Die Rache Der Rose
versicherte er, »und natürlich werden wir diesen ganzen Plunder zur Verwertung und angemessenen Verteilung abholen lassen. Dir werdet mir sicherlich zustimmen, wenn ich sage, daß wir die Familie Phatt und diese widerliche Hypochonderin los sind!«
Mittlerweile ließ auch Elrics Selbstbeherrschung nach, und wenn nicht der ruhige Blick der Rose auf ihm geruht hätte, und wäre nicht Wheldrakes grimmiges und erzürntes Schweigen gewesen, hätte er wohl seine Meinung kundgetan. So jedoch stimmte die Rose der Anmietung des Hauses zu, einigte sich über die Pacht und nahm aus den mäkeligen Händen dieses Sultans der Sophisterei die Schlüssel entgegen, komplimentierte ihn rasch hinaus und eilte ihnen dann in hastiger Verfolgung der verbannten Schuldner voraus; sie entdeckte sie, als sie langsam auf den nächstgelegenen Treppenabgang zugingen.
Elric sah, wie sie Fallogard Phatt einholte, eine tröstende Hand auf die Schulter eines halbwüchsigen Mädchens legte, ein freundliches Wort in das Ohr der Mutter flüsterte, den Jungen freundlich am Kopf zauste und sie verdattert wieder zurückbrachte. »Sie werden bei uns wohnen - oder zumindest auf unseren Kredit. Sicherlich kann dies selbst dem eigenartigen Sicherheitsverständnis der Zigeunernation nicht widersprechen.«
Elric betrachtete die fadenscheinige Gruppe mit einigem Widerwillen; er hegte nicht den Wunsch, sich mit einer Familie zu belasten, in Sonderheit mit einer, die einen derart untüchtigen Eindruck auf ihn machte. Er warf einen Blick auf das Mädchen, das dunkel und schmollend in seiner aufblühenden Schönheit vor ihm stand und einen Gesichtsausdruck beständiger Verachtung für alles, was sie erblickte, zur Schau stellte, während der Junge, der etwa zehn Jahre alt war, Besitzer jener schwarzen Augen war, die er auf der Treppe bemerkt hatte: die aufmerksamen und flinken Augen eines Wiesels, ein schmales, spitzes Gesicht, das diese Wirkung noch verstärkte, langes blondes Haar, das glatt am Kopf anlag; die kleinfingrigen Hände zuckten und huschten. Die Nase war neugierig vorgereckt, als ob er Ungeziefer wittere. Und als er in verständiger Erwiderung der Barmherzigkeit der Rose grinste, legte er scharfe kleine Zähne frei, die sich weiß vor dem feuchten Rot seiner Lippen abhoben. »Euch steht ein Ende Eurer Suche bevor, meine Dame«, sagte er. »Blut und Sproß werden sich wieder vermengen - falls das Chaos diese Prognose nicht zu widerlegen beschließt. Zwischen den Welten gibt es eine Straße, die zu einem besseren Ort führt als jene, die wir jetzt bereisen. Ihr müßt den Unendlichen Pfad einschlagen, meine Dame, und an seinem Ende nach der Lösung für Euren Kummer suchen.«
Anstatt mit Verwirrung oder Furcht auf seine seltsamen Worte zu reagieren, lächelte die Rose und beugte sich hinunter, um ihm einen Kuß zu geben. »Seid Dir alle hellsichtig?« fragte sie.
»Es ist das Hauptgeschäft der Familie Phatt«, erklärte Fallogard Phatt mit eine gewissen Würde. »Stets ist es uns vergönnt gewesen, die Karten zu lesen, durch den Nebel des Kristalls zu sehen und die Zukunft zu erfahren, so sie denn mit einiger Zuverlässigkeit vorhergesagt werden kann. Deshalb waren wir auch nicht unglücklich, als wir herausfanden, daß wir uns der Zigeunernation anschließen mußten. Aber wir stellten fest, daß diese Leute über keine echte Hellsichtigkeit verfügen, lediglich über eine Ansammlung von Taschenspielertricks und IDusionen, mit denen andere Menschen beeindruckt oder beherrscht werden. Einst hatte ihr Volk die umfassendsten Kräfte von allen. Nach und nach verschwanden sie auf ihrem sinnlosen Marsch um die Welt. Sie gaben sie nämlich aus Sicherheitsgründen auf. Und nun haben auch wir keine Verwendung für unsere Fähigkeiten mehr…« Er seufzte, kratzte sich in schneller Folge an verschiedenen Stellen, ordnete dabei Knöpfe und Senkel und Träger, als ob er erst jetzt seinen heruntergekommenen Aufzug bemerkte. »Was sollen wir tun? Sollten wir Fußgänger werden, sind wir unvermeidlicherweise dazu verdammt, unsere Tage an den Laufbrettern zu beschließen.«
»Wir würden uns mit Euch zusammentun«, hörte Elric die Rose sagen, und er sah sie überrascht an. »Wir haben die Macht, Euch gegen die Rechtsprechung der Zigeunernation beizustehen. Und Ihr habt die Macht, uns beim Auffinden dessen zu helfen, wonach wir suchen. Wir müssen drei Schwestern ausfindig machen. Vielleicht haben sie auch noch jemanden weiteren bei sich, einen Gepanzerten,
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