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Die Rache Der Rose

Die Rache Der Rose

Titel: Die Rache Der Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Moorcock
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herunter«, sagte der Steuermann und hob die Stimme über den stärker werdenden Wind, »oder Ihr macht eine Wende und versucht es noch einmal. Noch zwei Minuten, dann rettet uns nichts mehr vor diesen Felsen!«
    Brüllend wandte sich Gaynor an die Mannschaft, und Elric staunte über das Geschick, mit dem sich die Matrosen an die Arbeit machten; sie wendeten das Schiff gerade so weit, daß das Segel schlaff am Mast hing, und holten es dann ein, bevor der Wind es wieder einfangen konnte. Der Steuermann schrie ihnen ermunternde Rufe zu und schickte sie an die Ruder, denn das war die einzige Möglichkeit, um durch die Riffe am Rand der Welt hindurchzugelangen.
    Langsam bewegte sich das gelbschwarze Schiff durch die zerrende Strömung der Riffe - ein paar Zoll in diese Richtung, ein paar in jene, manchmal berührte es einen Felsen so sacht, daß der leiseste Hauch von Reibung zu vernehmen war, manchmal schien es sich zwischen Säulen aus Basalt und Obsidian hindurchzuzwängen, während der Wind heulte und die Brandung donnerte und die Welt wieder einmal dem Chaos anheimgefallen zu sein schien. Bis sie die erste Riffreihe überwunden hatten und in den ruhigen Gewässern zwischen der ersten und der zweiten Reihe vor Anker gegangen waren, war es Mittag geworden. Nun gab der Steuermann Anweisung an die Mannschaft, anständig zu essen und sich auszuruhen. Die nächste Reihe würden sie nicht vor dem folgenden Tag in Angriff nehmen.
    Am Tag darauf stürzten sie sich erneut in tosenden Lärm und weilengeschüttelte Verwirrung, als der Steuermann erst eine Richtung angab, dann eine andere, manchmal über das gesamte Schiff zurückrannte, um das Ruder zu übernehmen, und manchmal zum Ausguck hinaufkletterte, um sich zu vergewissern, was vor ihm lag, denn es war offensichtlich, daß er diese Riffe schon mehrmals durchquert hatte.
    Ein weiterer Streifen klaren blauen Meeres, der über hellen Sand verlief, ein weiterer Fleck ruhigen Wassers - und der Steuermann Heß sie einen weiteren Tag ausruhen.
    Zwölf Tage brauchten sie, um das letzte Riff zu erreichen und mit unangenehmen Gefühlen auf die schwarze Brandung zu blicken, die wie öliger Rauch auf Strände aus weichem, glattem Obsidian, auf die massige natürliche Barriere spülte, die durch die letzte Inselreihe erschaffen wurde. Die Schwere See bewegte sich mit außerordentlicher Genauigkeit, die Wellen hoben und senkten sich quälend langsam, und die tiefen Laute, die dabei entstanden, ließen den Eindruck entstehen, als habe dieses Meer eine Stimme, die für Menschen größtenteils unhörbar war, denn über dem dunklen langsamen Wasser lag eine sonderbare Stille.
    »Sie ist wie ein Meer aus kaltem verflüssigtem Blei«, sagte Wheldrake. »Sie spricht allen Naturgesetzen Hohn!« Bei dieser Bemerkung zuckte er die Achseln, als wolle er sagen: ›Wieso denn nicht?‹
    »Wie kann irgendein Schiff darüber segeln? Ich nehme an, daß die Oberflächenspannung mehr als genügend ist…«
    Der Steuermann hob den Kopf von der Reling, wo er ausgeruht hatte. »Sie kann überquert werden«, sagte er. »Sie ist auch schon überquert worden. Es ist ein Meer, das zwischen den Welten fließt, doch gibt es Menschen, denen dieses Meer so vertraut ist wie uns das, was wir hinter uns gelassen haben. Der menschliche Einfallsreichtum ist gewöhnlich in der Lage, ein Mittel zu finden, alles zu durchreisen oder überall hinzugelangen.«
    »Aber ist dieses Meer nicht gefährlich?« fragte Wheldrake und betrachtete es mit einiger Abneigung.
    »Oh ja«, pflichtete der Steuermann ihm bei. »Es ist sehr gefährlich.« Sein Ton war gleichgültig. »Obgleich man behaupten könnte, daß alles Vertraute weniger gefährlich wird…«
    »Oder gefährlicher«, sagte Elric betont. Er warf einen letzten Blick auf die Schwere See und suchte seine Kabine auf, die er unter Deck mit Wheldrake teilte. In dieser Nacht blieb er in seiner Unterkunft und grübelte über Themen, die er mit niemand anderem besprechen konnte, während sich Wheldrake dem Steuermann und der Mannschaft anschloß, um ihre erfolgreiche Durchquerung der Riffe zu feiern und hoffentlich weiteren Mut für den Rest der Reise zu schöpfen. Doch falls Wheldrake mehr über den Steuermann zu erfahren hoffte als die Tatsache, daß ihn Gaynor erst zwei Tage vor seiner Ankunft in Ulshinir an Bord genommen hatte, wurde er enttäuscht. Auch bekam er in dieser Nacht seine geliebte Charion nicht zu Gesicht. Etwas hielt ihn davon ab, ebenfalls seine Kajüte

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