre selbst Blasen schlagen und brodeln, während um sie die Büsche und die Blumen sich wiegten, als ob sie ihre eigenen Rhythmen und Gesänge zum Runenlied beitrugen.
    Mit tausenderlei Eigenschaften lebte alles, vermischte und trennte, wandelte und verwandelte sich. Farben strömten wie Bäche durch die Luft. Ringsum ereigneten sich Ausbrüche namenloser Kräfte, während die Schale und das Schwert und der Runenstein die einzigen Konstanten in jenem doppelten Dreieck zu sein schienen.
    Jetzt erkannte Elric, daß dies ein Ort geballter psychischer Energie war. Aus dieser Quelle stammte vermutlich die Kraft, die sie verwendet hatten, um dem Chaos bisher zu widerstehen - zumindest genug Kraft, um einige Siedlungen wie diese zu beschützen. Doch verbunden mit der Macht des Schwarzen Schwertes wurde der Garten der Rune zu etwas unendlich Mächtigerem, als er es je hätte aus eigener Kraft werden können.
    … um das Schwert der Alchemie zu zerschlagen und um den Dreien nicht die Kraft des Einen zu versagen…
    Elric begriff, daß er, beinahe als Nebenwirkung des Rituals, das sie gerade vollzogen, eine Geschichte vernahm, die in die Runen eingewebt war. Es war eine Geschichte darüber, wie dieses Volk von einem Drachen durch die Dimensionen geführt worden war - von einem Drachen, der zuvor in einem Schwert gelebt hatte. Sein Volk kannte solche Legenden, die sich zweifellos auf einen seit langem vergessenen Abschnitt ihrer Wanderschaftsgeschichte bezogen. Schließlich erreichten sie dieses Land, das von Menschen unbewohnt war. Also machten sie es sich zu eigen und errichteten Siedlungen in den bestehenden Landschaften der Erde, am Rande ihrer Wälder und entlang ihrer Flüsse. Doch zuerst hatten sie den Garten der Rune erbaut. Mittels ihrer beträchtlichen Zauberkünste hatten sie die Macht verwandelt und verborgen, die nach ihrem Glauben das Ergebnis ihrer Erlösung und der zukünftigen Erlösung ihrer Nachkommen war.
    Das Runenlied ging weiter. Die Geschichte ging weiter. In den Springbrunnen wurden jene Gegenstände verarbeitet, die das Lied ›die Werkzeuge des letzten Mittels‹ nannte. Die Vorfahren der Prinzessinnen gaben den Runenstein von Mutter zu Tochter weiter, da sie glaubten, daß kein Mann das Geheimnis verwahren könne.
    Diese Werkzeuge des letzten Mittels konnten nur gegen das Chaos eingesetzt werden, und dies auch erst dann, wenn alles andere fehlgeschlagen war. Sie konnten nur gemeinsam mit einem anderen großen Gegenstand der Macht verwendet werden. Die entliehenen Gegenstände der Macht, die die Schwestern mit sich geführt hatten und mit denen sie um Elrics Hilfe hatten handeln wollen, ohne zu wissen, wie nahe er ihnen verwandt war, waren für dieses Werk nicht stark genug.
    Gaynor hatte diese Gegenstände gestohlen, denn er wußte, daß das Chaos sie fürchtete und nach ihnen gierte. Einer dieser Gegenstände war der Rose bereits gestohlen worden und