Die Rache Der Rose
Euresgleichen herunterputzen lassen, Gaynor.« Elric zwang seinen Körper zu einer entspannten Haltung, sein Gesicht zu einem gleichmütigen Ausdruck.
»Oh, Mörder von Verwandten und Verlobten! Was außer Abscheu könnt Ihr schon für Euren fehlerhaften Charakter empfinden?« Gaynor vollführte Finten mit Worten wie mit dem Blutsaugerschwert, und beides war dazu angetan, den Albino des Glaubens an seine eigene Geschicklichkeit, seines Überlebenswillens zu berauben.
»Ich habe mehr Übeltäter getötet, als ich Unschuldige getötet habe«, sagte Elric mit fester Stimme, obwohl es klar war, daß Gaynor wußte, wie er die empfindlichsten Stellen seines Daseins treffen konnte. »Und ich bedaure nur, daß ich um das Vergnügen komme, Euch niederzumachen, mißratener Diener des Gleichgewichts.«
»Begeht keinen Irrtum, mein Lord, für uns beide wäre es ein Vergnügen«, sagte Gaynor und sprang vor - und jetzt mußte Elric den Streich abfangen. Und wieder wurde die Kraft des Schwertes in einem großen Schlingen kosmischer Macht aufgesaugt, und das schwarzgelbe Blutsaugerschwert begann mit einem schmutzigen Schimmer zu pulsieren.
Elric war auf die Kraft von Gaynors Schwert nicht vorbereitet; er stürzte zurück und fiel fast aus dem Sattel, das Runenschwert baumelte nutzlos an seinem Gelenkriemen. Der Albino sackte nach vorne in seinem Sattel zusammen, japste nach Luft, sah alles, was sie zuvor gewonnen hatten, binnen kurzer Frist wieder verloren… Er krächzte der nun nahe herangerittenen Prinzessin Tayaratuka zu, daß sie fliehen solle - daß sie das Blutsaugerschwert unter allen Umständen meiden solle, denn jetzt war es zweimal so mächtig, wie es vorher gewesen war…
Aber die Prinzessin konnte ihn nicht hören. Selbst jetzt raste sie mit einer fast schwerelosen Anmut auf Gaynor den Verdammten zu, das goldene Schwert pfiff und heulte in ihrer Rechten, ihr schwarzes Haar flatterte hinter ihr, ihre violetten Augen leuchteten in Vorfreude auf Gaynors Untergang…
…dann drosch Gaynor sie fast gleichgültig mit dem Knauf seines Schwertes aus dem Sattel und ließ sie hilflos in dem zermalmten Fleisch und den Knochen des Schlachtfelds liegen, und ihr Pferd rannte weiter dorthin, wo die anderen kämpften, die immer noch von der Gefahr, die mit ihm kam, nichts ahnten…
Prinzessin Tayaratuka sah in Elrics Augen, als der Albino sich aufrecht hinzusetzen mühte. »Elric, steht Euch keine weitere Zauberei zu Gebote, die uns jetzt beistehen könnte?«
Elric zermarterte sich das Hirn, als er über alle Formeln und Tabellen und Worte nachdachte, die er als Kind auswendig gelernt hatte, und er konnte sich nicht auf eine einzige psychische Kraft einstimmen…
»Elric«, erklang Tayaratukas heiseres Flüstern, »seht - Gaynor hat Shanug’a niedergestreckt - das Pferd rast ungezügelt mit ihr davon… und jetzt ist Mishiguya vom Pferd gefallen… Elric, wir sind verloren! Wir sind trotz aller unserer Zauberkünste verloren!«
Und Elric bekam die undeutliche Erinnerung an ein altes Bündnis, das sein Volk mit einigen übernatürlichen Geschöpfen abgeschlossen hatte, die ihnen in den frühen Tagen zur Gründerzeit von Melnibone beigestanden hatten, aber ihm fiel nur ein einziger Name ein…
»Dickichtfrau«, murmelte er mit trockenen und rissigen Lippen. Es war, als ob sein Körper jeglicher Kraft beraubt sei und eine Bewegung ihn an einem Dutzend Stellen zerreißen lassen würde. »Die Rose wird es wissen…«
»Kommt«, sagte Tayaratuka, erhob sich und ergriff die Zügel seines Pferdes, »wir müssen es ihnen sagen…«
Doch Elric hatte nichts zu sagen; nur die Erinnerung an eine Erinnerung, an ein altes Scharmützel mit einem Naturgeist, der weder der Ordnung noch dem Chaos Treue schuldete; an einen nagenden Hinweis auf einen Zauberspruch - irgendeinen Zaubergesang, der ihm zu seiner Knabenzeit als Anrufungsübung beigebracht worden war…
Die Dickichtfrau.
Er konnte sich nicht darauf besinnen, wer sie war.
Gaynor war schon wieder in seine eigenen Reihen verschwunden und suchte nach Charion Phatt und der Rose, denn jetzt war er mit einem Schwert bewaffnet, das viermal mächtiger war als jene, die sich gegen ihn erhoben hatten, und er wünschte, die Klinge an gewöhnlichem sterblichem Fleisch zu erproben…
Wheldrake sah immer noch zu, betete immer noch, sah alles von seinem Balkon aus. Er sah, wie Prinzessin Tayaratuka ihr goldenes Schwert fortsteckte und Elrics Pferd zu ihren Schwestern führte, die in
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