Die Rache Der Wanderhure
dessen Bischöfe es taten. Nun wurde der Fürst unsicher und fragte sich, was er mit diesem so überraschend aufgetauchten Gast anfangen sollte. Daher gab er einem seiner Männer einen Wink, bevor er sich wieder dem schwarzen Mönch zuwandte.
»Ihr kennt den Bischof von Prag?«
»Ich glaube, ja«, antwortete Ruppertus, der nicht genau wusste, ob er diesem Mann in Rom begegnet war.
»Er ist unser Gefangener. Meine Männer werden ihn gleich holen. Von Euch aber will ich wissen, was der Kerkermeister des Papstes von mir will? Wollt Ihr mich etwa bekehren? Wenn ja, werdet Ihr Euch in Kürze unter der Schar der Märtyrer wiederfinden, zu denen Euresgleichen so eifrig betet, als wären diese Menschen Gott oder wenigstens einem Cherub gleich.«
Um Ruppertus’ Mund spielte ein spöttisches Lächeln. »Ich will Euch nicht bekehren, Fürst Vyszo, sondern Euch einen Handel vorschlagen, der zu Eurem Vorteil ausschlagen wird.«
»Einen Handel?« Vyszo begann zu lachen. »Was hättet Ihr mir schon anzubieten, Mönch?«
»Zum Beispiel die Burg Sokolny«, antwortete Ruppertus ungerührt.
»Sokolny? Für diese Frechheit lasse ich Euch vierteilen!« Vyszo sah ganz so aus, als wolle er den Befehl dazu auf der Stelle geben.
Da schoss Ruppertus seinen nächsten Pfeil ab. »Graf Sokolny hat sich auf Sigismunds Seite geschlagen!«
»Ihr lügt!«, fuhr Vyszo ihn an, wurde aber gleichzeitig unsicher, denn es gab Gerüchte, die genau das besagten. Immerhin musste der Graf mit einem Großangriff von seiner Seite rechnen, und da war es gut möglich, dass er sich mit dem König verbündet hatte, um sich behaupten zu können.
»Ich lüge niemals«, erklärte Ruppertus gelassen. »Als Lohn für dieses Bündnis schickt Sigismund dem Grafen eine Ladung neuartiger, tödlicher Waffen, mit denen dieser Euren Angriff leicht abwehren kann.« Jetzt muss es sich entscheiden, dachte er. War Vyszo nur ein fanatischer Narr, würde er ihm nicht glauben oder der Ansicht sein, Sokolnys Burg auch ohne seine Hilfe erobern zu können. Als fähiger Feldherr musste er ihm jedoch weiter zuhören.
Einen Augenblick lang schwankte der Hussit, dann deutete er auf das Innere seines Zeltes. »Kommt herein! Mich interessiert, was Ihr zu berichten habt. Bringt Wein und Brot für mich und meinen Gast!«
Auf diese Worte hin eilten mehrere Diener davon, während Ruppertus Vyszo mit einem zufriedenen Lächeln in das Zelt folgte. Er setzte sich auf einen Stuhl, den ein Diener ihm hinstellte, trank von dem Wein, der ihm gereicht wurde, und musterte dabei den Fürsten mit einem belustigten Blick.
»Sokolny vertraut Sigismund und fühlt sich dadurch sicher. Allerdings werden die Waffen, die ihm der König geliefert hat, ihren Zweck nicht erfüllen. Dafür habe ich gesorgt.«
Es dauerte einen Augenblick, bis Vyszo begriff, was sein Gast damit gemeint hatte. »Ihr habt die Waffen unbrauchbar gemacht?«
»Unbrauchbar machen lassen«, korrigierte Ruppertus ihn. »Es sind gefährliche Waffen, nämlich die neuen Handbüchsen. Sie verschießen kleine Eisenkugeln, die jeden Brustpanzer durchschlagen.«
»Ich habe davon gehört«, erklärte Vyszo nachdenklich. »Allerdings bräuchte Sokolny mehrere hundert dieser Handbüchsen, um mich und meine Männer aufzuhalten.«
»Ihr vergesst die Wirkung, die diese Waffen auf Eure Männer haben werden. Vor Pfeilen können sie sich mit ihren Schilden schützen. Doch gegen eine Kugel, die von einem Tannenbergrohr abgefeuert wurde, gibt es keinen Schutz. Es reichen drei Dutzend solcher Rohre, um den Mut jedes Soldaten schwinden zu lassen. Stellt Euch vor, wie Eure Männer vorwärtsmarschieren und dabei einer nach dem anderen fällt.«
Dieses Bild malte Ruppertus so lebendig aus, dass der Fürst eine solch ungleiche Schlacht tatsächlich vor sich zu sehen glaubte. Vyszo schüttelte sich, fasste sich dann aber wieder und sah seinen Gast lauernd an.
»Ihr sagt, Ihr habt die Waffen unbrauchbar gemacht. Warum sollte ich sie also fürchten?«
»Weil es nur eines Handgriffs bedarf, sie wieder schussfertig zu machen. Wenn ich nicht bald zu meinem Gewährsmann zurückkehre und ihm sage, dass Ihr auf meine Forderungen eingegangen seid, wird er einen Pfeil über die Grenze zu Sokolny schießen, um dessen Schaft ein Brief gewickelt ist. Das Blatt wird genau dieses Wissen enthalten.«
Obwohl er noch immer in Gefahr schwebte, auf Vyszos Befehl von dessen Leuten hingerichtet zu werden, genoss Ruppertus die Situation. Gott hatte das Geschick aller
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