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Die Rache Der Wache

Titel: Die Rache Der Wache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Asprin
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du! Dir gefallen die Fragen wohl nicht, eh? Die Garnison hat dich hinausgeschmissen. Wenn du wieder hierherkommst, du Hurensohn von einem Feigling, dann dreh mir besser nicht den Rücken zu!«
    »Er ist verrückt«, sagte Vis und blieb hinter einem unfreiwilligen Schutzschirm von Neugierigen stehen. Zwar versuchten die Leute sich zurückzuziehen, doch Vis blieb hinter der beweglichen Deckung.
    »Überlegt doch, wer sein Geld und sein Mädchen bekommen hat, und dann fragt euch, wer ihn umgebracht hat ...«
    Hanse griff nach seinen Messern. »Ist ja keine Wunde zu sehen!« rief eine junge Stimme schrill. Die Menge versuchte sich möglichst von Vis zu entfernen. Minsy schrie gellend, und mehrere starke und kräftige Arme legten sich um Hanses Ellbogen und seine Mitte. Er wand sich in ihrem Griff und trat mit den Beinen, während Mradhon Vis, der nun offen zu sehen war, sich aufrichtete und seine Kleidung glattstrich.
    »Verrückt!« sagte Vis erneut. Hanse überschüttete ihn und jene, die ihn hielten, mit Verwünschungen — und kalter Schweiß rann ihm über den Rücken, denn jeden Augenblick konnte Vis oder auch die Menge ihm etwas antun, und die Messer waren seine einzigen Waffen. Doch Vis stapfte davon und wurde zusehends schneller. Hanse trat erneut mit den Füßen nach denen, die ihn hielten, und verfluchte sie.
    »Beruhige dich!« Der zu seiner Linken war Cappen Varra. Er hatte einen Arm um seinen Ellbogen geschlungen und eine Hand um sein Handgelenk geklammert. Hanse hatte nichts gegen den Spielmann. Seine Stimme war sanft und wohlklingend, aber im Moment hörte Hanse »ich-bin-besser-als-du« aus ihr heraus, und flüchtig haßte er Cappen Varra. Doch dessen Griff war überzeugend, und außerdem verschwand der, dem seine eigentliche Wut galt, außer Sichtweite. Er kam wieder auf seine Füße, und während er vor Zorn noch bebte, ließ Varra ihn los. Auch Igan auf der anderen Seite, der große, nicht sonderlich gescheite Igan, gab ihn frei. Freundschaftliche Schläge auf die Schultern, ein verständnisvolles Grinsen, beruhigten ihn ein wenig und bedeuteten ihm, daß doch nicht alle gegen ihn waren.
    »Trinken wir etwas«, schlug Varra vor. »Die Leichensammler werden bestimmt bald davon hören — möchtest du weiter auffällig hier herumstehen? Komm mit!«
    Hanse ging bis zur Tür des Einhorns, ehe er zurückblickte. Weinend stand Minsy über Sjekso gebeugt, und Sjekso wirkte noch trauriger mit den offenen Augen, während die Neugierigen sich allmählich zurückzogen.
    Jetzt brauchte er wirklich etwas zu trinken.
    Mradhon Vis bog um die Ecke, ohne daß ihm jemand folgte. Er blieb stehen, lehnte sich an eine Hauswand und wartete, bis das Zittern in seinen Beinen aufhörte. Das war keine schöne Sache dort! Nicht, daß er noch keine Leichen gesehen oder selbst jemanden getötet hätte, in seiner Eigenschaft als Söldner und auch sonst. Er hatte jedoch keine Lust, sich nutzlos in Schwierigkeiten zu bringen, nicht jetzt mit dem Gold in seinem Stiefel und einer echten Aussicht auf mehr. Zwar war er schon ein paarmal Leibwächter gewesen, aber er war nicht groß und kräftig genug, daß er so einfach genommen wurde, und bei seinem fremdländischen und etwas finsteren Aussehen war es nicht einmal leicht, Arbeit als Wächter zu finden. Er hatte vor, der Aufforderung der Dame rechtzeitig Folge zu leisten. Mit einer Auftraggeberin, die so ohne weiteres eine Handvoll Gold zahlte, durfte man es sich nicht verderben. Wenn bloß niemand ihr inzwischen die Kehle durchgeschnitten hatte! Dieser Gedanke beunruhigte ihn, und das war es auch, was ihn entgegen seiner üblichen Vorsicht zu dieser Menschenmenge in der Nähe des Wilden Einhorns geführt hatte — ein Toter, der, als er ihn das letzte Mal lebend gesehen hatte, seine Auftraggeberin begleitet hatte, die seine, Vis', letzte und inbrünstigste Hoffnung war. Ja, er war mehr als besorgt.
    Andere Warnungen von größerer Komplexität gingen ihm durch den Kopf, aber er weigerte sich, sie zu beachten, denn sie ließen ihn an Fallen und Hinterhalt denken. Er hatte einen Dolch im Gürtel, seinen Verstand und ausreichend Erfahrung mit Auftraggebern aller Art, von denen nicht wenige vorgehabt hatten, ihm zu guter Letzt seinen Sold vorzuenthalten — auf die eine oder andere Weise.
3
    Im Wilden Einhorn war ein ständiges Kommen und Gehen, ein Durcheinander von morgendlichen Stammgästen und anderen. Hanse trank sein Bier und bemühte sich, das schmerzhafte Pochen aus seinem Kopf zu

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