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Die Rache Der Wache

Titel: Die Rache Der Wache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Asprin
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vorwärts, und Lythande half ihr hinein. Die Oberfläche schloß sich hinter ihnen. Lythande drückte Wess sanft auf die Plattform, die scheinbar fließend aus der inneren Biegung der Kugel herausragte. Wess erwartete, Nässe zu spüren, aber die Oberfläche war elastisch, glatt und sogar ein wenig warm.
    »Was ist geschehen?« fragte sie noch mal.
    »Die Kugel ist ein Schutz gegen andere Magier.«
    »Ich bin kein Magier.«
    »Du scheinst das wirklich zu glauben. Du könntest mich nicht täuschen, es wäre dein Tod. Aber wenn du kein Magier bist, dann nur, weil du ungeübt bist.«
    Wess wollte widersprechen, aber Lythande brachte sie mit einer Handbewegung zum Schweigen.
    »Jetzt verstehe ich, wie du mir auf der Straße entwischen konntest.«
    »Ich bin Jäger«, sagte Wess verwirrt. »Was würde ein Jäger taugen, der sich nicht schnell und leise bewegen kann?«
    »Nein, es war mehr als das. Ich habe ein Zeichen an dir angebracht, und du warfst es ab. Das ist bisher noch niemandem gelungen.«
    »Ich habe nichts dergleichen getan.«
    »Laß uns nicht streiten, Frejöjan. Dafür ist keine Zeit.« Lythande untersuchte die Wunde, dann tauchte sie die Hand in die Wand der Kugel, entnahm eine Handvoll Wasser, und wusch damit das klebrige Blut ab. Die Berührung war warm und angenehm, Lythande war gewiß so erfahren wie Quartz.
    »Warum brachtest du mich hierher?«
    »Damit wir uns unbeobachtet unterhalten können.«
    »Worüber?«
    »Zunächst habe ich eine Frage. Warum glaubtest du, ich sei eine Frau?«
    Wess runzelte die Stirn und starrte in die verschwommenen Tiefen des Fußbodens. Ihr Stiefel kräuselte die Oberfläche, wie es das Bein eines Wasserläufers tut.
    »Weil du eine Frau bist«, erklärte sie. »Warum gibst du vor, keine zu sein?«
    »Das steht nicht zur Debatte«, erwiderte Lythande. »Die Frage war, warum nanntest du mich Schwester in dem Augenblick, als du mich sahst? Kein anderer Zauberer und auch sonst niemand hat mich je angesehen und als das erkannt, was ich wirklich bin. Du könntest mich und dich in große Gefahr bringen. Woher wußtest du es?«
    »Nun, ich wußte es eben«, entgegnete Wess. »Es war offensichtlich. Ich sah dich an, aber ich fragte mich nicht, ob du nun eine Frau oder ein Mann seist. Ich dachte, wie schön und elegant sie ist. Sie sieht weise aus, vielleicht kann sie uns helfen. Deshalb sprach ich dich an.«
    »Und was dachten deine Freunde?«
    »Sie — ich weiß nicht, was Aerie oder Quartz dachten, Chan fragte, warum ich dich mit >Schwester< ansprach.« »Und deine Antwort?«
    »Ich - ich«, sie zögerte. »Ich log ihn an«, bekannte sie, sie fühlte sich elend. »Ich sagte, es waren die Müdigkeit und das schlechte Licht und daß ich einen dummen Fehler gemacht hätte.«
    »Warum hast du ihn nicht davon überzeugt, daß du recht hattest?«
    »Weil es nicht meine Sache ist, etwas aufzudecken, was du lieber geheimhältst. Selbst meinem ältesten Freund gegenüber, meinem ersten Geliebten.«
    Lythande starrte nach oben auf die gebogene Oberfläche im Innern der Kugel. Die Spannung wich aus ihrer Haltung.
    »Danke, kleine Schwester«, sagte sie, und ihre Stimme verriet Erleichterung. »Ich wußte nicht, ob mein Geheimnis bei dir sicher wäre. Aber ich denke, das ist es.«
    Wess starrte sie an, kalte Schauer liefen ihr über den Rücken, als sie begriff. »Du brachtest mich hierher — du hättest mich getötet?«
    »Wenn ich es gemußt hätte«, gab Lythande leichthin zu. »Ich bin froh, daß es nicht nötig war. Aber auf ein Versprechen unter Zwang konnte ich mich nicht verlassen. Du fürchtest mich nicht, dein Entschluß entsprang einem eigenen, freien Willen.«
    »Das mag so sein«, erwiderte Wess. »Aber daß ich dich nicht fürchte, ist nicht wahr.«
    Lythande musterte sie. »Vielleicht ist diese Furcht berechtigt. Du könntest mich mit einem unbedachten Wort vernichten. Aber dieses Wissen wäre vielleicht auch dein Tod. Einige Leute fänden Mittel und Wege, herauszubekommen, was du weißt.«
    »Ich würde nichts verraten.«
    »Wenn jemand Verdacht schöpft, zwingt man dich wahrscheinlich.«
    »Ich kann auf mich selbst aufpassen«, erklärte Wess.
    Lythande rieb sich den Nasenrücken mit Zeige- und Mittelfinger. »Nun, Schwester, das hoffe ich. Ich kann dir nur wenig Schutz geben.« Sie — er, rief Wess sich ins Gedächtnis - stand auf. »Es ist Zeit, zu gehen. Die Dämmerung bricht bald an.«
    »Du hast mir eine Frage gestellt — darf auch ich dich etwas fragen?«
    »Ich

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