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Die Rache Der Wanderhure

Die Rache Der Wanderhure

Titel: Die Rache Der Wanderhure Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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sollten mit den neuen Handbüchsen bewaffnet einen Angriff auf das Hussitenlager durchführen, doch hatte Graf Sokolny dies nach kurzer Beratung verworfen, um die wertvollen Waffen nicht bei einer solch riskanten Aktion zu verlieren.
    Marat spürte, dass Michel immer noch darüber nachsann, wie er den Grafen dazu überreden konnte, ihm den Ausfall doch zu erlauben, und wechselte das Thema.
    »Eines will mir nicht aus dem Kopf gehen, Němec.«
    »Was drückt dich?«
    »Ein Bild, das ich in meinen Gedanken sehe!«
    »Hat es ein Geweih wie deine Rentiere, oder ist es nackt wie meines?«, bohrte Michel weiter.
    Marat schüttelte den Kopf. »Beides nicht! Ich meine den Händler, der uns die Waffen gebracht hat. Als er dich gesehen hat, ist er fürchterlich erschrocken und hat sein Donnerrohr mit brennender Lunte einen Augenblick auf dich gerichtet, so als wolle er dich erschießen.«
    »Wie kommst du darauf?« So genau hatte Michel nicht auf den Mann geachtet, als dass er dies bemerkt hätte. Er kannte Marat inzwischen jedoch gut genug, um zu wissen, dass dessen Blick selten etwas entging.
    »Er muss dich kennen, und er ist gewiss nicht dein Freund«, erklärte Marat mit ernster Stimme.
    »Aber woher? Ich kann mich nicht an ihn erinnern!«
    »Du kannst dich an vieles nicht mehr erinnern. Du bist ein Němec, ein Deutscher, und du bist von deutschen Rittern angegriffen worden. Der Mann weiß davon, und er hatte Angst vor dir. Hier, sieh! Das Ding hier hat den Helm durchbohrt!« Mit diesen Worten reichte Marat Michel eine kleine Eisenkugel.
    Michel nahm sie in die Hand und spielte damit wie mit einem Ball. »Diese Dinger werden unsere Unabhängigkeit sichern, mein Freund. Sie werden Vyszos Hussiten niedermähen, bis ihnen jede Lust auf einen Angriff vergeht!«
    Ohne darauf zu antworten, zog Marat eine zweite Eisenkugel aus seiner Tasche und drückte sie Michel in die Hand. »Dieses Ding habe ich aus deiner Schulter herausgeschnitten. Es gibt nicht viele, die über solche Handmörser verfügen. Daher solltest du dir Gedanken über diesen Händler machen. Obwohl …«
    Marat fuhr sich über die Stirn, um einen Gedanken zurückzuholen, der ihm eben durch den Kopf geschossen war.
    »… obwohl ich bezweifle, dass der Händler ein Händler war. Seine Sprache war eher die eines Edelmanns. Auch seine drei Knechte wirkten, wenn ich es recht bedenke, trotz ihrer Fuhrmannstracht wie Soldaten.«
    »Du meinst, der Händler hätte uns getäuscht?«, fragte Michel und ärgerte sich, weil er nicht besser auf den Mann geachtet hatte.
    Marat nickte bedächtig. »Genau das glaube ich.«
    »Aber warum sollte er das tun? Er war doch ein Mann des Königs!«
    »Was ist, wenn der König lügt? Ich würde es Sigismund zutrauen. Sokolny behindert ihn nicht weniger als die Hussiten. Vielleicht ist es sein Plan, uns von Vyszos Heer niederkämpfen zu lassen, um uns auszuschalten und gleichzeitig den Hussitenfürsten zu schwächen!«
    Obwohl Michel die Schlüsse seines Freundes nachvollziehen konnte, schüttelte er den Kopf. »Dann hätte Sigismund uns die Handbüchsen nicht überlassen dürfen. Selbst mit denen, die wir bereits haben, können wir Vyszos Männer zurückschlagen. Damit hätte Sigismund nichts gewonnen.«
    »Das stimmt zwar, aber ich habe ein verdammt schlechtes Gefühl dabei. Komm mit! Ich will mir die Handbüchsen noch einmal ansehen.« Marat verließ den Wehrgang, ohne darauf zu achten, ob sein Freund ihm folgte oder nicht.
    Michel schüttelte kurz den Kopf, ging dann aber gemeinsam mit dem Steppenkrieger in den Kellerraum, in dem Sokolny die wertvollen Handbüchsen aufbewahrte. Die Büchse, die der Händler ihnen vorgeführt hatte, lag auf einem Tisch, die anderen waren noch in ihren Kisten verpackt. Während Marat die erste Waffe von allen Seiten betrachtete, öffnete Michel eine Kiste und zog eine der anderen Handbüchsen hervor. Dann nahm er eines der Pulverhörner und lud die Waffe so, wie der Händler es ihnen gezeigt hatte. Als Letztes schnitt er ein kurzes Stück Lunte ab und steckte es ins Zündloch.
    »Wenn du das Ding abfeuern willst, solltest du es draußen tun. Wenn die Kugel hier an der Wand abprallt und in eines der Pulverfässer fährt, braucht Vyszos Heer nicht einmal mehr zum Sturm antreten«, warnte Marat ihn.
    Michel nickte lächelnd und verließ den Keller. Auf dem Burghof angekommen, ergriff er eine Fackel und entzündete die Lunte. Diese brannte ab, bis der Funke ins Zündloch schlüpfte, und erlosch, ohne dass

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