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Die Rache Der Wanderhure

Die Rache Der Wanderhure

Titel: Die Rache Der Wanderhure Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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ihm selbst mehr als einen beiläufigen Blick zu gönnen. Diese Haltung verwirrte Hettenheim, und er fragte sich, ob der andere nur mit ihm spielte, um ihn zu späterer Stunde zur Rechenschaft zu ziehen.
    Da wandte Michel sich ihm lachend zu. »Nach diesem Treffer könnte Sigismund dich womöglich für einen Verräter halten, Händler!« Dabei deutete er auf die Rüstung mit den Abzeichen eines königlichen Ritters, die nun kopflos auf dem Anger stand.
    Hettenheim zwang sich zu einem Grinsen, sagte aber nichts, sondern beobachtete, wie Michel sich zu Janka gesellte und ihr den Arm um die Schultern legte, als wäre dies sein ureigenstes Recht.
    »Wer ist dieser Mann?«, fragte er Ritter Roland leise.
    »Das wüsste ich auch gerne«, antwortete dieser mit einem tiefen Seufzer. »Auf jeden Fall habe ich nie einen besseren Kämpfer als ihn gesehen. Allerdings muss er einmal unterlegen sein.«
    »So?« Mehr fiel Hettenheim nicht ein.
    Unterdessen ging Marat zu dem getroffenen Helm hin, bückte sich und hob ihn auf. Dort, wo das Geschoss ihn getroffen hatte, war ein an den Rändern zerfetztes Loch zu sehen. Doch als er den Helm drehte, hörte er etwas darin klappern. Neugierig kippte Marat ihn um und fing die daumendicke Eisenkugel auf, die in den Helm eingeschlagen hatte. Es war eine Kugel von derselben Art, wie er sie aus Michels Schulter geholt hatte. Sein Verdacht, dass der Händler etwas mit dem Anschlag auf seinen Freund zu tun haben könnte, wurde durch diese Entdeckung weiter genährt. Zwar konnte der Fremde auch nur der Mann sein, der den Verrätern die Waffen geliefert hatte, aber für seinen Geschmack starrte er zu angespannt Michel und Janka an.
    Während Marat über seinen Verdacht nachsann, konnte Hettenheim sich kaum mehr beherrschen. Jeden Augenblick erwartete er, dass Michel den Befehl geben würde, ihn gefangen zu nehmen. In diesen Minuten haderte er mit Gott und der Welt, weil seine Lehensmänner Loosen und Haidhausen nicht in der Lage gewesen waren, mit diesem Mann fertig zu werden, obwohl Hannes Mühldorfer ihnen beigestanden hatte. Nervös trat er näher auf Michel zu, der sich zu ihm umdrehte und ihn freundlich ansah.
    »Eure Waffen sind gut. Allerdings werden drei Dutzend nicht ausreichen, uns Vyszos Scharen auf Dauer vom Hals zu halten. Wie viele weitere kannst du liefern?«
    Zu anderen Zeiten hätte Hettenheim sich verwahrt, von Michel wie ein schlichter Handelsmann angesprochen zu werden. Nun aber war er froh darum. Wie es aussah, schien Michel Adler ihn nicht zu erkennen. Da entdeckte er die noch nicht völlig verheilte Narbe auf Michels Kopf und ahnte, dass es damit zu tun haben musste. Offensichtlich hatte der Hohensteiner durch seinen Schuss das Gedächtnis verloren und erkannte ihn nicht. Für ihn hieß das, Sokolny unversehrt verlassen und zu den eigenen Truppen zurückkehren zu können. Was der Inquisitor sagen würde, wenn er erfuhr, dass der angeblich tote Ehemann der Marie Adler noch am Leben war, wollte er sich lieber nicht vorstellen.
    Ein rascher Blick zu seinen drei Begleitern zeigte ihm, dass diese Michel nicht erkannt hatten. Also war es besser, auch Janus Suppertur gegenüber dessen Überleben zu verschweigen und auf die Hussiten zu vertrauen, die Graf Sokolny und dessen Gefolgschaft schon bald den Garaus machen würden.

14.
    N achdem es Marie gelungen war, Jakub und seine Männer zu überlisten, war sie an der genannten Wegkreuzung nach Süden abgebogen, um nach Sokolny zu gelangen. Sie merkte jedoch rasch, dass sie sich in der Entfernung sträflich verschätzt hatte. Die Dämmerung zog bereits auf, und wenn sie nicht bald ein Dach über den Kopf bekam, würde sie im Wald übernachten müssen. Besorgt blickte sie zum Himmel. Dort ballten sich dichte Regenwolken.
    Der Gedanke an eine Regennacht im Freien brachte Marie dazu, fester auszuschreiten. Doch nach kurzer Zeit blieb sie stehen und starrte auf die vor ihr liegende Gabelung. Da der Patrouillenführer Jakub ihr zwar den Weg in den eigenen Machtbereich, aber nicht den nach Sokolny erklärt hatte, wusste sie nicht, ob sie nach links oder nach rechts gehen sollte. Ein Blick in die Runde half ihr ebenfalls wenig. Um sie herum war dichter Wald, an dessen Stämme seit Jahrhunderten keiner die Axt angelegt hatte, und die Berge dahinter konnte sie von dieser Stelle aus nur erahnen.
    Schließlich zuckte sie die Schultern, zählte einen Kinderreim ab und wählte die Richtung, die dieser ihr wies. Eine Zeitlang ging es weiter durch

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