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Die Rache Der Wanderhure

Die Rache Der Wanderhure

Titel: Die Rache Der Wanderhure Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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weiß.«
    »Besser vor unserem Fürsten Vyszo und seinen Kriegern. Die werden nämlich Sokolny in der Johannisnacht dem Erdboden gleichmachen. Da wäre es schade, wenn ein so feiner Bursche wie du für einen Feind gehalten würde.«
    Marie fuhr es durch alle Glieder. Wenn sie Michel finden und ihn warnen wollte, durfte sie sich weder von der Nacht noch vom Regen aufhalten lassen. Daher streifte sie die Hand der Hure, die sich auf ihre Schulter verirrt hatte, ab und stand auf.
    »Ich muss weiter!«
    »Aber doch nicht in der Dunkelheit!«, wandte die Hure ein. »Lass dir vom Wirt eine Kammer zuweisen. Ich komme mit dir und sorge dafür, dass du es nicht bereust. Ich mache dir auch einen guten Preis. Für dich kostet es nur fünfzehn Kreuzer.«
    Marie begann zu lachen. »Fünfzehn Kreuzer verlangst du? Du bist verrückt! In Konstanz lag der Preis für eine wie dich bei fünf Kreuzer, und das beim Konzil und nicht im Krieg wie hier.«
    »Sieh an, der junge Herr kennt sich gut aus mit Hurenpreisen. Du bist wohl ein ganz Schlimmer, was? Und so jung, wie du ausschaust, kannst du auch nicht mehr sein. Das Konzil war doch schon vor zehn Jahren!« Bei jedem Wort rückte die Hure näher auf Marie zu und schlang schließlich einen Arm um sie.
    »Für einen jungen Burschen mit einem sicher mächtigen Geweih mach ich’s natürlich billiger. Einigen wir uns auf acht Kreuzer!« Noch während sie es sagte, griff die Frau Marie zwischen die Beine. Diese wollte ihr die Hand noch wegschlagen, doch die andere war schneller.
    Zuerst schüttelte die Hure verwirrt den Kopf, dann verzerrte sich ihr Gesicht zu einer hasserfüllten Grimasse. »Dieser Bursche ist kein Kerl, sondern ein Weibsbild – eine Spionin!«, rief sie den Soldaten zu und riss Marie den Hut vom Kopf.
    Eine Fülle langen, rötlich schimmernden Haares fiel über Maries Rücken. Entsetzt und wütend stieß Marie die Hure von der Bank und sprang auf.
    Doch da waren bereits mehrere Soldaten auf den Beinen und verlegten ihr den Weg.
    »Fangt die Spionin!«, befahl ihr Anführer und zog sein Schwert.
    Mehrere Männer stürzten sich auf Marie, doch sie tauchte unter den zugreifenden Armen hindurch, zückte ihren Dolch und stach dem Mann, der ihr im Weg stand, in die Schulter. Während dieser zurückzuckte, entriss sie ihm das Schwert und hielt sich damit die anderen Soldaten vom Leib.
    Marie glaubte schon, durch die Tür entkommen zu können, da tauchte auf einmal der Wirt mit einem Fischernetz auf und warf es über sie. Bevor sie sich daraus befreien konnte, griffen die Soldaten nach ihr und hielten sie fest.
    Es ist vorbei, schoss es ihr durch den Kopf. Ich bin gescheitert!
    Da tauchte die Hure neben ihr auf, den Bierkrug in der Hand, und blickte höhnisch auf sie herab. »Hier hast du deine fünf Kreuzer«, zischte sie und schlug mit dem Krug zu.
    Um Marie wurde es schwarz, und sie sank zu Boden. Die Hure hingegen sah die Soldaten grinsend an und streckte die freie Hand aus.
    »Ich glaube, es ist eine Belohnung wert, dass ich diese Spionin hier ausgeräuchert habe! Meint ihr nicht auch?«
    Der Anführer der Männer nickte. »Die bekommst du! Aber jetzt wollen wir dieses Biest erst einmal fesseln. Weiß der Teufel, wo sie gelernt hat, mit dem Schwert umzugehen. Beinahe wäre sie uns durch die Lappen gegangen.«
    Dann versetzte er der Hure einen leichten Stoß. »Kümmere dich um unseren verwundeten Kameraden. Wenn er stirbt, drehe ich unserer Gefangenen eigenhändig den Hals um, aber schön langsam, damit sie auch etwas davon hat!«

15.
    W ährend Marie von den Hussiten gefangen genommen wurde, standen Michel und Marat auf den Zinnen von Sokolny und blickten zu den Lagerfeuern ihrer Gegner hinüber. Michel wirkte siegessicher, doch Marat verzog sorgenvoll das Gesicht.
    »Es werden immer mehr. Fürst Vyszo ruft alles zusammen, was er aufbieten kann. Auch lässt er Belagerungsgerät bauen und verstärkt seine Artillerie. Ich sage dir, sie werden bald kommen!«
    »Sollen sie doch! Wir werden sie mit Wellen aus Eisen fortspülen«, antwortete Michel lächelnd.
    »Ich hoffe, der Händler, der uns die ersten Handbüchsen geschickt hat, beeilt sich und bringt noch mehr von den Dingern. Wir werden sie brauchen, wenn wir mit Vyszos Leuten fertig werden wollen.«
    Marat klang nicht sehr zuversichtlich. Seit Tagen bereiteten die Hussiten den Sturm auf die Burg vor, ohne dass sie den Gegner daran hindern konnten. Zwar hatte Michel vorgeschlagen, er und zwei Dutzend weitere Männer

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