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Die Rache Der Wache

Titel: Die Rache Der Wache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Asprin
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werde dir antworten, wenn ich kann.«
    »Bauchle Meyns hätte mich, wenn er sich nicht so dumm angestellt hätte, umbringen können. Aber er verhöhnte mich, bis ich wieder einigermaßen bei Sinnen war. Er ließ seine Deckung fallen. Sein Freund wußte, daß ich ein Messer hatte, aber er griff unbewaffnet an. Nun versuche ich, zu verstehen, was geschah, aber es ergibt alles keinen Sinn.«
    Lythande atmete tief ein. »Westerly«, begann sie. »Ich wünschte, du wärst nie nach Freistatt gekommen. Du hast überlebt. Aus denselben Gründen, aus denen ich mich entschlossen habe, so zu erscheinen, wie ich nun bin und bleiben muß.«
    »Ich verstehe noch immer nicht.«
    »Sie rechnen nicht damit, daß du kämpfst. Daß du dich ein wenig wehrst, vielleicht, ja das erregt sie. Sie erwarten, daß du dich ihren Wünschen fügst, ob sie dich nun schlagen, vergewaltigen oder töten wollen. Die Frauen Freistatts sind nicht geübt im Kampf. Sie lernen, daß ihre einzige Macht darin besteht, zu gefallen, im Bett und durch Schmeichelei. Einige beherrschen das großartig. Die meisten überleben.«
    »Und der Rest?«
    »Der Rest wird aus verletztem Stolz getötet. Oder ...« Sie lächelte bitter und deutete auf sich.
    »Einige, wenige, stellen fest, daß ihre Talente auf anderem Gebiet liegen.«
    »Warum nimmst du das auf dich?«
    »Weil es der Lauf der Dinge ist, Westerly. Manche würden es Bestimmung nennen.«
    »Bei uns in Kaimas ist das anders.« Allein den Namen ihrer Heimat auszusprechen, erweckte in ihr den Wunsch, zurückzukehren. »Wer bestimmt das?«
    »Tja, Liebes«, antwortete Lythande ironisch. »Die Götter.«
    »Dann solltet ihr euch dieser Götter entledigen.«
    Lythande hob eine Braue. »Du solltest vielleicht solche Ideen für dich behalten. Die Priester dieser Götter sind in Freistatt sehr mächtig.« Ihre Hand teilte erneut die Oberfläche der Kugel und hielt die beiden Teile auseinander, um Wess hinauszulassen.
    Wess hoffte, das Wanken und Schlingern ließe nach, wenn sie festen Boden unter den Füßen hätte. Ihr Hoffen war umsonst.
    Schweigend kehrten Lythande und Wess zum Einhorn zurück. Als das Labyrinth erwachte, füllten sich die Straßen mit beladenen Karren, vor die hagere Pferde gespannt waren, mit Bettlern, Gauklern und Taschendieben. Wess kaufte Früchte und Speckbrot für ihre Freunde und sich.
    Das Einhorn war geschlossen und dunkel. Wie der Wirt schon gesagt hatte, er öffnete nicht sehr früh. Wess ging zum Eingang auf der Rückseite. Auf der Treppe, die hinaufführte, hielt Lythande inne.
    »Ich muß dich jetzt verlassen, Frejöjan.«
    Wess sah ihn überrascht an. »Aber ich dachte, du kämst mit, wir könnten gemeinsam frühstücken und reden ...«
    Lythande schüttelte den Kopf. Sein Lächeln war seltsam, nicht wie Wess vermutet hätte, ironisch, sondern traurig. »Ich wollte, ich könnte, kleine Schwester. Diesmal wünschte ich es wahrhaftig. Aber ich habe Geschäfte im Norden, die nicht warten können.«
    »Im Norden! Warum hast du mich dann bis hierher begleitet?« Trotz der sich windenden Straßen hatte Wess ihre Orientierung nicht verloren und wußte, daß sie in südlicher Richtung gegangen waren.
    »Ich wollte mit dir reden«, sagte Lythande.
    Wess sah ihn finster an. »Du dachtest, ich käme alleine nicht zurecht.«
    »Du bist fremd hier. Der Ort ist nicht sicher, nicht einmal für Leute, die ihr ganzes Leben hier zugebracht haben.«
    »Du ...« Wess verstummte. Sie hatte versprochen, sein Geheimnis für sich zu behalten, so konnte sie nicht sagen, was sie eben noch hatte sagen wollen: nämlich, daß Lythande sie behandelte, wie sie selbst nicht behandelt werden wollte. Wess schüttelte den Ärger ab. Stärker noch als die Enttäuschung über Lythandes mangelndes Vertrauen in sie und darüber, daß er nun gehen würde, war ihre Überraschung darüber, daß der Magier nur vorgegeben hatte, etwas über Satans Verbleib herausbekommen zu wollen. Aber sie hatte nicht die Absicht, zu intensiv über die Beweggründe eines Zauberers nachzudenken.
    »Du hast mein Versprechen«, sagte sie bitter. »Sei versichert, daß mir mein gegebenes Wort etwas bedeutet. Mögen deine Geschäfte gewinnbringend sein.« Sie wandte sich ab und nahm den Türgriff in die Hand, ihr Blick war verschwommen.
    »Westerly«, sagte Lythande sanft. »Glaubst du, ich kam gestern nacht zurück, nur um einen Schwur von dir zu erzwingen?«
    »Das spielt keine Rolle.«
    »Vielleicht nicht, schließlich habe ich so wenig dafür

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