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Die Rache Der Rose

Die Rache Der Rose

Titel: Die Rache Der Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Moorcock
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erlangen wie nur möglich - Macht, die mindestens der gewisser kleinerer Gottheiten gleichzukommen hatte. Zumindest hinreichend Macht, um das Chaos zu einem Abkommen anstatt zur Bedrohung und Vernichtung zu veranlassen. Doch was brachte ihnen diese Macht letztlich ein? Ich fürchte, weniger, als Euer Vater durch seinen Entschluß bekam…«
    »Mein Vater war unklug«, sagte Charion und beendete damit die Unterhaltung. Sie wandte ihre Aufmerksamkeit erneut der Kröte zu, die sich wieder niedergekauert hatte, und starrte, während sie mit ihrem Schwert der Kröte über den riesigen Rücken kratzte, düster zum Horizont, an dem allmählich dunkle Zacken auftauchten, erste Anzeichen jener Riffe, die nach Ansicht der Bewohner von Ulshinir die bewohnbare Welt von der unbewohnbaren trennten.
    Jetzt konnten sie die Brandung hören, konnten erkennen, wie sie sich an den vulkanischen Felsen brach, die dadurch in ungastlicher Schwärze schimmerten.
    »Ich bin unzufrieden, Herrin. Ich habe Hunger.« Die Kröte wandte den Blick Charion zu, und Wheldrake erkannte, daß er einen Rivalen vor sich hatte. Er genoß die sonderbare Empfindung gleichzeitiger Erheiterung, Eifersucht und grundlegender Furcht.
    Auch Elric hatte die Haltung der Kröte bemerkt, als sie Charion angesehen hatte, und er runzelte die Stirn. Ein Instinkt rührte sich in ihm, war jedoch noch nicht zum bewußten Gedanken gereift. Er würde gelassen abwarten, bis der Instinkt gereift war, Worte und Bestätigung gefunden hatte und zu einem Gedanken geworden war. Unterdessen lächelte er über Wheldrakes Unbehagen. »Keine Angst, Freund Wheldrake! Falls es Euch an der Schönheit und vielleicht auch dem besonderen Charme dieses Burschen ermangelt, so seid Ihr ihm doch fast gewiß überlegen, was den Verstand betrifft.«
    »Oh, in der Tat, Sir«, sagte Wheldrake in leisem Selbstspott, »und ich weiß, daß Verstand im Liebesspiel für gewöhnlich nichts bedeutet. Keine Versform wurde ersonnen, die eine solche Geschichte zu tragen vermag - von einem Dichter, dessen Rivale ein Reptil ist! Die Beklemmungen des Herzens! Die Ungewißheit! Die Narretei!«
    Und plötzlich hielt er inne, musterte die riesige Kröte, die seinen Blick erwiderte und ihn anstierte, als ob sie jedes Wort verstanden hätte.
    Dann teilten sich ihre Lippen, und langsam sprach sie.
    »Mein Ei sollt Dir nicht bekommen…«
    »Genau, Sir. Ganz genau, wie ich auch schon zu meinem Freund hier meinte.« Mit einer Verneigung, die derart theatralisch und geziert wirkte, daß sich Elric zuweilen fragte, was der Dichter eigentlich darstellte, ging Wheldrake seiner Wege, um sich eine Zeitlang mit irgendwelchen Angelegenheiten am Schiffsheck zu befassen.
    Vom Ausguck erschallte ein Ruf; dies lockte Gaynor von seinem Standort herbei, wo er offensichtlich auf das Meer gestarrt hatte, fast als ob er geschlafen oder seine Seele den Körper verlassen hätte. »Was? Ach ja. Der Steuermann. Holt den Steuermann herbei!«
    Und vom unteren Steuerborddeck kam ein grauer Mann heran - ein Mann, dessen Haut von Wind und Regen, jedoch nicht von der Sonne gegerbt war, ein Mann, dessen Augen unter dem Licht schmerzten, der jedoch auch dankbar dafür war. Er rieb sich die Handgelenke, die, nach ihren Schürfwunden zu urteilen, vor kurzem noch gefesselt gewesen waren. Er roch den salzigen Wind, und bei der Erinnerung überzog ein Grinsen sein Gesicht.
    »Steuermann. Hier ist das Mittel, mit dem Ihr Eure Freiheit wiedererlangen könnt«, sagte Gaynor und deutete zum Bug, der sich anmutig hob und senkte, während der Wind die Segel faßte. Vor ihnen lagen die felsigen Küsten von einem Dutzend Inseln - schwarze bösartige Zähne in brüllenden Gischtmündern.
    »Oder mit dem ich uns alle umbringen und mit mir in die Hölle nehmen kann«, sagte der Steuermann gelassen. Er war ein Mann von etwa fünfundvierzig Jahren, sein heller Bart war von der gleichen graubraunen Farbe wie sein zottiges Haar, und seine graugrünen Augen waren so durchdringend und fremdartig, daß es auf der Hand lag, daß er gelernt hatte, sie zu verbergen, denn jetzt blinzelte er, als ob er in starkes Sonnenlicht blickte, obgleich die Sonne doch hinter ihm lag, und mit den gewandten Bewegungen eines Mannes, der froh ist, sich wieder regen zu können, sprang er zum Vorderdeck, zwängte sich am Käfig der Kröte vorbei, als ob er solchen Bestien jeden Tag begegnen würde, und stellte sich neben Gaynor am Bug auf. »Ihr nehmt dieses Segel besser so schnell wie möglich

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