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Die Rache Der Rose

Die Rache Der Rose

Titel: Die Rache Der Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Moorcock
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Kundschaft! Ihr wißt ja, Tote bezahlen keine Rechnungen. Oder Enttäuschte. Ich bin ein Hellseher. Das ist meine Berufung. Meine liebe Mutter ist eine Hellseherin, meine Brüder und Schwestern sind es, und der größte von allen ist mein edler Sohn Koropith. Mein Onkel Grett war in der ganzen Nation und darüber hinaus berühmt. Vor unserem Niedergang waren wir sogar noch berühmter.«
    »Eurem Niedergang, Sir?« fragte Wheldrake, der sehr neugierig und dem Mann sofort zugetan war. »Eure Schulden?«
    »Schulden, mein Herr, haben uns durch das gesamte Multiversum verfolgt. Sie sind eine Konstante, mein Herr. Zumindest sind sie unsere Konstante. Ich spreche von unserem Absinken in der Gunst des Königs jenes Landes, das sich meine Familie auserkoren und wo sie sich niederlassen zu können hoffte. Salgarafad hieß es, es lag in einer Randsphäre, die von dem alten Gärtner lange vergessen worden war, und warum sollte es auch anders sein? Aber Tod ist nicht unsere Schuld, mein Herr. Das ist er nicht. Wir sind Freunde des Todes, aber nicht seine Diener. Und der König war der Ansicht, daß wir die Pest herbeigeholt hatten, da wir sie vorhersagten. Und deshalb mußten wir fliehen. Meiner Ansicht nach hatte auch Politik eine Menge mit der Sache zu tun. Aber wir sind nicht im Rat der Steuermänner zugelassen, geschweige denn dem der Lords der Höheren Welten, denen meine Familie und ich auf unsere eigene Weise dienen.«
    Nach Beendigung dieser Ansprache holte er tief Luft, stemmte eine tintenbekleckste Faust in die Hüfte, die andere mit dem Tintenfaß legte er vor die Brust. »Die Kredite«, so beharrte er, »sind in der Post.«
    »Dann wird man Euch leicht finden, lieber Herr, und wieder hier ansiedeln können. Vielleicht in einem anderen Haus? Doch sollte ich Euch daran erinnern, daß Eure Kredite auf gewissen Dienstleistungen beruhten, die Eure Schwester und Euer Onkel für diese Gemeinschaft ausführten. Und sie wohnen nicht mehr hier.«
    »Ihr schicktet sie an die Bretter!« schrie der bedrohte Hausbewohner. »Ihr habt sie den Laufbrettern überlassen. Gebt es zu!«
    »Über solche Angelegenheiten weiß ich nichts. Herr, dieses Eigentum wird benötigt. Dies sind die neuen Mieter…«
    »Nein«, sagte die Rose, »dem ist nicht so. Ich werde nicht die Ursache dafür sein, daß dieser Mann und seine Familie ihr Zuhause verlieren!«
    »Gefühlsduselei! Lachhafte Gefühlsduselei!« Vailadez Rench stieß ein donnerndes Gelächter aus, das alle Arten von Beleidigungen und herzlosem Spott enthielt. »Meine hebe Frau, diese Familie hat sich Eigentum angemietet, das sie sich nicht mehr leisten kann. Ihr könnt es Euch leisten. Das ist ein einfaches Naturgesetz, mein Herr. So spielt nun einmal das Leben, mein Herr.« (Die letzten Worte waren an den bockbeinigen Schuldner gerichtet.) »Laßt uns durch, mein Herr. Laßt uns durch. Wir bestehen auf dem altehrwürdigen Recht der Besichtigung!« Mit diesen Worten drängte er den unglücklichen Briefeschreiber beiseite und zerrte das verdutzte Dreiergespann hinter sich her in einen dunklen Eingang, von dem Treppenstufen fortführten. Vom Absatz spähten ihnen helle Knopfaugen entgegen, die einem Wiesel hätten gehören können, während von den Stufen ein weiteres Augenpaar sie mit schwelendem Zorn betrachtete. Sie betraten ein großes unordentliches Zimmer, das mit dürftigem Mobiliar und alten Dokumenten vollgestopft war und in dem in einem aus Elfenbein und Ebenholz gefertigten Rollstuhl zusammengekrümmt eine kleine Gestalt saß. Wieder schienen nur die Augen lebendig zu sein - durchdringende schwarze Augen, in denen keine sichtbare Intelligenz zu wohnen schien. »Mutter, sie dringen ein!« schrie der heimgesuchte Hausbesitzer. »Oh, mein Herr, Ihr seid grausam, wenn Ihr so strenge Gerichtsbarkeit gegen eine schwache alte Frau ausübt! Wie soll sie denn laufen, mein Herr? Wie soll sie sich bewegen?«
    »Sie muß geschoben werden, Meister Fallogard! Sie wird rollen, wie wir alle rollen. Vorwärts, immer nur vorwärts. In eine bessere Zukunft, Meister Fallogard. Ihr wißt doch, dafür arbeiten wir.« Vailadez Rench beugte sich hinunter und starrte die alte Frau an. »So bewahren wir die Integrität unserer großen Nation.«
    »Irgendwo habe ich gelesen«, sagte Meister Wheldrake leise, während er einige Schritte in dem Raum tat und ihn musterte, als ob er tatsächlich beabsichtige, ihn zu seinem Heim zu machen, »daß eine Gesellschaft, die sich einzig dem Erhalt ihrer

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